Die bisherige Betreiberfamilie Thomas, Ewald und Elfriede Furch sowie Simon und Dagmar Klink, die zum 1. September in der Beihinger Straße ihre Filiale eröffnen. Foto: Mikulcic Foto: Schwarzwälder-Bote

In Haiterbach endet zum 31. Juli die 240-jährige Ära Furch / Mit Simon Klink ist ein Nachfolger gefunden

Von Marija Mikulcic

Haiterbach. Eine Ära geht zu Ende. 240 Jahre lang hat es die Metzgerei Furch in Haiterbach gegeben. Zum 31. Juli schließt die Familie Furch ihren Laden. Den schweren Schritt bedingen gesundheitliche Gründe. Ab 1. September nimmt die Metzgerei Simon Klink aus Oberjettingen den Betrieb in der Beihinger Straße wieder auf.

Die Metzgerei Furch ist in Haiterbach nicht einfach der letzte verbliebene Metzger im Ort. Das Fleischereifachgeschäft nimmt schon eher den Rang einer Institution ein. 1775 hat ein Urahn der heutigen Betreiberfamilie – Ewald, Elfriede und Thomas Furch – den Handwerksbetrieb begründet. Von Vater zu Sohn, von Generation zu Generation, wurde das Fachwissen des Fleischerhandwerks weitergegeben.

Einen Betrieb wie den ihren zu führen, in dem das Endprodukt noch nach alter Handwerkstradition hergestellt wird – das unterstreichen alle drei Furchs mit Nachdruck – sei ohne den Zusammenhalt der ganzen Familie überhaupt nicht denkbar.

Beispielhaft ist in dieser Hinsicht die Situation, wie Thomas Furch sie als junger Metzgerslehrling im Betrieb seines Vaters vorfand: "Knapp zehn Jahre hab’ ich noch mit meinem Opa gearbeitet", schildert er die Umstände, die heutzutage geradezu außergewöhnlich anmuten, früher aber – bei Furchs noch einmal mehr – üblich waren. Sein Vater Ewald Furch verdeutlicht: "Eine Zeit lang waren wir in der Wurstküche drei Generationen".

Als die Familie am Tisch Erinnerungen aus den vielen Jahren gemeinsamer Tätigkeit teilt, wird deutlich: Diese Menschen haben ihr Handwerk mit Leib und Seele ausgeführt. Einen ganz entscheidenden Teil hätten dazu die Mitarbeiter beigetragen, betonen Sohn und Eltern. Wo die Arbeitsbedingungen stimmen, lässt man sich gerne nieder. Die 38 Jahre Betriebszugehörigkeit einer Fleischereifachverkäuferin dürften für sich sprechen.

Dass die Qualität stimmt, zeigt der Zuspruch aus der Haiterbacher Bevölkerung. 53 Jahre lang prägt Ewald Furch nun schon das Sortiment. Das Fleisch kommt aus der Region, die Rezepte sowieso. Die Haiterbacher kaufen dieser Tage eifrig Brätdosen. Denn diese Furch’sche Spezialität wird es nur noch wenige Tage geben. Dann ist Schluss.

"Unsere Kundschaft ist sehr traurig, dass wir aufhören. Und wir sind es auch". Elfriede Furch braucht nicht viele Worte, um auszudrücken, wie es ihr, den beiden Männern und so manchem Liebhaber deftiger Spezialitäten geht. Es tut weh. Doch immer wieder findet sie zu einem Lachen. Beispielsweise als ihr Sohn Thomas schildert, wie viele Haiterbacher Kinder schon auf der kleinen Holzsau im Ladenraum geritten sind. So viele, dass die Stoff- und Lederflicken, mit denen das Tier bezogen war, immer wieder ausgewechselt werden mussten. Furchs sind verwachsen mit ihrem Ort, das spürt man.

Der Mann, der ab September in der Beihinger Straße wieder handwerklich gefertigte Fleischprodukte anbieten wird, ist es auch. Zumindest indirekt. Mit Dagmar, geborene Gutekunst, hat Simon Klink, nämlich eine waschechte Haiterbacherin geehelicht. Zwar gibt es die elterliche Metzgerei seiner Frau schon lange nicht mehr. Doch dürfte sie, ebenso wie das damals zur Metzgerei der Gutekunsts gehörende Gasthaus Waldhorn, noch vielen Haiterbachern ein Begriff sein.

Nicht nur deshalb genießen Simon und Dagmar Klink das volle Vertrauen der Furchs. Mitte März dieses Jahres lagen Ewald Furch bereits Anfragen mehrerer Anwärter vor, die Interesse an der Weiterführung des Ladengeschäfts bekundeten. Dann rief Simon Klink an. Seit 2011 betreibt der gebürtige Talheimer in Oberjettingen ein Metzgereifachgeschäft. Seine Schweine bezieht er im wöchentlichen Wechsel aus Horb beziehungsweise Oberjettingen. Produkte stellt er so her, wie es unter Metzgern in der Region Brauch ist. "Fabrikate, wie’s d’Leut’ bei uns halt mögen", drückt Ewald Furch es aus. Die Entscheidung war gefallen.

"Natürlich geht man immer noch mal hin, schmeckt ab, rundet ab", erklärt Dagmar Klink, wie die "Klink-Note" eines jeden Produkts zustande kommt. "Man steht ja doch mit dem eigenen Namen dahinter", verdeutlicht sie die Anforderung, an der sich jeder Ausübende dieses Handwerks messen lassen muss.

Furch weiß also, wie Klink "schafft": "Das ist einfach ein richtiger Metzger, wo’s Sach’ noch selber macht", sagt er zufrieden. Und schließt: "Und das ist den Haiterbachern auch wichtig." Für den neuen Mann in den gewohnten Räumlichkeiten wünschen er, Frau Elfriede und Sohn Thomas sich vor allem eins: "Dass die Kunden auf ihn das Vertrauen übertragen, das sie bisher uns geschenkt haben".