Im Feuerwehrgerätehaus stellten die Bürgertische ihre Ideen vor. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgertag zeigt Ideen und Visionen der Stadtentwicklung "Haiterbach 2025" auf / Gemeinderat wird die Prioritäten festlegen

Von Manfred Köncke Haiterbach. Baulücken schließen, die "Waldach" erlebbar machen, einen Treffpunkt für Jugendliche einrichten, die Seniorenarbeit ausbauen, den Busfahrplan vereinfachen, einen Schwanensee anlegen: Im Haiterbacher Feuerwehrgerätehaus wurden am Samstag beim Bürgertag zahlreiche Ideen vorgestellt.Kurz- wie langfristig angelegte, richtungsweisende Projekte sind bei der Stadtentwicklung "Haiterbach 2025" zur Weiterentwicklung von Haiterbach und seinen Ortsteilen gefragt. Perspektiven und Visionen wurden beim Bürgertag aufgezeigt und ihre Umsetzung diskutiert.

Was bei den vor einem Jahr installierten Bürgertischen an wünschenswerten Vorstellungen und bei der Aufdeckung von Problemfeldern herausgekommen ist, "nehmen wir ernst", ließ Bürgermeister Andreas Hölzlberger zu Beginn der vierstündigen Veranstaltung wissen. Der Haiterbacher Gemeinderat werde die Anregungen und Forderungen in einer Klausurtagung, die voraussichtlich im Mai stattfindet, beurteilen und nach Möglichkeit – sofern finanziell machbar – Stück für Stück abarbeiten. Ein Endziel ist für Hölzlberger ein stadtteilübergreifendes Gesamtkonzept. Bereits im laufenden Haushalt hat die Stadt 150 000 Euro für die Stadtentwicklung bereitgestellt. Unabhängig von einer möglichen Realisierung mancher Projekte zollte der Rathauschef den Teilnehmern der unterschiedlichen Bürgertische seinen Respekt für die konstruktive Mitarbeit.

Es seien wichtige Impulse gegeben worden, wie man Haiterbach noch attraktiver und lebenswerter gestalten könne. Angesichts vieler Vorhaben und Aufgaben bat Hölzlberger darum, "dass mit dem heutigen Tag die Bürgerbeteiligung nicht aufhört."

Viel verspricht sich der Haiterbacher Bürgermeister auch von der eingeschalteten Stadtentwicklung (Steg), die ihren Hauptsitz in Stuttgart hat. Architekt und Stadtplaner Wolfgang Kuhn fand es bemerkenswert und ein ermutigendes Zeichen, dass sich viele Bürger bereits beim ersten in Angriff genommenen Projekt, der Sanierung der Salzstetter Straße, angesprochen fühlten und bei der Gestaltung von Parkplätzen und Freiräumen Vorschläge unterbreiteten.

Überhaupt sei er dafür, bei Vorhaben der Kommune die Bevölkerung einzubinden und sich durch mehrmalige Ortsbesichtigungen ein reales Bild vom Istzustand zu überzeugen, anstatt vorhandene Pläne auf dem Schreibtisch auszubreiten.

Beim Kernort habe er bereits erste Erkenntnisse gewonnen. Zwar sei Haiterbach hervorragend in den Landschaftsraum eingebunden, müsse aber noch einiges tun, um an Gestaltungsvielfalt zu gewinnen. Gedanken hat er sich unter anderem darüber gemacht, wie man am Haiterbacher Marktplatz die Geschwindigkeit auf der Durchgangsstraße reduzieren, die Fläche hinter dem Mehrgenerationenhaus aufwerten und den Volksbank-Parkplatz nutzen könne.

