Die Burgschule heute (großes Bild) und während der Bauphase Anfang der 60er-Jahre. Fotos: Katzmaier (3)/Stadt Haiterbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Haiterbacher Bildungsstätte wurde vor 50 Jahren eingeweiht

Von Markus Katzmaier

Haiterbach. Während die Burgschule in Haiterbach den Blick derzeit vor allem in eine wackelige Zukunft richtet, wurde ein Datum der Vergangenheit fast vergessen: Die Bildungsstätte wurde vor 50 Jahren eingeweiht. 1965 ein gewaltiges Projekt, das auch einige Leben beeinflusst hat.

Ein Schnellschuss war der Bau der Burgschule gewiss nicht. Schon zehn Jahre vor dem Baubeginn wurde am 24. Januar 1953 in der Turn- und Festhalle eine Bürgerversammlung abgehalten, in welcher der Bau einer neuen Volksschule eingehend diskutiert wurde. Der Gemeinderat unter Bürgermeister Hugo Meroth versprach damals, in zehn Jahren einen Neubau zu erstellen. Der Platz in den bis dahin für den Unterricht genutzten Gebäuden in der Stadt war eng geworden.

Das Versprechen wurde gehalten: Am 25. März 1963 wurde mit dem Bau der drei Millionen Mark teuren Schule begonnen, die schließlich zwei Jahre später, am 26. März 1965, eingeweiht wurde.

Es sei eine beeidruckende Baustelle gewesen, erinnert sich Rita Frey, die als Sechstklässlerin in die neue Burgschule umzog. Eine riesige Baugrube, in der versteinerte Muscheln gefunden worden seien. Damals sei es üblich gewesen, dass Sonntagsspaziergänge zu Baustellen führten, erst recht an eine so besondere Baustelle. Das Grundstück umfasste 9971 Quadratmeter, das Hauptgebäude 8407 Kubikmeter, der HWS-Bau 2228 Kubikmeter, der Sportbau 6736 Kubikmeter.

Rita Frey hat sich auf die neue Schule gefreut, auf große, helle Räume. Und die Heizung, weil das bedeutete, nicht mehr Holz von der (gruseligen) Bühne der alten Schule für den Ofen holen zu müssen. Toll sei auch die Turnhalle für den Sportunterricht gewesen – und auch das neue Lehrschwimmbecken. "Da hat Haiterbach Schwimmen gelernt", sagt Frey. In der Gestaltung der bis heute erhaltenen bunten Wand im Bad waren die Schüler einbezogen. Sie hätten in einem Wettbewerb Vorschläge gemacht, erinnert sich Frey. An ihr eigenes Motiv hat sie keine Erinnerung, weiß jedoch noch, dass das von Dorle Gutekunst gewonnen hat.

Nicht nur an das Gebäude – mit dem man sehr sorgsam umzugehen hatte – hat Frey eine positive Erinnerung, sondern auch an die Schulzeit allgemein, wenngleich sie einräumt, dass man aus Lehrersicht eine recht schwierige Klasse gewesen sei.

Zwei Jahre war die Burgschule eine riesige Baustelle – und somit auch für viele Menschen ein Arbeitsplatz. Einer von ihnen war der in Norddeutschland geborene Lothar Benzel, der in Akkord an der Verklinkerung der Burgschule arbeitete. Eine Bauweise, die hierzulande damals neu gewesen sei – ebenso wie die Akkordarbeit, mit der man gutes Geld verdienen habe können, erzählt Benzel.

Am 3. Mai 1963 kam Lothar Benzel nach Haiterbach. Ein Kumpel, mit dem er zuvor auf anderen Baustellen gearbeitet hat, habe ihn angerufen und erzählt: "In Haiterbach gibt es eine tolle Baustelle." Arbeitgeber war seinerzeit die Firma Berger, die man später im Zusammenschluss Bilfinger Berger kannte.

Der damals 25-jährige Benzel wohnt zunächst mit anderen Bauarbeitern in Baracken bei der Baustelle. Doch die Zustände dort wollte der junge Mann aus dem Norden nicht lange ertragen. So sei er schließlich in einem Zimmer im Gasthaus Hirsch untergekommen.

Ein Jahr lang arbeitete Benzel auf der Haiterbacher Baustelle, dann ging es an anderen Orten weiter. Geplant war ein weites Ziel: Venezuela. "Wir wollten mit dem Bauleiter der Burgschule dorthin", erinnert sich Benzel. Doch so weit kam es nicht. Hatte ihn die Burgschule nach Haiterbach gebracht, war es schließlich die Liebe, die ihn dort hielt. Eben im Gasthaus Hirsch lernte er seine heutige Frau Heidemarie kennen, die er schließlich im Jahr 1970 heiratete. Mit Bauen ging es nicht nur im Berufsleben weiter, sondern auch privat – mit dem Bau des eigenen Hauses.