Bernd Killinger mit Sohn Levy, Tochter Henriette und dem neuen Buch. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

BilderbuchBernd Killinger hat eigenen Verlag gegründet / Erstlingswerk befasst sich mit beliebtem Spiel

Das Wort "Bestimmer" gibt es im Wörterbuch gar nicht. Kaum zu glauben – schließlich spielen Kinder es seit Gedenkzeiten. Der in Haiterbach aufgewachsene Bernd Killinger hat das Spiel beobachtet und daraus ein Buch für Kinder und Eltern gemacht.

Von Jasmin Cools

Haiterbach. Die schauen ganz genau hin: Kinderbuchautor Bernd Killinger und Karikaturist Thomas Raif zeichnen sich durch ihren Blick fürs Detail aus. So hat Killinger seinen Sohn Levy (6) zu Kindergartenzeiten bei Verkleidungsspielen beobachtet. "Bestimmer"-Spiel hieß der Spaß, der auch schon den Vater und die Generationen vor ihm begeistert hat. Dabei geht es, wie Killinger festgestellt hat, nicht um das Verkleiden an sich, sondern darum, in die Rolle eines "Chefs" zu schlüpfen – mit allem, was dazu gehört.

Schlaflose Nächtefördern Kreativität

Fasziniert davon, wer für Kinder ein wichtiger Entscheidungsträger ist, machte sich Killinger daran, Kinderbuch-Manuskripte zu schreiben. Damals war seine Tochter Henriette (1) gerade geboren und der studierte Politik- und Literaturwissenschaftler in Elternzeit. Die schlaflosen Nächte ließen ihn kreativ werden.

Doch etwas stand der Verwirklichung im Weg: Killinger kann nicht zeichnen. Deshalb machte er sich auf die Suche nach einem Verlag. Während des Wartens öffnete sich ein anderes Türchen: Über mehrere Ecken wurde er Hobbykarikaturist und Cartoonist Thomas Raif vorgestellt. Als Killinger noch immer nichts von den Verlagen gehört hatte, gründete er kurzerhand seinen eigenen Verlag mit dem Namen "Bilderbuchverlag".

Seiner messerscharfen Beobachtungsgabe, dem Blick für die kindliche und reale Welt und seinem Namen hat Killinger auch das Verlagslogo zu verdanken. Das stellt nämlich einen dunklen Mann mit Messer dar – einen Killer. Ein Killer als Logo für einen Kinderbuchverlag? Klingt paradox, aber bleibt – bestimmt auch deswegen – im Gedächtnis. Entwickelt hat es Kollege Raif.

Schnell war das Programm des Verlags klar: erzählende Kinderbücher. Killinger orientierte sich dabei an seinem Lieblingswerk "Die kleine Raupe Nimmersatt". Er will nicht einfach nur Geschichten erzählen, sondern gezielt Wissen vermitteln. "Ich möchte komplexe Themen herunterbrechen und sie für Kinder erfahrbar machen," erklärt der persönliche Referent der Oberbürgermeisterin von Bruchsal.

Warum fasziniert denn dieses "Bestimmer-Spiel" nun so? Killinger hat mit seinem Sohn zehn der wichtigsten "Bestimmer" ausgesucht: König, Pirat, Häuptling, Kommandeur, Oberbürgermeisterin, Richter, Vorstandsvorsitzende, Kapitän, Feuerwehrkommandant und Handwerksmeister. Bemerkenswert war für Killinger die Wahl des Handwerksmeisters. "Er scheint auf den ersten Blick nicht ins Bild zu passen, aber Kinder sind stolz auf Meister – oft, weil zum Beispiel der Papa Kfz-Meister ist", erklärt der in Haiterbach aufgewachsene Autor.

Mit seinen Bestimmer-Bildern und -Texten will Killinger die Kinder keinesfalls in eine Rolle drängen. Vielmehr sollen sie Anregungen zum Spiel geben.

Wichtig ist ihm dabei auch, dass die Eltern Anteil am Spiel der Kinder haben, das sonst oftmals im Kinderzimmer hinter geschlossener Tür stattfindet. "Wenn das Buch zugeklappt wird, geht es erst richtig los", meint er. Dann reflektieren die Kinder mit den Eltern darüber und bauen die Ideen in ihr Spiel ein. Levy spielt am liebsten den Kommandeur.

Mehrere Details machen das Erstlingswerk des Verlagsgründers in der Kinderbuchsparte besonders. Zum einen gibt es auf jeder Doppelseite einen "Bestimmer" mit einem Text zu seinen wichtigsten Merkmalen. Nebenbei steht der Name dieser Charaktere noch auf Englisch dabei.

Killinger selbst spricht mit seinen Kindern nur Englisch, obwohl Deutsch seine Muttersprache ist. Außerdem steht auf den letzten Seiten des Buches ein Comic, der die Regeln für das "Bestimmer"-Spiel erklärt.

Auch Illustrator Raif hat etwas Besonderes eingebaut. So sind auf manchen Bildern kleine Hinweise versteckt. Bei der "Oberbürgermeisterin" hat er zum Beispiel sich und seine Frau in die Publikumsmenge gezeichnet, auf einem anderen Bild sieht man im Hintergrund Stummfilm-Figur Monsieur Hulot. So gibt es auch für Eltern viel zu entdecken.

Seit dem 19. Oktober ist das Buch auf dem Markt. Weitere sollen folgen, das nächste voraussichtlich im Herbst 2016. Themenideen hat Killinger zuhauf. So soll es darin um Trauerarbeit aus Sicht zweier Schildkröten gehen.

Das buch: "Alles hört auf mich – Das Bestimmer-Buch" von Bernd Killinger, mit Illustrationen von Thomas Raif, erschienen im Bilderbuchverlag Bernd Killinger, 14,90 Euro.