Vorstellen kann er sich, die Nagolder Straße zu entforsten und den Haiterbach durch verschiedene Elemente erlebbarer zu machen.

u Unterschwandorf

Ein großes Problem ist der Durchgangsverkehr. Vorgeschlagen wird, durch Baumaßnahmen wie Verschwenken der Straßenführung eine Geschwindigkeitsreduzierung zu erreichen. Einige der vielen Hecken und wildgewachsenen Sträucher sollen entfernt werden, ebenso die alten "hässlichen" Begrüßungstafeln. Sinnvoll sei die Anlegung einer Bushaltestelle entlang der Straße. Alleenbäume könne man effektiv von der Unterseite her anstrahlen. Schön sei ein kleiner Torbogen am Ortsende. Gewünscht wird ein Treffpunkt für Jung und Alt. Weil der Jugendraum geschlossen wurde, soll eine Kooperation mit Oberschwandorf angestrebt werden. Dort, wo die Waldach und der Haiterbach zusammenkommen, könne man ein grünes Refugium schaffen. Die Vermarktung der Baugebiete "Mühlacker" und "Untere Talaue" soll forciert werden. Dass es keine Gaststätte mehr gibt, wird bedauert.

u Oberschwandorf

Die Sanierung des Teilstücks der Rohrdorfer Straße vom ehemaligen Gasthaus "Schwanen" bis zum Ende soll endlich über die Bühne gehen – in der Hoffnung, dass Fördermittel fließen. Der laut Ortsvorsteher Michael Krammer "katastrophale" Zustand des Bolzplatzes müsse dringend beendet und 25 000 Euro für die Erneuerung des Belags in die Hand genommen werden. Schön seien auch zwei neue Tore und ein Basketballfeld. Obwohl der Ort 1200 Einwohner hat, gibt es keinen Jugendraum.

Man will nach einer qualifizierten Betreuung Ausschau halten. Das 250 Meter lange und 2,20 Meter hohe "Kulturdenkmal" am Eingang der Freudenstädter Straße müsse begrünt oder anderweitig verschönert werden. In der Durchgangsstraße fehlten Parkbuchten. Die Gemeinde könnte versuchen, die Lücken im Baugebiet zu schließen, besonders willkommen seien junge Familien.

Die künftige Nutzung der Bauruine Schul-Rathaus soll in Angriff genommen werden. Wichtig sei den Arbeitskreisen, dass der Musik- und Sportverein erhalten bleibt, damit der Nachwuchs nicht abwandert. An der Waldach könnte man in Richtung Friedhof eine Wasserentnahmestelle mit Pumpbetrieb einrichten.

u Beihingen

Wichtigstes Anliegen ist die Beseitigung der Gewerbebrache Schuon. Vorgeschlagen wird, dass die Stadt das Gelände kauft und in ein Mischgebiet verwandelt, bevor man ein neues Baugebiet erschließt. Der Busfahrplan erscheint vielen zu umständlich. Außerdem wolle man die Neubaugebiete mit einbeziehen und den Plan um Rad- und Wanderwege erweitern. Über die Waldach sei eine Fußgängerbrücke Richtung Oberschwandorf schön und drumherum ein kleiner Teich und Spielmöglichkeiten. Weil ständig der Ölpreis steigt, sollte sich die Gemeinde alternative Energiequellen überlegen, zum Beispiel ein Blockheizkraftwerk. Beim Bürgertisch kam die Idee auf, Ackerfläche zum "gärtnern" für die Einwohner anzubieten und ein Insektenhotel einzurichten.

Die funktionierende Seniorenarbeit soll weiter ausgebaut und personell verstärkt werden. Im Blickpunkt hat man dabei die größer werdende Zahl von Alleinstehenden. Für Kinder werde ein Multi-Spielfeld benötigt.

u Haiterbach

Mit der Kernstadtentwicklung befasst sich die Steg. In den Arbeitskreisen wurden deshalb hauptsächlich soziale Themen behandelt. Weil die Gewalt und Disziplinlosigkeit ständig zunehme, brauche Haiterbach einen Schulsozialarbeiter. Bei 330 Kindern in der Burgschule könne man bei der Einstellung mit staatlicher Unterstützung rechnen. Wünschenswert sei eine durchgehende Betreuung der Schüler von 7 bis um 17 Uhr, damit beide Elternteile oder Alleinerziehende einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen können. Ein weiterer Wunsch ist im Stauchbachareal einen Betreuungspielplatz einzurichten, denkbar sei ein Bauwagen oder eine Blockhütte. Und in der Zehntscheuer könnte man eine Seniorengruppe aufmachen. (kö)