Thomas "Gally" Kinne mit einem Teil seiner "gesammelten Werke", die in seinem Studio in seinem Oberschwandorfer Haus die letzten Jahre entstanden sind. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Wir machen Musik: Mit der Heimorgel vom großen Bruder fing für Thomas Kinne alles an

"Es hätt’ auch ein geiles Leben als Rock’n’Roller werden können." Thomas Kinne sagt das ohne Wehmut. Denn eigentlich ist er ja Rock’n’Roller – und so vieles anderes auch. Aber was er meint: die ganz große Musiker-Karriere. Aber vielleicht kommt die ja noch.

Haiterbach-Oberschwandorf. Mit einer Heimorgel fing alles an. Die hatten die Eltern eigentlich für den großen Bruder von Thomas Kinne angeschafft. "Aber ich saß mehr dran." Praktischerweise wohnte damals, in Jettingen, der Orgellehrer gleich nebenan. Zwei, drei Jahre nahm auch Klein-Thomas Unterricht. Aber Etüden spielen – das war nicht so seins. Mit 15, 16 Jahren kaufte sich Kinne sein erstes Casio-Keyboard, spielte viel lieber Songs von Deep Purple nach – frei nach Gehör. "Ich hab da so vor mich hingeklimpert." Später, als er sein eigenes Geld verdiente, hat er doch noch professionellen Klavier-Unterricht genommen. "Und mir alles wieder abtrainiert, was ich mir da Falsches angeeignet hatte."

"Als Bub war ich ein echter Computerschrauber"

In dieser Zeit "entstand" auch der andere Kinne: Der Ingenieur. "Als Bub war ich ein echter Computerschrauber." Sein C 64 sei eigentlich immer "aufgeschraubt" gewesen, um irgendeine Verdrahtung zu modifizieren. Daraus entwickelte sich erst die Ausbildung zum Maschinenbau-Techniker, dann das Studium zum "Mechatroniker der ersten Stunde". Heute ist Thomas Kinne mit eigenem Ingenieur-Büro für die Automobil-Branche tätig – für Hersteller und Zulieferer. Der Broterwerb. "Da ist alles präzise." Die Physik setzt die Grenzen. "Die Musik aber ist der Ausgleich." Denn "in der Musik ist alles erlaubt". Jazz und Drehorgel zu mischen zum Beispiel. Um zu schauen was draus wird. Aber das kam später.

Kinnes erste Band hieß "Bird of Prey." Das war nach der Lehre. Mit ein paar Kumpels entstand die Idee, gemeinsam Musik zu machen. Rock-Musik. Im Dachgeschoss von Udo Bertschs Elternhaus wurde geprobt, später im Probenraum des Musikvereins Unterjettingen – dessen musikalischer Leiter Bertsch heute ist. Schnell waren die Cover-Songs der Bands jener Zeit zu wenig. Eigene Kompositionen reizten. "Klar wollten wir Stars werden. Ganz groß rauskommen." Da entstand die lange Mähne, die Kinne bis heute zum "Markenzeichen" wurde – ideal zum Headbangen.

"Wir lebten da unsere ganze Kreativität aus." Das mit den eigenen Songs klappte schließlich. "Wir fingen immer mit einer gesungenen Bedienungsanleitung für den Staubsauger an." Um die Melodie zu finden. Hatten sie die, folgte der Text zur Melodie. Was dabei herauskam "klang wie Bon Jovi". Im Internet finden sich noch Songs von damals. "Don’t Cry" zum Beispiel. Fetter Keyboard-Sound von Kinne, dazu die Stimme von Front-Man Frank Muschko. Und kreischende Gitarren-Riffs. "Wir rockten die Region, brachten die Säle zum Kochen." Ein bisschen vom ganz großen Ruhm. Auf der Beschleunigungs-Spur zum ganz großen Durchbruch. Aber an der Frage, ob man wirklich professionell ins Musik-Business einsteigen sollte – alles auf eine Karte setzen – "daran zerbrach die Band schließlich."

Mit dem Schwäbischen lässt sich herrlich herumblödeln

Eine Musik-Kassette mit vier eigenen Songs von "Bird of Prey" war damals der Verkaufsschlager. Ein Exemplar hat Thomas Kinne noch. 20 Songs insgesamt der Band hat Kinne in seinem Archiv. Die möchte er irgendwann mal, heute – ein Vierteljahrhundert später, als Album herausbringen. "Weil es echt war" – die Musik damals. Das Leben als Rock’n’Roller eben. Aber bereuen tue er nichts, auch nicht, dass es dann in seinem Leben ganz anders gelaufen ist. Andere Band-Projekte folgten – eine lange Liste: "Geiltaler Spitzbuba" (Top-40 Platzierung), "Swampland Jam Band" (Blues), "Colors of Soul" (Soul eben), "Maddoxx" (80er Pop), "Too Late" (Rock). Auch Tanzmusik habe er lange Zeit gemacht, zusammen mit "Prey"-Bassist Michael Grabski. Und seit 2013 dann "Odeng" – Schwaben-Rock und Comedy.

Vom Hardrock zum Blödel-Rock also. Kinne erzählt: "Das Komponieren, Texten in englischer Sprache fällt mir unendlich schwer." Geht einfach nicht. Aber "auf schwäbisch flutscht’s." Und mit dem Schwäbischen lasse sich eben herrlich herumblödeln. Aber dann blickt "Gally", so ja der Spitzname von Thomas Kinne, auf all die vielen anderen Projekte, die er von seinem Studio in seinem Haus in Haiterbach-Oberschwandorf aus die letzten Jahre so produziert hat.

Zum Beispiel sein Kinderbuch "Gallys Abenteuer" samt Hörspiel: "Ich weiß, die Fans warten auf eine Fortsetzung." Oder seine Video-Clips – auch bereits eine eindrucksvolle Filmografie, die da zusammengekommen ist.

Eigentlich reiche die Zeit nie aus, alle Ideen auch umzusetzen, die Thomas Kinne so mit sich herumträgt. Da ist sehr viel Kreativität, die es noch auszuleben gilt. Aber das Projekt "Odeng", die Schwaben-Rocker mit dem Comedy-Programm, sei aktuell schon der Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit. Da könnte noch richtig was gehen. "Vielleicht beerben wir mit der Formation ja mal die ›Kleine Tierschau‹", sagt Kinne. Und: "Könnte schon sein, dass ich es noch mal wirklich wissen will." Alle Optionen seien da offen.