Die Burgschule engagiert sich in der Kooperation mit Ausbildungsbetreben, beispielsweise mit einer Jobmesse. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Schulamt mahnt fehlende Schüler in Werkrealschule an / Anmeldungen im März sind entscheidend

Von Markus Katzmaier

Haiterbach. Gelbe Karte für die Burgschule Haiterbach: Ein Brief des Schulamtes mahnt die zu geringe Zahl an Schülern in der Eingangsklasse der Werkrealschule an. Die rote Karte ist näher als bislang öffentlich bekannt. Fehlen im März Anmeldungen, ist eine Schließung der Schule sehr wahrscheinlich. Die Bildungsstätte selbst ist da nicht wirklich optimistisch.

Im Sommer vergangenen Jahres sah es noch nach einer vorläufigen Entwarnung aus. Seinerzeit schien die erforderliche Schülerzahl (das Gesetz fordert mindestens 16 Schüler in der Eingangsklasse) gerade so erreichbar. Entscheidend war allerdings ein anderes Datum: Der 15. Oktober galt als Stichtag für das Schulamt. Und just zu diesem Zeitpunkt hatte die Werkrealschule lediglich 13 Schüler in Klasse 5. Da hilft es nun auch nicht mehr, das sich diese Zahl mittlerweile auf 15 erhöht hat: Das Schreiben ist raus und auch beim Schulträger, der Stadtverwaltung Haiterbach, eingetroffen, wie Bürgermeister Andreas Hölzlberger am Freitag bestätigte.

Nun wird es knapp für die Werkrealschule in der Kuckucksstadt. Das Schulgesetz sieht eine Schließung vor, wenn im zweiten Jahr im Folge nicht die geforderte Mindestschülerzahl erreicht wird. Schulleiterin Sybille Rothe verbreitete in diesem Punkt gestern keinen Optimismus: "Wir gehen aktuell davon aus, dass wir auch im neuen Schuljahr nicht aussreichend Schüler bekommen werden", erklärte Rothe auf Anfrage. Die erste Entscheidung wird hier mit der Anmeldung der Schüler Ende März fallen. Wird das Ziel dann nur knapp verfehlt, gilt laut Rothe wiederum der Stichtag im Oktober.

Rein nach den von den Grundschulen ausgesprochenen Empfehlungen würde man laut Rothe auf 16 Schüler kommen, doch weiß sie nur zu gut, dass dieser nicht mehr verpflichtenden Empfehlung nicht von allen Eltern gefolgt wird. Wenngleich in manchen Fällen absehbar sei, dass die Schüler dann später doch wieder an die Burgschule zurückkehren müssen. Das sei für diese nicht wirklich gut. Hier wollen die Lehrer in den Beratungsgesprächen in Klasse 4 Ende Januar noch mal ansetzten.

Die Stimmung im Kollegium beschriebt Rothe als gedrückt. Nach der nicht genehmigten Gemeinschaftsschule müsse man nun "die zweite Schlappe hinnehmen". Teilweise würden Lehrer schon Versetzungsanträge stellen, weil sie in Haiterbach keine Zukunft mehr sehen würden.

Rothe sieht dabei aber nicht nur die Schule selbst, sondern auch das Umfeld. Gebe es die Schule nicht mehr, habe dies Folgen für die Ausbildungsbetriebe vor Ort, den Einzelhandel und auch auf den sozialen Bereich, weil auch Projekte der Schule, beispielsweise mit dem Mehrgenerationenhaus entfallen.

Etwas Hoffnungsvolle und etwa kämpferischer zeigte sich gestern Bürgermeister Hölzlberger. Man habe die 16 Schüler schon öfter mal nicht erreicht. Man habe so die Hoffnung, dass Schüler aus dem Steinachtal, aus Gündringen und Schietingen, nach Haiterbach kommen. Allerdings müsse sich auch grundsätzlich etwas ändern, beispielsweise im Image der Werkrealschule, sonst werde man den Standort nicht dauerhaft sichern können. Wenn man bei beschlossener Schließung Rechsmittel einlege, könne dies die Schule vielleicht ein Jahr retten.

Eine Schließung sieht Hölzberger nicht nur für Haiterbach, sondern auch für die Raumschaft kritisch. Die Schulen, in denen die Haiterbacher dann aufgenommen werden müssten, würden Kapazitätsprobleme bekommen. Und müssten möglicherweise bauen. Dabei habe man hier intakte Schulräume.

"Alles andere ist besser", sagt Hölzlberger. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, Haiterbach als Außenstelle einer anderen Einrichtung zu betreiben.

Von Markus Katzmaier

Haiterbach ohne weiterführende Schule – kaum vorstellbar. Und doch ist diese Aussicht näher als manchem offenbar bewusst ist. Gewiss, das Schreckgespenst vom gefährdeten Schulstandort liegt seit geraumer Zeit in der Luft. Aber das ist keine diffuse Sorge, es ist greifbar. Kommen nächstes Jahr nicht genügend Fünftklässler in die Werkrealschule, ist es nach aktueller Schulpolitik gelaufen, die weiterführende Schule Geschichte. Und das mit allen sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen. Doch wer kann die Schule retten? Niemand kann Kinder herbeizaubern. Eltern können allerdings noch bewusster die Schulwahl abwägen und auch die Empfehlung der Schule in Betracht ziehen. So falsch liegt die nicht, wie Rückkehrer anderer Schulen zeigen. Das Erwachen darf nicht erst kommen, wenn es zu spät ist. Der Weckruf kommt heute.