Vizeschultes Hans Fischer gibt Stadtgeschäfte ohne größeren Widerstand an die Haigerlocher Narrenzunft ab

Von Birgit Fechter

Haigerloch. Endlich eine Absetzung mit Gewicht: Vizeschultes Hans Fischer übergab gestern auf dem Marktplatz in Vertretung von Bürgermeister Heinrich Götz die Herrschaft im Rathaus an die Narren.

Nachdem Björn Siebert von der Bräutelgesellschaft dem Vizeschutes die obligatorische Absetzungsformel abgenommen hatte, wandte sich Fischer an das Narrenvolk und spielte humorvoll und ohne Umschweife auf seine stattliche Erscheinung an: "Ihr sehet’s unschwer an meiner Gestalt, I be net der Schultes i be nur dr’ Zweit, Doch des macht heut garnichts, i han mehr Gewicht, I hoff für euch Narra, dass Stengle it bricht".

Abgesehen von seinen Kilos machte er es den Narren aber nicht sonderlich schwer mit seiner Absetzung: Er habe im Rathaus eh nix zu sagen und daher auch nur wenige Tipps, die er denNarren geben könne: "Vielleicht sot ma s’Städtle nuff d’Stroß besser richta, An der Eyach beim Zöhrlaut paar Steiner aufschichta, im Freibad für Babys a Schwimmbecka mache, Und weitere hundert andere Sacha".

Gut, dass angesichts dieser Liste in diesem Jahr Hartwig Eger, Finanzexperte der Narrenzunft, die Absetzung in die Hand nahm. Zuerst blickte er aber auf die Bürgermeisterwahl und den Wahlkampf zurück. Der Schultes könne sich nach gewonnener Wahl jetzt wieder ganz entspannt seiner Arbeit annehmen und brauche sich auch bei keinem Verein mehr zu langweilen. Der Wahlkampf habe es aber in sich gehabt und hätte ums Haar die Narren vor ein großes Problem gestellt: Was tun, wenn eine Frau gewählt wird, der ja bekanntlich der Ritt auf der Bräutelstange verwehrt ist? Vorsichtshalber sei deshalb eine Sänfte angeschafft worden. Nicht umsonst: Damit könner man auch den an Rückenschmerzen leidenden Schultes um den Brunnen tragen, so Eger.

Den kommunalen Aufgaben wollen sich die Narren in den nächsten fünf Tagen mit ganzer Kraft stellen: Für die marode Oberstadtstraße schwebt ihnen ein Pflaster aus Marmor und Granit vor, die Kosten werden durch eine Maut beim "Stadtnafahre" eingetrieben.

Mit dem Dreck von Stuttgart 21 werde auf der Erdeponie ein "neuer Killesberg" gebaut. Auch das Ausbluten des Städtles wurde in der Absetzungsrede thematisiert: Arzt weg, Wirtschaften weg, Gewerbeansiedlungen nicht in Sicht. Abhilfe bringe da nur die Aussicht auf das Bräuteln im Schaltjahr 2016 und das große Narrentreffen 2017 (111 Jahre Narrenzunft), wenn im Städtle endlich die Landschaften blühen werden.