Die Haiterbacher Stadtkapelle spielte zum traditionellen Platzkonzert am Pfingstsonntag auf. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Tagwache: Stadtkapelle Haiterbach weckt den Ort mit Musik und gibt am Nachmittag ein Platzkonzert / Viele Zuhörer

Von Uwe Priestersbach

Der Pfingstsonntag ist in Haiterbach der Tag der Frühaufsteher – und das nicht nur für die Musiker der Stadtkapelle. Denn die ziehen bereits in aller Herrgottsfrühe mit Marschmusik durch die Straßen der Kuckucks-Stadt.

Haiterbach. Mancher Haiterbacher stand dabei auch an diesem Pfingstsonntag noch halbwegs verschlafen am Fenster und rieb sich die Augen, als der musizierende Tross der Stadtkapelle ab 5.30 Uhr zum Wecken blies. Bereits kurz nach dem Krieg hat man damit begonnen, mit der "Tagwache" alle Haiterbacher zu wecken, weiß Vorsitzender Uwe Renz – und hier und da wird auch mal verweilt, um ein Ständchen zu spielen.

Repertoire reicht von Polka bis hin zu Beat

Zudem gab es auch den einen oder anderen "Technischen Halt", wie es scherzhaft im Musiker-Jargon heißt. Und das gab es an Pfingsten auch schon lange nicht mehr: In diesem Jahr fiel in den frühen Morgenstunden die eine oder andere Schneeflocke.

Ein günstiger Termin ist der Pfingstsonntag für die Tagwache allemal, weil an diesem Tag auch die Jahrgangsfeiern in der Kuckucks-Stadt über die Bühne gehen. So wurde die Stadtkapelle in früheren Jahren immer wieder zu Ständchen bestellt, bis es schließlich so viele wurden, dass die Musiker gar nicht mehr alle bewältigt haben. Mitte der 60er Jahre erfolgte schließlich eine Umstellung; seitdem ziehen die Musiker mit flotter Marschmusik durch die Stadt und bringen nur noch an einzelnen Häusern Ständchen.

Der Abschluss der Tagwache ist traditionell vor dem Gottesdienst bei der Kirche, der von den Haiterbacher Jahrgängern besucht wird. Klar, dass Pfarrer Albrecht Bahret die Jahrgänger in seine Predigt integrierte – und jeder von ihnen erhielt zum Schluss des Gottesdienstes in der gut besuchten Laurentiuskirche einen Kompass samt Anhänger mit dem Aufdruck "von ganz oben geleitet".

Einen zweiten Auftritt hatte die Stadtkapelle schließlich am Nachmittag beim nicht weniger traditionellen Platzkonzert. Unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Siegfried Wollwinder-Schiller lockten die Musiker mit ihrem Konzert am Marktbrunnen zahlreiche Zuhörer an, darunter auch viele Jahrgänger. Dabei reichte das musikalische Repertoire des gut einstündigen Konzertes vom klassischen Marsch, über die obligatorische Polka bis zum modernen Beat. Zum krönenden Abschluss wurde natürlich noch das Kuckucks-Lied gespielt und gesungen, quasi die Haiterbacher "Nationalhymne".

Hölzlberger: "Diese Tradition ist einzigartig"

"Das ist schon eine einzigartige Tradition, dass sich alle Jahrgänge am Pfingstsonntag treffen", konstatierte Bürgermeister Andreas Hölzlberger am Rande des Geschehens. Er fand es zudem toll, dass so viele Zuhörer trotz bissiger Kälte dem Konzert der Stadtkapelle lauschten.

Ein ganz besonderes Jahrgangstreffen feierte in diesem Jahr die Familie Stöffler. Während der Ehrenkommandant der Haiterbacher Feuerwehr, Hans Stöffler, bei der 80er-Feier im "Lamm" dabei war, zählte seine Tochter zu den 50ern und seine Enkelin zu den Teilnehmern der 30er-Feier.