HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel sieht die neu formierte Mannschaft auf einem guten Weg. Foto: Eibner

Handball: Geschäftsführer erklärt Findungsphase des Teams und die gesunkenen Zuschauerzahlen. Mit Interview

Drei souveräne Siege hat Handball-Zweitligist HBW Balingen-Weilstetten an den drei vergangenen Wochenenden gefeiert und belegt in der Tabelle hinter dem Bergischen HC und dem TV Emsdetten Rang drei. Am Samstag muss das Team von Trainer Rúnar Sigtryggsson beim ASV Hamm-Westfalen (19.15 Uhr, Westpress-Arena) ran. Nach neun Spieltagen zieht HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel eine Zwischenbilanz und gibt einen Ausblick auf das Auswärtsspiel in Hamm.

Herr Strobel, wie schätzen Sie die Entwicklung ein, die die Mannschaft seit Saisonbeginn genommen hat?

Es war klar, dass die Findungsphase sehr wichtig ist und wir in dieser Zeit Ruhe bewahren müssen. Wir haben viele junge Spieler hinzubekommen, einige davon waren im Sommer noch bei der Junioren-Weltmeisterschaft dabei. Man sieht, dass inzwischen jeder seine Aufgabe in der Mannschaft gefunden hat und wir somit an Stabilität gewonnen haben. Aber das lässt sich nach einem Heimsieg mit 14 Toren Unterschied gegen die HG Saarlouis auch leicht sagen.

Es gab aber auch Rückschläge – die 25:32-Niederlage in Coburg und das Unentschieden in Dessau.

Ja. Die Punktverluste haben weh getan, noch mehr aber, wie wir uns dabei präsentiert haben. Es gab drei Spiele in denen ich mit der Art und Weise, wie die Mannschaft aufgetreten ist, nicht zufrieden war – in Coburg, zu Hause gegen Elbflorenz und in Dessau. Da kamen aber auch mehrere Punkte zusammen, wie etwa der Doppelspieltag mit Coburg und Elbflorenz. Es war aber auch klar, dass danach der nächste Schritt in die richtige Richtung folgen muss.

Sie haben die vielen jungen Neuzugänge angesprochen. Haben die Ihrer Meinung nach gut eingeschlagen?

Die Jungs waren in ihren vorherigen Klubs alle absolute Leistungsträger. Sie hatten dementsprechend viele Freiheiten und dürften sich jeden Wurf nehmen. Bei uns mussten sie ihre Rollen in einem System finden. Insgesamt ist in der Liga das spielerische Element deutlich wichtiger, als ich das zuvor gedacht habe. Wir haben bisher kaum gegen eine klassische 6:0-Abwehr gespielt. Ein anderer Aspekt ist, dass die Neuzugänge ihren Platz in einem Team finden, in dem der Erfolg der Mannschaft über dem des Einzelnen steht. Für die Entwicklung der Spieler ist das sicherlich besser – für mich ist wichtig, dass sie beim HBW den nächsten Schritt machen.

Wie hat die Mannschaft dem Rollenwechsel vom ewigen Außenseiter zum Favoriten gemeistert?

Ich habe es selbst Jahre lang erlebt, wie es ist, wenn man irgendwo als Underdog auftritt. Vor einem Auswärtsspiel in Kiel etwa prasselt so viel auf einen ein, dass man gar nicht mehr daran denkt, eine Chance auf Punkte zu haben. Aber ich habe schon vor der Saison gesagt, dass wir weg von dieser Angst müssen, und stattdessen mit der Ausstrahlung ran gehen, die vermittelt: Wir schaffen das. Dieser Mentalitätswechsel geht nicht von heute auf morgen sondern ist ein Prozess. Wir sind auf einem guten Weg. Mir gefällt, dass sich die Mannschaft nach Siegen richtig über ihre erfolgreiche Arbeit freuen kann. Nach dem Spiel in Hildesheim wurde im Bus noch ordentlich gesungen und gefeiert.

Bisher kamen die Gegner meist aus der hinteren Tabellenregionen. In wie weit, ist Ihnen der Spielplan bisher entgegen gekommen?

Der Spielplan war für unsere Findungsphase gut. Das haben wir genutzt. Deshalb würde ich die Leistung der Mannschaft aber nicht unterbewerten. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass man in dieser Liga gegen jedes Team auch mal verlieren kann. Aber natürlich ist die Wahrscheinlichkeit zu Hause zu gewinnen, größer.

Die Zuschauerzahlen sind in dieser Saison zurückgegangen. Zuletzt waren keine 2 000 in der Balinger Arena. Haben die HBW-Fans keine Lust auf die 2. Liga?

Ich denke, dass dafür mehrere Faktoren ausschlaggebend sind. Natürlich lockt die 1. Liga in einem anderen Maß. Vielen Leuten sagen die Namen der meisten Gegner in der 2. Liga nicht allzu viel. Außerdem haben die Gastmannschaften bisher nicht mehr als eine Handvoll Fans mit nach Balingen gebracht. In den Derbys gegen Konstanz oder Bietigheim, aber auch im Heimspiel gegen den Bergischen HC wird das anders sein. Mit dem Problem des geringeren Zuspruchs stehen wir aber nicht alleine da. Das ist bei vielen Erstligisten nicht anders.

Als Argument für den Bau einer neuen Halle taugt eine geringere Auslastung aber nicht.

Moment. Wir dürfen ein langfristig angelegtes Projekt nicht von kurzfristig auftauchenden Entwicklungen abhängig machen – auch wenn man sie natürlich in Betracht ziehen muss. Die Halle ist, was die Sitzplätze angeht, immer ausverkauft. Es geht um die Stehplätze.

Noch mal zum Sportlichen: Was erwarten Sie vom Auswärtsspiel beim ASV Hamm-Westfalen?

Das wir für uns auf jeden Fall eine spannende Aufgabe gegen eine Mannschaft, die zu Hause gute Spiele abgeliefert hat, aber sich auch noch nicht zu 100 Prozent gefunden hat. Ich erwarte, dass unsere Mannschaft so auftritt, wie sie das in den drei zurückliegenden Spielen gemacht hat – selbstbewusst, aber auch mit dem nötigen Respekt.

 Die Fragen stellte Ulrich Mußler.