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Comedian sorgt bei den mehr als 400 Besuchern für beste Stimmung

Von Jacqueline Geisel

100 Jahre Christoph Sonntag – eine ADAC-geprüfte Zahl, wie der schwäbische Kabarettist seinen über 400 Zuschauern verriet. Auf Einladung des TSV präsentierte er seine "Jubeltour" in der Kuckuckshalle.

Haiterbach. Eine Rote mit Senf im Brötchen gab es zu gewinnen – live auf der Bühne von Christoph Sonntag gegrillt. Der Comedian verschenkte dazu auch noch eine gegrillte Karotte, die sei immerhin gesünder und nicht krebserregend. Nur der Geschmack lasse zu wünschen übrig, worüber sich Sonntag prompt telefonisch beim Gesundheitsamt beschwerte. Getarnt als Vereinsoberhaupt brachte er seinen Gesprächspartner zum Schwitzen und sein Publikum zum Zittern vor unterdrücktem Kichern.

Dieses Spektakel mit Namen "Grill den Sonntag" gehört zum aktuellen Tourprogramm des Kabarettisten: "100 Jahre Christoph Sonntag – die Jubeltour!". Sonntag beweist in diesem Programm, dass er sein Publikum noch immer begeistern kann, seine Zunge nach wie vor scharf ist und seine Pointen zielgenau platziert sind.

Aktuelle und ernstere Themen baut er ebenso in sein Programm ein

Politiker bekamen bei dieser Gelegenheit ihr Fett weg, der deutsche Müllkreislauf wurde in all seiner Komplexität analysiert, die Altersversorgung in ihre Einzelbestandteile und Schwachstellen zerlegt und die Frage nach dem Unterschied zwischen 950-Euro-Designerhandtasche und Immitat führte schließlich zu einem Ausflug in die Philosophie und die Frage nach objektiver oder subjektiver Wahrheit. Mit viel Geschick schaffte der Entertainer es, zwischen scheinbar zusammenhangslosen Themen eine sinnvolle und witzige Brücke zu schlagen.

Aktuelle und ernstere Themen flocht er ebenso in sein Programm ein. "Wir sind doch alle irgendwie Flüchtlinge", rief er zu Toleranz und Verständnis auf. "In Baden-Württemberg ist jeder zweite Unternehmer ein Flüchtling – ein Steuerflüchtling", setzte Sonntag mit einem charmanten und verschmitzten Lächeln hinzu. Zu US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, "die nach so vielen Jahren auch mal im Bett des Präsidenten schlafen will", kamen ihm auch ein paar Sätze über die Lippen.

Für den Krieg in Syrien, insbesondere Deutschlands Rolle als Waffenexporteur, fand Sonntag ebenso deutliche Worte. Was Deutschland an Milliarden mit dem Waffenverkauf verdient habe, zahle es nun an die Flüchtlinge zurück. Für die Debatte um die Klimakrise nahm Sonntag die Rollen mehrerer Kneipenbesucher verschiedener Nationalität an, die sich in elegant neu verpackten Klischees über das Thema stritten.

Sonntag ist überzeugt: "Früher war nicht alles besser, aber anders."

Außerdem blickte der Kabarettist zurück, denn "früher war nicht alles besser, aber anders". Da war die Kinoleinwand noch so groß wie zwei Topflappen, da gab es noch echte Opas und Ehrenmänner und selbst das Schenken sei weniger kommerziell gewesen. Am Muttertag habe der Pfarrer einen Hausbesuch abgestattet und verkündet: "Heute tragen wir der Mutter den Staubsauger ans Bett".

Mit im Tourgepäck hatte Christoph Sonntag – neben seinem Tischgrill für Rote und Karotten – seine Geige. Er erzählte von der eigentlich unmöglichen Reparatur derselben und wie ein Freund hierbei seine Rettung war. Dies sei auch die Erklärung für die roten Lichter an dem Instrument. Eine Kostprobe seines musikalischen Talents gab Sonntag mit dem Titelstück seiner neuesten CD "Du musch noch Geige üben" und seiner 2011 geschriebenen "Schwabionalhymne" "So senn mir".

Als sich Sonntag nach etwa eineinhalb Stunden Programm aus Haiterbach verabschiedete, ließ er bis aufs Äußerste beanspruchte Zwerchfelle und jede Menge lachtränenfeuchte Augen zurück.

Das Publikum schien den ganzen Abend gebannt von dem schlagfertigen Comedian, was sich bis in die letzten Reihen mit tosendem Applaus und schallendem Gelächter zeigte.