Auch ohne Flügel macht Viscarelli eine gute Figur. Fotos: Viscarelli Foto: Schwarzwälder-Bote

Elisa Viscarelli möchte große Karriere als Konzertpianistin starten / Im April ist sie von Rom nach Haiterbach gezogen

Von Markus Katzmaier

Haiterbach. Ein Konzertflügel, eine junge Frau und eine große Karriere, die richtig starten soll. Neuer Ausgangspunkt dafür ist für die Italienerin Elisa Viscarelli Haiterbach, das seit April neue Heimat für sie ist.

Dass die Kuckucksstadt nicht gerade eine Musik- und Kulturstadt von internationalem Rang ist, wird wohl kaum einer infrage stellen. Dass die Konzertpianistin Elisa Viscarelli dennoch von hier aus eine große Karriere starten will, hat vielmehr familiäre Gründe. Die Mutter der 25-Jährigen stammt aus Haiterbach, die Großmutter lebt noch heute dort – in einem Haus, in dem ein Wohnung für Elisa und ihren Freund frei wurde.

Wenn man einen Blick in die Vita der jungen Frau wirft, mag man zunächst an einen Rückschritt denken. Geboren und aufgewachsen ist sie in Rom. Seit ihrem sechsten Lebenjahr spielt sie Klavier – ausschließlich klassisch, besucht neben der Schule eine private Musikschule. Ihr musikalisches Studium absolviert sie an dem renommierten Konservatorium Santa Cecilia unter der Leitung von Maestro Elisabetta Pacelli. 2011 erwirbt sie ihr Klavierdiplom mit der maximalen Punktzahl und im selben Jahr gewinnt sie den "Via Vittoria"-Preis mit einem Stipendium als bester Absolventin des Studienjahrgangs 2010/2011. Es folgen weitere erfolgreiche Wettbewerbe. Ein Level, dass nur durch bis zu acht Stunden üben am Tag möglich ist.

Warum dann der Umzug nach Deutschland? Einfach formuliert sei dies in Italien eine brotlose Kunst. Es gebe kaum Auftrittsmöglichkeiten, schon gar nicht in Zeiten wirtschaftlicher Probleme. Wenn es überhaupt die Möglichkeit gebe, Konzerte zu geben, dann müsse man als Künstler eher dafür bezahlen als eine Gage zu bekommen.

Und wenn Viscarelli eins will, dann ist es Konzerte geben. Viele Konzerte. Eins hat sie schon in der evangelischen Kirche in Haiterbach gegeben. Das zweite folgt am Sonntag, 19. Oktober, ab 19 Uhr in Ebhausen im Bürgersaal des Rathauses. Und in Haiterbach ist die junge Frau dann wieder am Sonntag, 9. November, ab 19 Uhr im Rathaus zu hören. Sie möchte zwar gerne mehr Konzerte in der Region geben, für den Durchbruch müssten es aber schon größere Auftritte im Bereich Stuttgart oder Karlsruhe sein. Doch dazu braucht es auch Kontakte. Die erhofft sie sich über ein weiteres Studium als Konzertsolistin, das sie anstrebt. Allerdings gebe es hier nur wenige Plätze, erklärt sie auf deutsch. Ein Sprache, die sie trotz ihrer Wurzeln nicht von Haus aus gelernt hat, sondern sich innerhalb kurzer Zeit erarbeitet hat. "Die Sprache ist schwer", sagt sie. Ihr Freund, der als Koch arbeitet, tut sich da aber noch schwerer.

Zusammen würden sie sich schon wohl fühlen in Haiterbach, wenngleich sie natürlich Verschiedenes aus Italien vermissen würden. Unter anderem das Essen, aber auch den Strand und die Möglichkeit, im Meer zu baden. In Haiterbach seien die Menschen zwar nicht ganz so offen wie in ihrer Heimat, aber sie seien sehr respektvoll und freundlich und würden einem helfen, wenn sie können.

Ihren Lebensunterhalt verdient Viscarelli inzwischen mit Klavierunterricht. Rund 20 Schüler hat sie derzeit. Das mache sie gerne und wolle sie auch nicht aufgeben, wenn sie Konzerte gebe.