Wenn Valentin Spohn ausholt, ziehen andere die Köpfe ein: Seinen gewaltigen Wurf packt der 20-Jährige für den HBW aus. Foto: Eibner

Handball: Rückraumass Spohn hilft HBW. Sein Vertrag hätte auch nur für die Erste Bundesliga gegolten.

Wenn Valentin Spohn abzieht, geht so manch einer in Deckung. Die Bälle des 20-jährigen Rückraum-shooters kommen geflogen wie ein Blitz – und der schlägt seit diesem Sommer für den HBW ein.

Valentin Spohn hat Dampf – er ist flink, er traut sich, die schwierigen Bälle zu nehmen, er ist wurfgewaltig. Wenn Spohn abzieht, würde sich so manch ein niederklassiger Torhüter wohl eher ducken, anstatt die Hand in die Flugbahn zu halten.

Was auf dem Feld wie ein Donnerwetter daherkommt, findet man außerhalb der Halle gemütlich beim Kaffetrinken – das macht Valentin Spohn nämlich, wenn er nicht gerade vom Harz verklebte Finger und einen Ball in der Hand hat. Ein Jura-Studium und eines der Wirtschaftswissenschaften hat der 20-Jährige zuletzt begonnen – und wieder abgebrochen. "Das war nicht das Richtige, das habe ich schnell bemerkt", sagt der 20-Jährige.

Sprunghaftigkeit sei das aber nicht: "Ich will mich jetzt eine Weile auf den Handball konzentrieren und im Frühjahr nochmal ein Studium im Wirtschaftsbereich beginnen", betont er, "so verblendet bin ich nicht, dass ich nicht wüsste, wie schnell der Sport wegen Verletzungen oder anderen Faktoren vorbei sein kann."

Gerade einmal drei Jahre war Spohn alt, als er den Ball das erste Mal in die Hand nahm – "und seitdem bin ich irgendwie nicht mehr aus der Halle raus gekommen", sagt er lachend. Familiär "vorbelastet" ist Spohn, der seit diesem Sommer dem Kader der Balinger Zweitliga-Handballer angehört, nicht, was das Handballspielen angeht: "Mein Vater war Fechter, meine Mutter ist geritten", erzählt er. Zum Handball kam er über einen Freund, der ihn damals mit zum TV Jöhlingen mit ins Training genommen hatte. Und es dauerte nicht lange, da war klar, dass der wurfgewaltige 20-Jährige seinen Platz im Rückraum finden würde: "Es gab mal in der ganz frühen Jugend noch ein paar Ausflüge ins Tor, das hatte sich dann aber schnell wieder erledigt."

Seitdem ging seine Karriere steil bergauf: Über die SG Pforzheim/Eutingen kam Spohn zur SG Leutershausen, wurde Junioren-Nationalspieler, holte im vergangenen Jahr den Vize-Europameistertitel mit der Auswahl. Als seinen größten Erfolg betitelt Valentin Spohn das jedoch nicht – genauso wenig wie den vierten Platz bei der Junioren-Weltmeisterschaft in diesem Sommer. "Für mich ist der Schritt zum HBW der wertvollste Erfolg bisher", sagt er. "Mit Spielern wie Martin Strobel, der wohl in jeder deutschen Handballhalle bekannt ist, zu spielen, kann für jeden nur ein Mehrwert sein."

Dabei hatten bereits früh in der vergangenen Saison einige Vereine angefragt, wollten Spohn für sich gewinnen. "Meine Entscheidung für den HBW stand aber eigentlich sehr früh", betont er. "Es hat menschlich gleich gepasst, die Spielphilosophie entspricht meiner eigenen und wir haben eine junge Mannschaft, die erfolgshungrig ist." Das sei eine Tugend, die dem HBW zuvor in seinen Augen etwas abhanden gekommen war – "jetzt fühlt man das aber wieder ganz deutlich."

Seinen Vertrag hatte Spohn bereits im Februar unterschrieben. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht absehbar, wie die Saison für den HBW enden würde. "Ich hätte niemals gedacht, dass der HBW absteigen würde", sagt der 20-Jährige. Sein Vertrag habe auch nur für die Erste Bundesliga gegolten.

Ob er dann noch einmal mit dem Gedanken gespielt hat, doch ein anderes Angebot anzunehmen? "Drei Sekunden vielleicht", sagt er lachend, "es war dann schnell klar, dass die Bedingungen die eines Erstliga-Vereins bleiben würden und da gehört der HBW für mich auch hin."

Dass er mit seinem neuen Team nun gleich zu Beginn eine bittere Niederlage gegen Mitabsteiger Coburg kassiert hat, sieht Spohn selbst nicht als Problem: "Vielleicht war es gar nicht schlecht, dass das am Anfang passiert ist", sagt der 20-Jährige, "sicherlich hat uns das die Augen geöffnet und gezeigt, woran wir noch arbeiten müssen."

Einige der jungen Spieler hatten aufgrund der Junioren-WM einen Teil der Vorbereitung verpasst – "deshalb gilt es auch noch an der Abstimmung und den Laufwegen zu arbeiten." Bei so vielen Neuzugängen, die bei Trainer Rúnar Sigtryggsson allesamt schon Einsatzzeiten bekommen, dauert das seine Zeit, meint Spohn, "da muss jeder erste seine Rolle finden."

Wohl fühlt sich Valentin Spohn in Balingen jedenfalls schon – da kann es nicht mehr lange dauern, bis er seine Rolle im Team gefunden hat. Bis dahin wird er den gegnerischen Torhütern die Bälle so oft wie möglich um die Ohren hauen und einschlagen wie ein Blitz.