Sicherheitstraining für Feuerwehren aus dem Kreis Calw in Haiterbach / "Die Gefahrenbremsung rettet Leben"

Von Elisabeth Lawicki

Haiterbach. Schon von Weitem sah man auf dem Betriebsgelände der Firma Gebrüder Schuon im Haiterbacher Industriegebiet zahlreiche Feuerwehrwagen stehen. Doch trotz quietschender Reifen, Blaulicht und Martinshorn war dies kein Einsatz im herkömmlichen Sinne.

Der Landkreis Calw organiserte in Zusammenarbeit mit dem Kreisfeuerwehrverband Calw und der Verkehrsfachschule Markdorf ein Feuerwehrseminar. Teilgenommen haben rund 30 Feuerwehrmänner der Feuerwehren Haiterbach, Nagold, Neubulach, Schömberg, Wildberg, Calw, Ebhausen-Wenden und Höfen an der Enz.

Bei der Spezialausbildung handelte es sich um ein Training für die Fahrer von Sonderfahrzeugen der Feuerwehr. An vier Stationen lernten die Feuerwehrmänner ihr Fahrzeug, ihr Reaktionsvermögen und die möglichen Hindernisse kennen, die ihnen beim Einsatz begegnen können.

Seminarleiter Thomas Dworak von der Verkehrsfachschule Markdorf erklärte die Stationen: "Die erste Station besteht aus einem Slalomkurs. Dieser simuliert Stau und Wohngebiete. Hier befinden sich viele Gefahrenquellen und enge Gassen. Für die Feuerwehr heißt es im Einsatz so schnell und sicher wie möglich durchzufahren. Dies muss geprobt werden", so Dworak. "Die Lenkradhaltung ist in diesen Einsatzgebieten von größter Bedeutung. Das größte Problem ist das hintere rechte Rad, welches bei falscher Lenkung auf oder gegen etwas fährt." Mit seinem Fahrzeug riss so mancher Fahrer ein oder zwei aufgestellte Hütchen um. Dworak hierzu: "Das Problem ist, dass die Führer zu wenig Erfahrung mit ihrem Feuerwehrfahrzeug haben. Manchmal fahren sie nur einige Einsätze im Jahr. Deshalb ist die Spezialausbildung nur empfehlenswert. Hier lernt man sein Feuerwehrauto kennen und kann es so auch im Einsatz sicher lenken."

Die zweite Station behandelte die Gefahrenbremsung und schonendes Anhalten an einer roten Ampel. Dabei fuhren die Feuerwehrwagenfahrer zunächst mit Tempo 30, dann mit Tempo 50 auf trockener und nasser Fahrbahn. Ein Signal zeigte ihnen an, ab wann sie die Bremsung vornehmen sollen. Die Veränderungen im Bremsverhalten waren enorm. Doch mit einiger Übung gelangen auch sie immer besser. "Die Gefahrenbremsung rettet Leben. Nicht nur das der eigenen Mannschaft sondern auch das der anderen Verkehrsteilnehmer." Diese stellen laut dem Experten für die Feuerwehr nämlich mitunter eines der größten Risiken dar: Zum einen, weil der Verkehrsfluss auf den deutschen Straßen immer dichter wird. Zum anderen überhören sie das Martinshorn und übersehen das Blaulicht. "Oft reagieren dabei die Verkehrsteilnehmer gar nicht, zu spät oder falsch und legen selbst eine Vollbremsung hin. Da man mit einem solchen Feuerwehrfahrzeug dann nicht herumkommt und selber auf die Notbremsung ausweichen muss, ist das Trainieren dieser Sitationen unerlässlich", so der stellvertretende Kreisbrandmeister des Landkreises Calw, Tido Lüdtke. Und so erklärte es auch einer der Trainer den anwesenden Feuerwehrmännern. Er bemerkte auch, dass die Teilnehmer mit Martinshorn und Blaulicht zunächst unaufmerksamer waren und erklärte: "Blaulicht und Martinshorn verkürzen den Bremsweg nicht!"

Interessant wurde auch die dritte Station. Insgesamt fünf Hindernisse waren aufgestellt. Eine Verkehrhütchenschnecke, eine Einparkbucht für seitliches Einparken sowie eine Einparkbucht für das Rückwärtseinparken, wie auch ein Slalom in S-Form und eine eingegrenzte Fläche. Dworak hierüber: "Die Feuerwehrwagenfahrer sollen hier die Maße ihres Fahrzeugs einschätzen und kennenlernen. Der Schaden den ein solches Sonderfahrzeug an herumstehenden Gegenständen anrichten kann, ist enorm."

Die letzte Station erprobte die Bremsung und Reaktion des Fahrzeugführers zur Winterzeit. Mit Wasser und umweltverträglicher Schmierseife auf einer Plane wurde eine vereiste Fahrbahn simuliert. "Eine Lichtschranke misst hierbei die Reaktion. Auf eisglatter Fläche kann das Fahrzeug ausbrechen. Man muss überlegen, welche Masse die Feuerwehrwagen haben. Hinzu kommt der Tank, der das Bremsverhalten je nach Füllstatus ändert. Und nicht jedes Fahrzeug hat ABS. Wenn hier etwas schief läuft, sind die Schäden sehr groß. Wichtig sind deshalb Sitzstellung und Lenkhaltung sowie das Reaktionsvermögen der Fahrer", so Dworak.