Alfred Wilhelm kandidiert für die Bürgermeisterwahl am 16. Oktober. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeisterwahl: Alfred Wilhelm ist Kandidat in Haiterbach / Er will kein Amt, sondern eine Idee vermitteln

Bei der Bürgermeisterwahl am 16. Oktober werben zwei Kandidaten um Stimmen. Der eine möchte Bürgermeister bleiben, der andere – Alfred Wilhelm – es gar nicht werden. Sein Antrieb: Wählern die Alternative zu geben, bei so einer Wahl auch nein sagen zu können.

Haiterbach. Alfred Wilhelm ist kein Spaßkandidat, auch wenn er oft nicht ernst genommen wird. Das führt der 67-Jährige aus Neuweiler-Agenbach aber darauf zurück, dass die Menschen das Konzept der Partei Nein-Idee, deren Ziele er bei den Kandidaturen vertritt, nicht verstünden – oder sich erst gar nicht damit befassen wollten.

Mit aktiver Politik hatte Wilhelm in seinem Leben nicht viel zu – von einem kurzen Intermezzo in jungen Jahren angesehen. 1949 in Kornwestheim geboren, wollte er nach der Volksschule Fußballprofi werden. Das scheiterte an einer Verletzung, die auch den erlernten beruf als Fernmeldemonteur unmöglich machte.

Also ging er in die elektronische Datenverarbeitung, machte Karriere als Programmier und schließlich Systemprogrammierer. Als Pfarrjugendleiter hatte er einst die Junge Union gegründet. Und sich nach einer Podiumsdiskussion unter Beteiligung politisch Ambitionierter schnell verabschiedet. Die Reden – von Wilhelm ungeschönt als "Laberei" bezeichnet – schreckten ab.

Anknüfungspunkte an die politische Welt ergaben sich, als Wilhelm aufgrund einer Ausgliederung seine Arbeit verlor. Mit 54 Jahren stand er auf der Straße, machte sich jedoch mit einem Fahrdienst selbstständig. Dabei ging es unter anderem um Kilometersätze, die mit Krankenkassen verhandelt wurden. Und an der Spitze so einer Kasse sitze dann einer, der für das Verkehrministerium gearbeitet habe.

Die Ansicht des dreifachen Familienvaters über Politiker ist wenig schmeichelhaft: "Die sind alle etwas korrupt."

Schließlich beschäftigte sich Wilhelm mit dem Thema Grundeinkommen, richtet Veranstaltungen dazu aus und stieß schließlich auf die Partei Nein-Idee. Die wolle Wählern eine Alternative geben, ein nein zu bekunden, statt als Nichtwähler der Wahl fern zu bleiben. Insbesondere dann, wenn der Wähler keine Wahl habe. Im Bereich der großen Politik etwa sei es egal, welche der etablierten Parteien man wähle. Im Ergebnis sei das alles das Gleiche.

Lokal betrachtet komme es vor, dass nur eine Kandidat bei einer Bürgermeisterwahl antrete. So wie in Haiterbach – wenn Wilhelm nicht auf den Plan getreten wäre. Es ist die 26. von bislang 27 Kandidaturen des Rentners.

Nur in Bayern und Baden-Württemberg gebe es auf dem Wahlzettel kein Nein, das man ankreuzen könne, wenn man den Kandidaten ablehne. Würde Wilhelm gewählt, würde er das Amt nicht antreten. daraus würde eine Neuwahl mit – so die Hoffnung – mehr Kandidaten folgen.

Wahlwerbung vor Ort betreibt Wilhelm nicht. Mit den Inhalten müsse sich das Gemeinwesen in Haiterbach befassen. Mit der Verwaltung der Bürgermeister, mit großen Entscheidungen die Bürger. Wilhelm ist Befürworter der direkten Demokratie nach Schweizer Vorbild.

Seine Bühne ist jeweils die offizielle Kandidatenvorstellung – in Haiterbach am Freitag, 7. Oktober, ab 19.30 Uhr in der Kuckuckshalle. Da will er die Nein-Idee vermitteln.