Pascal Hens steht mit dem HBW vor einer schweren Saison. Foto: Eibner

Handball: Bei "Dittsche" gibt's natürlich "Pommes" - Neuzugang hat mit 36 Jahren noch richtig Lust auf die Bundesliga.

Er ist eines der bekanntesten Gesichter des deutschen Handballs, 16 Jahre hat er in der Handball-Bundesliga auf dem Buckel. Nach einem kurzen "Zwangsausflug" nach Dänemark ist Pascal Hens zurück in der Bundesliga – im Trikot des HBW Balingen-Weilstetten.

Dass Hens überhaupt mit dem Handballspielen begann, hatte er einem Zufall zu verdanken. "Als ich eingeschult wurde, haben fünf, sechs meiner Klassenkameraden Handball gespielt. Ich wollte unbedingt etwas mit den Jungs machen und bin einfach mal mit ins Training. Hätten sie Fußball gespielt, wäre ich wohl dort gelandet", sagt Hens.

Und der Fußball spielt eine große Rolle für das Rückraum-Ass, schließlich ist er begbegeisterter Fan des Bundesligisten FSV Mainz 05. "Mit meinem älteren Sohn Noah schaue ich mir Samstags immer die Bundesliga-Konferenzschaltung an. Natürlich hoffe ich, dass Mainz eine gute Runde spielt." Die Kontakte zum FSV sind jedenfalls bestens – sein guter Freund Sandro Schwarz ist Coach des Mainzer U23-Teams.

Den Handball hingegen hatte er als Jugendlicher gar nicht auf dem Schirm. "Ich habe das aus Spaß an der Freude gemacht und kaum einmal ein Spiel gesehen. Ich war nur einmal bei einem Spiel der SG Wallau-Massenheim, und ein paar Jahre später stand ich dann selbst für die SG auf dem Feld", sagt Pascal Hens, von den meisten schlicht "Pommes" genannt. Den Spitznamen handelte er sich in seiner Zeit bei der Eintracht Wiesbaden ein. "Beim Krafttraining haben mich meine Teamkollegen immer veräppelt, ich hätte so dünne "Pommes-Arme". Ich habe damals bei einer Größe von 2,03 Metern gerade einmal 86 Kilogramm gewogen. Ich war schon sehr dünn."

In jener Zeit hatte er selbst keinen Gedanken daran verschwendet, dass er eines Tages zu einem der populärsten Handballer Deutschlands mit 199 Länderspielen, zahlreichen Erfolgen mit der DHB-Auswahl und zum Aushängeschild des HSV Hamburg werden würde. 13 Jahre trug er das HSV-Trikot, bis zu dessen Insolvenz Mitte Januar dieses Jahres. Mit den Hanseaten gewann er alles, was es mit einem Verein zu gewinnen gibt. Deutsche Meisterschaft, DHB-Pokal, Super-Cup, EHF-Cup der Pokalsieger und Champions-League. Dass er in dieser Zeit schon als echter Hamburger wahrgenommen wurde, verdeutlicht ein Gastauftritt in Olli Dittrichs Kult-TV-Sendung "Dittsche". "Es war schon lustig, kurz in den Imbiss reinzudackeln und eigentlich nichts zu machen", sagt Hens. Eines musste er in der "Eppendorfer Grill-Station" natürlich – Pommes bestellen.

Zu gerne hätte er auch beim Neuaufbau des HSV in der 3. Liga mitgeholfen. Doch der Klub verzichtete auf seine Dienste. "Hamburg, das stimmt mich immer noch sehr traurig. Ich kann es nicht richtig verstehen, dass man mich nicht mehr als Spieler wollte – jemanden, der 13 Jahre den Hintern für den Klub hingehalten hat."

Auch nach 16 Jahren Handball-Bundesliga sollte für den gebürtigen Pfälzer aber nicht Schluss sein. Er nahm das Angebot über einen Ein-Jahres-Vertrag des HBW Balingen-Weilstetten an. "Handball macht mir einfach noch großen Spaß. Und der HBW ist ein bodenständiger, solide geführter und familiärer Verein. Das einzige Problem ist, dass ich Familie meine nicht mitnehmen konnte. Es wäre blöd gewesen, sie aus dem Umfeld herauszureißen."

Dennoch fühlt sich der 36-Jährige in Balingen gut aufgehoben. "Ich bin immer als Gegner in die Sparkassen-Arena gekommen. Die jetzt als Heimspielstätte zu erleben, ist schon toll. Ich fühle mich sehr wohl. Mannschaftlich stimmt’s. Es wäre nur schön gewesen, wenn in der Vorbereitung alle gesund geblieben wären. Dann hätten wir uns besser einspielen können. Dazu müssen wir jetzt jede Trainingseinheit und jedes Spiel nutzen. Bis die Automatismen greifen, dauert es eben. Wir haben auf jeden Fall das Potenzial dazu, die Klasse zu halten. Aber es wird sehr schwer. das weiß jeder. Die Aufsteiger Erlangen, Minden und Coburg sind ambitioniert und wollen auch oben bleiben. Für uns wird es wichtig, gut in die Saison hineinzukommen."

Pascal Hens wurde am 26. März 1980 in Da u n/Eifel geboren. Er wuchs in Mainz-Kastell (Wiesbaden) auf und begann mit sechs Jahren bei der TG Kastell mit dem Handball-Spielen.

Nach zehn Jahren im Nachwuchs der TG wechselte er für zwei Spielzeiten zum SV Kostheim, dann zum damaligen Zweitligisten TuS Eintracht Wiesbaden. Nach nur einer Saison nahm er ein Angebot der SG Wallau/Massenheim an, trainierte in der Bundesliga-Mannschaft, lief zunächst aber auch für das Regionalliga-Team der SG auf, ehe er den Durchbruch schaffte und ins die Nationalmannschaft berufen wurde. 2003 schloss er sich dem HSV Hamburg an, für den er 13 Jahre lang am Ball war. Nach dessen Aus legte er ein dreimonatiges Gastspiel beim dänischen Erstligisten HC Midtjylland ein und wechselte im Sommer zum HBW Balingen-Weilstetten.

Hens bestritt 199 Länderspiele für die Handball-Nationalmannschaft, erzielte dabei 565 Tore. Er wurde Weltmeister (2007), Europameister (2004) und gewann bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 die Silbermedaille. Mit dem HSV Hamburg gewann er zweimal den DHB-Pokal (2006 und 2010), die Deutsche Meisterschaft (2011) und die Champions-League (2013). 2007 feierte er mit den Hanseaten den Erfolg im Europapokal der Pokalsieger, mit dem HC Midtjylland gewann er 2016 den dänischen Pokalwettberb. Hens ist verheiratet und hat zwei Kinder.