Eine bewegende Gedenkfeier gestalteten Simone Hönisch, Sara Schmayer, Bürgermeister Dr. Heinrich Götz, Pfarrerin Els Dieterich, Helmut Gabeli, zweiter Vorsitzender des Gesprächskreises ehemalige Synagoge, Margit Klingler, Margarete Kollmar (von links) in der Ehemaligen Synagoge. Rechts Landrat Günter-Martin Pauli Foto: Schubert Foto: Schwarzwälder-Bote

Bewegende Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Beginns der Deportationen der Juden aus Württemberg

Von Klaus Schubert

Haigerloch. In der ehemaligen Synagoge Haigerloch fand eine Gedenkveranstaltung aus Anlass des 70. Jahrestags des Beginns der Deportationen der Juden aus Württemberg im Jahr 1941 statt.

Mit Zitaten bedeutender Historiker und Zeitzeugen eröffnete Helmut Gabeli, zweiter Vorsitzender des Gesprächskreises ehemalige Synagoge, seinen Vortrag, unter anderem mit dem Satz: "Alles ist Gegenwart"(Fritz Bauer). Die Bedeutung der Erinnerung an die Geschehnisse vor 70 Jahren wurde so in einen größeren Kontext gestellt.

Mit großer Sachkenntnis aus seiner jahrelangen Forschung stellte Helmut Gabeli die Ideologie, wie auch die politischen Vorbereitungen, die dann zu den Deportationen in den Jahren 1941 und 1942 führten, vor. Der gedenkende und erinnernde Charakter seines Vortrags wurde durch das Verlesen der Namen aller Opfer durch Margit Klingler und Margarete Kollmar betont. Auch konnte Helmut Gabeli die historischen Informationen immer wieder mit den wenigen Personen, die die Konzentrationslager überlebten, verknüpfen. Einige Jüdinnen und Juden stellte Gabeli auch anhand von Lichtbildern ausführlicher vor, darunter auch Personen, die selbst, oder deren Kinder und Enkel, noch heute mit dem Gesprächskreis ehemalige Synagoge im Kontakt stehen. Von den über 1000 Deportierten aus Württemberg überlebten nur 47 Personen.

Eingeleitet hatten den Abend zwei Gedenkworte. Bürgermeister Heinrich Götz wies für die Stadt Haigerloch auf die grausame Doppeldeutigkeit des Jargons der Nationalsozialisten in Worten wie "frei machen" oder "Logistik" hin. Pfarrerin Els Dieterich betonte, dass das Gedenken, die Erinnerung ein Weg zu Gott ist. Der Satz "Ich habe alle zu mir genommen" gelte für Juden und Christen. Musikalisch gestalteten Sara Schumayer und Simone Hönisch die Gedenkfeier mit Werken von Bernhard Henrik Crusell und Erland von Koch. Ihre einfühlsamen Interpretationen untermalten den nachdenklichen Charakter der Gedenkfeier.

Helmut Gabelis Vortrag, besonders auch die Biographien der aus Haigerloch deportierten Jüdinnen und Juden kann in Auszügen in der jetzt erschienenen siebten Ausgabe der Gedenkstätten-Rundschau nachgelesen werden. Sie ist in der ehemaligen Synagoge erhältlich.

Am Donnerstag, 1 Dezember findet um 20.15 Uhr in Stuttgart eine Gedenkfeier des Landes Baden-Württemberg statt. Der stellvertretende Ministerpräsident Nils Schmidsowie Repräsentantinnen und Repräsentanten der Stadt Stuttgart und der Israelitischen Kultusgemeinde Württemberg werden sprechen. Wer sich für eine Teilnahme interessiert, kann mit dem Vorstand des Gesprächskreises ehemalige Synagoge Haigerloch Kontakt aufnehmen.