Asylbewerber Guo Jun Zhao hilft beim städtischen Bauhof und erhält viel Lob / Ungewisse Zukunft belastet

Von Markus Katzmaier

Haiterbach. Guo Jun Zhao ist handwerklich begabt, er hat ein Händchen für Gärten und Pflanzen. Und er ist Asylbewerber – seit 14 Jahren in Deutschland. Die Suche nach einem sinnvollen Zeitvertreib führte den 52-Jährigen Chinesen schließlich in die Dienste des städtischen Bauhofes. Eine Bereicherung für beide Seiten.

Haiterbach ist für Guo Jun Zhao eine noch relativ neue Stadt. Im Mai kam er von Bad Wildbad hierher, wohnt seitdem in einem städtischen Haus mit vier weiteren Asylbewerbern.

Angesichts der aktuellen Weltpolitik denkt man wohl nicht als erstes an China, wenn es um Asylbewerber, um Menschen auf der Flucht vor unhaltbaren und bedrohlichen Lebensumständen geht. Der 52-Jährige hat sein Heimatland aber auch schon vor 14 Jahren verlassen, auf der Flucht vor politischer und polizeilicher Verfolgung, vor der Inhaftierung. In China gebe es eben nur eine Partei, ein System, erklärt er in einfachem deutsch. Andersdenkende würden verfolgt. So floh er – ohne Frau und Kind, zu denen er schon längere Zeit keinen Kontakt mehr hatte.

In Haiterbach fühle er sich wohl, es sei eine schöne Stadt. Besser gesagt, ein Städtchen. Aus seiner Heimat ist er Millionenstädte gewohnt. Hier ist alles überschaubar, man fällt auf. Zhao, weil er den Garten des Hauses, in dem er wohnt, auf Vordermann gebracht habe, wie Hauptamtsleiter Andreas Schad erklärt. Und nachdem der Chinese erzählt habe, dass ihm langweilig sei und er eine sinnvolle Beschäftigung suche, kam man auf die Idee, ihn beim städtischen Bauhof zu beschäftigen.

Nicht ohne einen Beigeschmack, wie Schad einräumt. Als Asylbewerber dürfe Zhao lediglich 80 Stunden im Monat arbeiten. Und das nur für einen Lohn von rund einem Euro pro Stunde. Mehr dürfe er nicht dazu verdienen. Und das für gute Arbeit, wie Schad bedauert. Eine Einschätzung, die von Zhaos Chef, Bauhofleiter Siegfried Schuster, mit zahlreichen lobenden Worten unterstrichen wird. Zhao sei ein geschickter, motivierter Mitarbeiter. Selbst wenn die anderen eine Vesperpause einlegten, wolle er unbedingt weiterarbeiten. Seit Juli arbeitet Zhao beim Bauhof.

Der Chinese sei handwerklich begabt und sehe, wo welche Arbeit zu tun sei, ergänzt Patrick Broß, Gärtner beim Bauhof, der viel mit Zhao zusammenarbeitet. Er mache und könne alles. Jüngst bei der Gestaltung des Außenbereichs der Beihinger Halle, die momentan saniert wird.

Das Lob ist keine Einbahnstraße. Auch Zhao weiß nur Gutes über seine neuen Kollegen und Vorgesetzten zu berichten. Alle seien freundlich. Die Arbeit mache Spaß.

In diesen Tagen besteht die Arbeit unter anderem daraus, 20 000 Blumenzwiebeln in der Gesamtstadt zu pflanzen. Mehr denn je, wie Gärtner Broß sagt. Im Frühjahr solle Haiterbach richtig aufblühen. Die Blütenpracht soll dann erst im Herbst zuneige gehen. Viele Staudengewächse sorgen für eine durchgehend Blüte, blickt Broß in die nahe Zukunft.

Wie hingegen die Zukunft von Zhao aussehen wird, ist ungewiss. Angefangen bei seinem Status. Seit 14 Jahren habe er die Duldung, aber keinen Pass. Das sei schon etwas belastend, sagt er.

Auch wenn das deutsche Wort Angst ihm erst erklärt werden muss, hat er diese Gefühle, wenn er daran denkt, er könnte eines Tages nach China zurückgeschickt werden. Wenn das allerdings erst in zehn oder 20 Jahren der Fall sei, sei er ein alter Mann, dann spiele das keine Rolle mehr.