Conferencier Dieter Haag führte durch das Programm der zwölf Hornisten. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Hornisten der Darmstädter Philharmonie Merck eröffnen die Kultur-Sommernacht

Von Maria Kosowska-Németh

Haiterbach-Unterschwandorf. Für den Start in die Kultur-Sommernacht in Unterschwandorf hatten der dortige Kulturverein und Andreas Schad von der Haiterbacher Stadtverwaltung wieder einmal ein Ausnahme-Ensemble eingeladen. Unter dem Dach der Zeltbühne auf dem Schlosshof konzertierten gleich zwölf Hornisten der Darmstädter Philharmonie Merck.

Die Gepflogenheit, kulturelle Events auf dem Schlosshügel der Familie Graef abzuhalten datiert aus dem Jahr 2000, als die kleine Ortschaft Unterschwandorf ihren 850. Geburtstag feierte. Die damalige Idee "auf dem Schloss muss ein Konzert stattfinden" nahmen die kulturbegeisterten Eigentümer der denkmalgeschützten Immobilie auf und stellten Teile ihres Anwesens zur Verfügung. Somit finden die Kammerkonzerte ganzjährig in der Schlosskapelle statt, noch mehr Gäste locken sommerliche Freilichtveranstaltungen an.

Diesmal spielte das Wetter sowohl den Künstlern als auch den Organisatoren und dem Publikum in die Hände. Bei absoluter Windstille erklang die Hornmusik weich und umschmeichelnd, ihr Waldhorn-Charakter passte sich der zauberhaften Umgebung an und der Schall schien bis ins Tal hinab zu fließen. Womöglich rief er die verklungenen Signale einer gräflichen Jagd in die Sinne zurück, sodass manch gelöster Zuhörer sogar sein Bier- oder Weinglas vergaß.

Zum ersten Mal in der Orchester-Geschichte spielte die Horngruppe der Philharmonie Merck ein selbständiges Symphonie-Konzert. Gewöhnlich gehört sie einem viel größeren, vom Unternehmen Merck gesponserten Projekt-Klangkörper mit etwa 80 Profimusikern an, der bereits um die halbe Welt konzertierte.

Abgesehen von einem Satz aus der 2. Symphonie von Gustav Mahler widmeten sich die Bläser der Filmmusik. Zu den bekanntesten Komponisten dieses Genres zählen heutzutage John Williams, Leslie Shore, Paul Andrew Hooper, Alan Silvestri, Thomas Newman, Jerry Goldsmith und James Horner, der vor Kurzem tragisch ums Leben kam. Ihre Musik errang viele Oscar-Preise, den Weltruf verdankt sie der Expressivität, Dramatik und "vollkommenen Balance zwischen Spannung und Auflösung", wie der Conferencier Dieter Haag die Wirkungsessenz dieser Gattung auf den Punkt brachte.

Freilich fehlte den Themen aus "Star Trek", "Titanic", "Schindlers Liste", "Herr der Ringe", "Braveheart", "Zurück in die Zukunft", "Skyfall" oder "Hook" die übliche monumentale Orchesterkraft, diese vermissten die Zuhörer aber nicht, sie labten sich genüsslich an den bekannten Motiven und an Klängen "göttlicher" Instrumente. Warum göttlich? "Der Hornist weiß zwar, was er rein lässt, aber nur der liebe Gott weiß, was herauskommt", schmunzelte Haag.

Spaß beiseite: das Darmstädter Ensemble punktierte in Unterschwandorf mit seiner dezenten und kultivierten, aber auch emotionellen, obendrauf technisch ausgereiften Spielweise.

Der lange Applaus spornte die Musiker zu einer Zugabe an. Und der gesellige Abend dauerte noch lange in die "Kultur-Sommernacht" hinein.