Windkraftnutzung: NABU Haigerloch bezieht erstmals Stellung und fordert den konstruktiven Dialog ein

Und was sagen die Naturschützer dazu? Solche Rufe waren bei den jüngsten Versammlungen zum Thema Windkraftnutzung im Waldgebiet "Hohwacht" immer wieder laut geworden. Jetzt hat der NABU Haigerloch reagiert und Position bezogen.

Haigerloch. Zunächst tat er dies bei seiner Hauptversammlung am vergangenen Samstag (wir haben berichtet) und jetzt auch ganz offiziell mit einer Stellungnahme auf der Homepage des NABU-Kreisverbandes Zollernalb.

In der Tat war es dafür wohl auch Zeit geworden, denn bei den bisherigen Versammlungen zum Thema Windkraftnutzung waren NABU-Vertreter – sofern überhaupt jemand von der Ortsgruppe Haigerloch/Rangendingen anwesend war – auffällig still. Es gab von den Naturschützern keinerlei Äußerungen zu diesem Thema.

Im Gegensatz zu einigen Anwesenden beim Info-Abend in Hart, hatte Walter Müller vom "Landesverband baden-württembergischer Bürgerinitiativen gegen Windkraft in Natur- und Kulturanlagen" dafür sogar Verständnis. NABU-Vertreter, so Müller, lägen in aller Regel auf einer Wellenlänge mit der Grün geführten Landesregierung und würden demzufolge auch deren politische Grundlinie verfolgen, auch wenn es Widersprüche und Skepsis gäbe.

Dass man aber doch irgendwann aus der Deckung gehen muss, das erkannte auch der NABU. Die zunehmenden Anfragen aus der Bevölkerung, so wird im Newsletter des Naturschutzbüros Zollernalb erklärt, hätten eine Positionierung erfordert. Deshalb habe sich der NABU Haigerloch anlässlich seiner Mitgliederversammlung ausführlich mit der Thematik befasst.

Dort fielen im Zusammenhang mit den Planungen des Regionalverbandes Neckar-Alb für ein Vorranggebiet für Windkraftnutzung (VRG) auf der "Hohwacht" zwischen Haigerloch, Rangendingen und Grosselfingen folgende Beschlüsse.

 Das VRG "Hohwacht" ist eine Planung des Regionalverbandes. Eine Stellungnahme wird deshalb vom Naturschutzbüro Zollernalb – gemeinsam mit den anderen Naturschutzverbänden der Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb – erarbeitet. Der NABU Haigerloch bringt jedoch seinen Rat und seine Kenntnisse ein.

 Der NABU Haigerloch beteiligt sich am "Energiedialog", wenn dieser zu Stande kommt.

 Sobald eine konkrete Bau-Planung mit allen Unterlagen auf dem Tisch liegt, wird der NABU Haigerloch sehr sorgfältig prüfen, ob unsere Natur-Interessen hier vollständig und im vollen Umfang berücksichtigt sind.

 Selbst wenn wir uns am Ende aus Naturschutz-Gründen gegen den Bau von Anlagen stellen müssen: Wir werden als NABU-Gruppe mit keiner Bürgerinitiative zusammenarbeiten.

Ansonsten, so der NABU weiter in seiner Stellungnahme, sei man am Dialog mit allen Bewohner und Bewohnerinnen von Haigerloch und Umgebung aber interessiert und zur konstruktiven Zusammenarbeit mit all jenen bereit, die sich ohne eine Vor-Festlegung der Art "Für alles" oder "Gegen alles" für die Ziele des Natur- und Umweltschutzes einsetzen wollen.

Ähnlich hatte es Herbert Fuchs schon bei der NABU-Hauptversammlung im Alten Schafstall in Stetten gesagt: Man befürworte eine naturverträgliche Energiewende, solange ökologisch hochwertige Flächen verschont blieben.

Er sah im Moment auch noch keinen Grund zur Beunruhigung. Die eventuelle Ausweisung eines Windkraft-Vorrangebietes auf der "Hohwacht", heiße noch lange nicht, dass dort dann auch tatsächlich Windräder gebaut würden. Ein Regionalverband plane keine Windenergieanlagen und schaffe auch nicht unmittelbar die Voraussetzungen dafür, dass welche gebaut werden dürfen. Vor dem Bau solcher Anlagen müsse nämlich ein umfangreiches Verfahren durchlaufen werden, und es gelte, die Stellungnahmen von bis zu 40 Organisationen und Behörden zu berücksichtigen.

In jedem Fall wagt der NABU die Voraussage, dass bei einem tatsächlichen Windräderbau es wesentlich weniger sein werden als die vom Regionalverband in seiner VRG-Planung genannte Zahl von zehn bis 15.

Momentan gebe es auch noch keine detaillierten Untersuchungen über die Konflikte mit gefährdeten Arten und Lebensräumen, so steht es weiter in der NABU-Stellungnahme. Man wisse allerdings aufgrund langjähriger Beobachtungen, dass der Bereich "Hohwacht" Lebensraum und Durchzugsgebiet etlicher "windkraftsensibler Arten" sei.