Als Ortsgeistlicher wird auch Pfarrer Dieter Mayer immer mit Harter "Bürgerloable" bedacht, schließlich gibt er ihnen auch den kirchlichen Segen, bevor sie verteilt werden. Archivfoto: Lenski Foto: Schwarzwälder-Bote

Tradition: Hart feiert am Sonntag Patrozinium und Loablesfeitig

Im Volksmund heißt er der "Loablesfeitig". Gemeint ist damit ein uralter Brauch, der in Hart immer zusammen mit dem Kirchenpatrozinium gefeiert wird. Am diesem Sonntag ist es wieder soweit.

Haigerloch-Hart. Streng genommen, gedenken die Harter am Sonntag dem Namenspatron ihrer Kirche genau einen Tag zu früh. Eigentlich fällt der Todestag von Johannes dem Täufer – nach landläufiger Meinung nämlich auf den 29. August.

In Hart ist es normalerweise auch Usus den Tod des Märtyrers – König Herodes Antipas ließ Johannes auf Drängen seiner Tochter Salome den Kopf abschlagen – immer am ersten Sonntag nach dem 29. August zu begehen. Weil diesmal der Sonntag aber so unmittelbar vor den Todestag des jüdischen Bußpredigers fällt, hat man sich diesmal dazu entschieden, das Patrozinium vorzuziehen. Zu früheren Zeiten, als der katholische Glaube noch viel stärker in der bäuerlich geprägten Bevölkerung von Hart verwurzelt war, feierte man übrigens das Patrozinium immer strikt am 29. August. Selbst dann, wenn das Datum auf einen Wochentag fiel und die Ernte lief. An diesem Tag musste dann jegliche Feldarbeit ruhen.

Begangen wird das Gedenken an Johannes im Gottesdienst ab 8.30 Uhr. Dieser wird vom Harter Musikverein umrahmt und von Pfarrer Dieter Mayer zelebriert.

Pfarrer Mayer ist es auch, der nach dem Gottesdienst einen zweiten alten Harter Brauch mit einer kurzen Brot-Segnung einläutet: Die Verteilung der Harter Bürgerloable.

Er geht auf eine alte Sage zurück, nach der sich wohl im 17. Jahrhundert ein Freifräulein vom Hirrlinger Schloss in den Harter Fluren verirrt haben soll. Sie traf auf einen Bauern aus Hart und dessen Sohn und beide wiesen ihr den richtigen Weg zurück nach Hirrlingen. Als Dank für die Hilfe stiftete sie die Bürgerloable; diese Stiftung wird heute von der Stadt Haigerloch weitergeführt.

Traditionell verteilen der Ortsvorsteher mit Hilfe einzelner Ortschaftsräte nach dem Gottesdienst beim Kriegerdenkmal die Loable an 108 in einer Bürgerliste aufgeführt Bürger beziehungsweise an deren Witwen. Aber auch alle nicht in dieser Liste eingetragene Männer bekommen eines, und zwar so viele, bis die Zahl von 108 wieder erreicht ist.. Zudem erhalten alle Gemeindebediensteten sowie Jungen und Mädchen bis zum 18. Geburtstag ein Loable.

Das so genannte "Kreuzlesbier" gibt es am Sonntag auch, üblicherweise nach der Verteilung der Loable im "Waldhorn". In seinen Genuss – in der Regel eine Limonade und eine Rote Wurst – kommen aber nur Jungen im schulpflichtigen Alter bis zu einem Alter von 18 Jahren.