Israelsonntag: Beim Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde vor der Ehemaligen Synagoge (rechts) hielten Hans-Paul Möller und Gisela Schumayer (linkes Bild) die Fürbitten – und gedachten dabei auch der Teroropfer in Barcelona. Fotos: Bäurle Foto: Schwarzwälder-Bote

Israelsonntag: Evangelische Gemeinde feiert Gottesdienst auf dem Gustav-Spier-Platz vor der Synagoge

Leider nicht ganz so gut besucht wie erhofft, war der Open-Air-Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Haigerloch am Israel-Sonntag auf dem Gustav-Spier-Platz bei der Ehemaligen Synagoge im früheren jüdischen Wohnviertel Haag.

Haigerloch. Pfarrerin Dorothee Kommer führte dies unter anderem auf die frühe Uhrzeit und die Urlaubszeit zurück, fand den Besuch insgesamt aber okay. Beim Israel-Sonntag handelt es sich um einen Sonntag im Kirchenjahr der evangelischen Kirche, an dem diese das Verhältnis zwischen Christen- und Judentum thematisiert.

Er bezieht sich auf den jüdischen Fastentag Tischa beAv, bei dem die Juden der Zerstörung Jerusalems beziehungsweise des Tempels Jerusalems durch die Römer gedenken. Nach dem Holocaust hat sich die evangelische Kirche um ein theologisches Verständnis bemüht, in dem Antijudaismus und Antisemitismus keinen Platz mehr haben.

In der Predigt am vergangenen Sonntag befasste sich Pfarrerin Kommer mit dem Thema "Tage, die man nicht vergisst" und verwies unter anderem auf den Tag, an dem Gott seinen Bund mit dem Volke Israel schloss. Die zehn Gebote, die Mose auf dem Berg Sinai bekam, seien keine Einschränkungen, sondern ermöglichten ein Leben in Freiheit, ein Leben, das Freude bringe. In der Ehemaligen Synagoge in Haigerloch habe man die zehn Gebote immer vor Augen.

Auch den Tag, an dem die Synagoge zur Gedenkstätte geworden sei, bezeichnete die Pfarrerin als einen Tag, den man nie vergisst, ebenso wenig, wie die Deportation der Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Haigerloch.

Kommer erwähnte in diesem Zusammenhang ein Gespräch, das sie mit der mittlerweile verstorbenen Ellen Herl geführt habe. Diese habe aus ihrer Jugendzeit berichtet und sich daran erinnert, wie ihre Nachbarn abtransportiert worden seien. Die Pfarrerin stellte sich die Frage, welche Verantwortung die evangelischen Christen hier hätten, und verwies im weiteren Verlauf auch auf die Schattenseiten der Reformation und judenfeindlichen Äußerungen Martin Luthers.

Für die evangelischen Christen gelte es, sich der Verantwortung zu stellen. Gut sei es daher, dass es vom 9. November bis 31. Dezember in der Ehemaligen Synagoge eine Ausstellung zum Thema "Martin Luther und die Juden" gebe. Zudem rief Kommer ihre Gemeinde dazu auf, judenfeindlichen Tendenzen entgegenzutreten.

In den Fürbitten von Gisela Schumayer und Hans-Paul Möller wurde aus aktuellem Anlass auch der Opfer des Terroranschlags in Barcelona gedacht. Passend hierzu sang man gemeinsam das Lied "Hevenu schalom alejchem" ("Wir wünschen Frieden euch allen"). Fast inbrünstig wurde gegen Ende des Gottesdienstes im Freien "Schalom chaverim" ("Der Friede des Herrn geleite euch") mitgesungen. Karl Gölz begleitete diese und andere Lieder am E-Piano.