Einen Aldi und einen Lidl in kurzer Entfernung direkt an der Bundesstraße 463? Von diesem Szenario rät die "imakomm" dem Haigerlocher Gemeinderat ab. Foto: Berg Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat disktuiert darüber, wie viele Einkaufsmärkte der Stadt zuträglich sind

Von Thomas Kost

Haigerloch. Warum soll die Stadt nicht Platz für einen fünften Einkaufsmarkt – sprich Aldi – anbieten? Zwei Vertreter eines Fachbüros warnen vor diesem Schritt, einige Gemeinderatsmitglieder möchten dieser Empfehlung nicht so recht folgen.

Weil es eine Anfrage gab, einen Aldi-Markt – eventuell in Kombination mit einem Drogeriemarkt – direkt an der Bundessstraße 463 bei Owingen zu bauen, hatte die Stadtverwaltung die "imakomm Akademie" aus Aalen damit beauftragt, die Situation zu bewerten und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Die beiden Experten Peter Markert und Julia Bubbel, stellten am Dienstag im Gemeinderat ihre Expertise vor und rieten von der Ansiedlung eines fünften Großmarktes bei Owingen eher ab (wir haben berichtet).

Doch es gab einige Gemeinderäte, die den Argumenten der beiden Fachleuten nicht folgen mochten. Hannelore Schick (CDU) hätte gerne einen Aldi samt Drogerie-Markt an der B 463 in Owingen. Schick: "Man sieht doch beim Lidl-Markt, das so etwas funktioniert." Auch ihr Fraktionskollege Karl-Heinz Schneider war der Auffassung, dass man "die Tür in Owingen für einen weiteren Nahversorger nicht zumachen sollte". Werner Pieper von der CDU schlug vor, Verantwortliche aller fünf Einkaufsketten (Lidl, Edeka, Netto, Penny und Aldi) einzuladen, um von ihnen zu hören, wie sie sich eine Entwicklung in Haigerloch vorstellen.

Thomas Bieger von der Solzialökologischen Liste (SÖL) bezweifelte, ob jemand der bei Aldi einkaufen möchte, stattdessen in den Edeka fährt. Dieser Kunde, so schätzt er, werde eher in einen Aldi in der Umgebung fahren.

Auch Dionys Pfister (Freie Wähler) zweifelte daran, ob man eine etwaige Aldi-Ansiedlung in Owingen ablehnen solle. Aldi verglich er mit dem Autohersteller Audi. Und wenn der nach Haigerloch kommen wollte und man das ablehnen würde, wäre das doch unverständlich.

Der Bad Imnauer Ortsvorsteher Robert Wenz (Freie Wähler) wollte wissen, ob ein weiterer Discounter negative Auswirkungen auf bestehende Bäckereien oder Metzgereien habe. Dieser Einfluss sei eher gering, antwortete Julia Bubbel.

Ihr Kollege Markert meinte während der Diskussion, man müsse Wege finden, die Stadt Haigerloch einkaufsmäßig zu stärken aber nicht zu Lasten des bestehenden Angebotes. Eine weiterer Markt mit rund 800 Quadratmeter Verkaufsfläche könnte nach seiner Schätzung vor allem den "Soft-Discountern" Penny und Netto in der Kernstadt Kundschaft entziehen. Darum empfahl er: "Rüsten Sie auf, aber kannibalisieren Sie nicht".

Das wäre laut ihn zum Beispiel die Ansiedlung eines Drogeriemarktes im Madertal. Auch wenn es nicht der optimale Standort sei.

Bürgermeister Heinrich Götz empfahl dem Gemeinderat, mit den Empfehlungen von "immakomm" zur der für die planerischen Vorgaben zuständigen Raumordnung zu gehen und mit dieser abzuklären, welche Varianten sie mittragen würde.