So könnte das Schlössle einmal aussehen. Doch der Weg zu einer Lösung ist weiter steinig. Foto: Visualisierung: Architekturbüro Hähnig/Gemmeke

Bleibt Visualisierung am Ende nur ein Traum? Wenigstens ist Gestaltung des Parks ist in trockenen Tüchern.

Haigerloch - Das wird nicht leicht: Die Sondersitzung des Gemeinderates am Dienstag offenbarte, wie schwierig es ist, für das historische Gasthaus Schlössle eine gute und vor allem finanzierbare Lösung zu finden. Viel leichter tut man sich mit der Gestaltung der Eyachauen.

"Dieser Weg wird kein leichter sein..." Xavier Naidoos WM-Hit ging einem nach der Sondersitzung zum Thema Gasthaus "Schlössle" fast unweigerlich durch den Kopf.

Was soll man tun? Wo ist der zündende Gedanke? An interessanten Ansätzen und Ideen zur Belebung des vor sich hin dümpelnden Gebäudes fehlte es am Dienstagabend im Bürgerhaus weiß Gott nicht. Aber wie das alles finanzieren?, das war wieder einmal die alles überlagernde Frage.

Matthias Hähnig vom Tübinger Architekturbüro Hähnig/Gemmeke erläuterte erneut sein Konzept der Mischnutzung (öffentliche Räume und Gastronomie), das er schon vor wenigen Wochen bei der Bürgerversammlung zur Schlössle-Zukunft in der Witthauhalle vorgestellt hatte.

Michael A.C. Ashcroft formulierte die Ideen, die sich der Haigerlocher Ausschuss zum Schlössle gemacht hatte. Kernsätze darin: Die Gastronomie erhalten, das Gebäude unter Federführung der Stadt sanieren.

Martin Sprissler vom Verein "Haigerloch aktiv" stellte ein Konzept vor, das den Grundgedanken einer privaten-öffentlichen Partnerschaft (PPP-Modell) aufgreift. Land, Stadt und eine Bürgergenossenschaft sollen sich die Kosten teilen. Etwa 350 Bürger könnten eine Genossenschaft gründen und Patenschaften (oder Bausteine) in Höhe von je 1000 Euro übernehmen.

Was speziell die Gastronomie betrifft, so stellt sich Sprissler die Verpachtung durch die Bürgergenossenschaft an einen Gastronomen vor. Er redete gleichzeitig aber auch von einem Bürgercafé, das von Vereinen betrieben werden könnte. Und dazu noch einen Jugendraum, im Obergeschoss die städtische Bücherei und einen vermietbaren Veranstaltungsraum für 100 Personen. Sprissler war überzeugt, dass dieses Drei-Säulen-Konzept ein Modell mit "Strahlkraft" ist und Haigerlochs Image aufwertet.

Interessante Ansätze, Ernüchterung trat aber ein, als Karl-Christian Fock von der Kommunalentwicklung (KE) der Landesbank die Situation aus finanzieller Sicht beleuchtete. Drei Millionen – wenn man’s richtig machen will – sind an Sanierungskosten fürs Schlössle wohl anzusetzen.

Und seine Aussagen zur Zuschussfähigkeit des Objektes hörten sich am Dienstag nicht mehr ganz so vielversprechend an, wie bei der Bürgerversammlung Wochen zuvor. Wenn in dem Gebäude viele öffentliche Nutzung stattfinde, so Fock, sei die Situation komfortabel, dann könne man mit 50 Prozent Zuschuss zu den Kosten rechnen. Alles, was aber privatwirtschaftlich angegangen würde, sei mit 20 Prozent Förderung und einem Maximalbetrag von 175.000 Euro an Fördergeld zu veranschlagen. Setzt man also alleine für die Einrichtung einer größeren Gastronomie im Schlössle 700 000 Euro an, so hätte ein Investor immer noch eine halbe Million aus eigener Tasche zu finanzieren.

Verhandelt über einen Zuschussrahmen fürs Schlössle ist bislang freilich noch gar nichts, weder mit dem Regierungspräsidium in Tübingen noch mit dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft (MFW) in Stuttgart. Wenn man das aber als nächsten Schritt tue, das machte Fock allen Anwesenden klar, dann, braucht es eine klare Konzeption. Der KE-Experte: "Wir können nicht mit einem weißen Blatt Papier zum Regierungspräsidium gehen". Und wenn schon Konzept, dann eines mit hohen kommunalen Anteil, das gehe seinen Erfahrungen nach bei den Verhandlungen immer gut.

Am Ende fasste der Gemeinderat mehrheitlich drei Beschlüsse: Mit der vom Architekturbüro Hähnig/Gemmeke ausgearbeiteten Konzeption sollen Stadt zum Regierungspräsidium gehen und ausloten, wie zuschussfähig es ist. Ob man sie aber dann Ende tatsächlich auch so umsetzt, ist damit noch nicht festgelegt.

Parallel dazu soll das Büro aber auch die Kosten für eine reine Substanzerhaltung des Gasthauses (Dichtmachen des Daches, der Fenster und des Kellers gegen Wassereintritt) sowie die Kosten für eine Sanierung der Außenfassade ermitteln.

Das Gebäude allerdings nur aufzuhübschen und innen so zu belassen hielten einige Gemeinderäte wie Thorsten Hellstern (CDU) für verbranntes Geld. Stichwort Geld: Als einziger der vielen Zuhörer im Bürgerhaus bekam Heinrich Sauter aus Gruol das Wort. Er mahnte zur Zurückhaltung und dazu, das Schlössle im Zweifel so stehen zu lassen wie es ist. "Schuld an den Schulden sind die Zuschüsse, die Kommunen nie ablehnen." Wenn man so viel Geld in der Kernstadt ausgebe, fehlt es seiner Einschätzung nach für ebenso wichtige Projekte in den acht anderen Stadtteilen.

Tröstlicher war an diesem Abend nur die Tatsache, dass die von den Landschaftsplanern Menz/Pirker/Pfeiffer vorgestellte Planung zur Neugestaltung der Eyachauen hinterm Schlössle herum geradezu mit Lob überhäuft wurden.

Das von Norbert Menz vorgestellte Konzept einer Art Freizeit-Oase mit Radweg, viel Grün, Sitz- und Spielgelegenheiten sowie einer Brücke über die Eyach zur Pfluggasse, gefiel vielen Gemeinderäten. Menz’ Anspruch war auch nicht gerade gering: Er will die derzeit noch recht unansehnlichen Rückseite des Schlössle zur "Schokoladenseite" machen.

Allerdings ist auch dieses Vorhaben nicht zum Nulltarif zu bekommen. 1,7 Millionen Euro wird die Neugestaltung des Außengeländes kosten. Rund 810 000 Euro davon sind derzeit durch Fördermittel gedeckt. Also hat die Stadt noch 890000 Euro zu bringen.

Auch hier, so Karl-Christian Fock gelte es mit Regierungspräsidium Tübingen und dem Land nachzuverhandeln. Sowohl über die Fördersumme als auch über die Verlängerung des bewilligten Förderzeitraums für das Schlossbrauereiareal – denn der läuft im kommenden Frühjahr aus.