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Haiterbach hält an bisherigem Konzept zur Flüchtlingsunterbringung fest. Mit den Kosten kommt man wohl hin

Von Markus Katzmaier

Auf die Kommunen im Land kommen steigende Kosten bei der Unterbringung von Asylbewerbern zu. In Haiterbach, wo die Stadt vor allem alte Häuser aufkauft, geht man davon aus, dass diese mit den Abrechnungssätzen über das Landratsamt gedeckt sind. Allerdings fehlen noch Erfahrungswerte.

Haiterbach. Das Wort Schmuckstück kommt einem kaum in den Sinn, wenn man das alte Haus in der Altnuifraer Straße 29 betritt. Eigentümerin ist seit kurzem die Stadt Haiterbach, deren Mitarbeiter vom Baumhof gerade daran arbeiten, es bewohnbar zu machen. Bis zu 20 Asylbewerber sollen hier später mal auf zwei Stockwerken untergebracht werden. Dies dürfte eines der Objekte sein, von denen Bürgermeister Andreas Hölzlberger in dieser Woche sagt, dass man sie früher nicht gekauft hätte, allenfalls zum Abreißen.

Kaufpreis liegt zwischen 30 000 und 70 000 Euro je Gebäude

Jetzt sei man etwas aktiver geworden am Immobilienmarkt, was daran liegt, dass die Stadt Haiterbach ihr bisheriges Konzept bei der Anschlussunterbringung von Asylbewerbern fortsetzen möchte. Das bedeutet in erster Linie den Ankauf von Häusern, die nicht gerade zur ersten Wahl gehören und somit kaum Interessenten finden. Der Kaufpreis liegt in einer Spanne von 30 000 bis rund 70 000 Euro. Die seien so billig, weil sie in diesem Zustand keiner wolle, sagt Hölzlberger.

Acht Häuser hat die Stadtverwaltung bislang erworben. Dazu wurde eine Wohnung angemietet und Asylbewerber in zwei städtischen Wohnungen über dem Bauhof untergebracht.

45 Asylbewerber muss die Stadt Haiterbach nach Neuankünften in dieser Woche unterbringen. 51 sind ihr offiziell zugeteilt. Allerdings seien sechs zurück in ihr Herkunftsland gereist. Diese sechs bleiben aber der Stadt Haiterbach zugeordnet, da sie dort bei einer erneuten Einreise wieder unterbracht würden. In den vergangenen Wochen sind nun auch aus Kommunen im Kreis Calw Stimmen laut geworden, die fürchten, dass die Städte und Gemeinden auf einem Teil der Kosten für die Unterbringung von Asylbewerbern sitzen bleiben.

Bürgermeister Hölzlberger geht derzeit davon aus, dass "Haiterbach mit den Kosten hinkommt". Allerdings, so schränkt er ein, gebe es noch keine Erfahrungswerte, was die Nebenkosten angeht. "Die Kommunen erhalten im Landkreis Calw pro zugewiesener Person einmalig 137 Euro und für Miete mit allen Nebenkosten 186 Euro. Darin sind auch Kosten für defekte Geräte, Möbel und so weiter enthalten, erläutert Hauptamtsleiter Andreas Schad die Abrechnung. Für Familien würden mit dem Landkreis individuelle Sätze ausgehandelt, die unter der Summe der Beträge für Einzelpersonen liegen.

2016 könnten 120 neue Asylbewerber ankommen

An Investitionen kalkuliert die Stadt mit rund 10 000 Euro, um ein Gebäude bewohnbar zu machen. Dazu gehören Arbeiten an Elektroinstallationen, Wasserleitungen und teilweise Heizungen. Pro Person werden rund 400 Euro für Standardmöbel (Stockbett und Spind gerechnet). Man bekomme zwar viele Möbel angeboten, könne diese aber aus Platzgründen nicht nutzen, erklärt Schad. Zusätzlich fallen 1000 Euro pro Wohneinheit für Waschmaschine und Kühlschränke an. Mit dem bisherigen Konzept möchte die Stadtverwaltung so fortfahren. Allerdings mit einer Ungewissheit, ob so viel Wohnraum zu erwerben ist. Mit bis zu 120 weiteren Aufnahmen muss Haiterbach nach den aktuellen Schätzungen bis zum Jahresende rechnen.

Beim Thema Asylunterbringung fällt auch immer das Stichwort Integration. In diesem Zusammenhang lobt Hölzlberger den "sehr rührigen" Arbeitskreis Asyl, der sich in Haiterbach gegründet hat. Zu seinem vielfältigen Aktivitäten gehört es unter anderem auch, mit den Anliegern zu sprechen, bevor Asylbewerber in die Nachbarschaft ziehen. Das bringe zwar in manchen Fällen Aufregung, sagt Hölzlberger. Die Erfahrung zeige aber, dass sich das in zwei bis drei Monaten beruhige. Integration sei in Haiterbach ansonsten ein "geräuschloser Vorgang", wie es Hölzlberger formuliert. Unterm Strich gehe der Bevölkerungszuwachs auf den Zuzug von Ausländern zurück. Das spiegelt sich auch in einem Ausländeranteil von 15,8 Prozent wider. Der Kreisschnitt liegt bei 11,8 Prozent.

Als unbefriedigend bezeichnet Hölzlberger jedoch den Umstand, dass in Haiterbach überwiegend Menschen ohne Bleibeperspektive ankommen würden. Daran scheitern dann auch die bisherigen Bemühungen, Arbeitsstellen zu finden, da diese Menschen auch keine Arbeitserlaubnis erhalten würden.