Klärschlamm aus Mühringen soll künftig getrocknet und verbrannt werden und nicht mehr auf Feldern landen – auch wenn die Nachfrage der Landwirte groß ist. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Abwasserzweckverband: Schlamm aus Kläranlage Mühringen wird nicht mehr an Landwirtschaft abgegeben

Haigerloch/Empfingen/Horb. Manche Landwirte werden sich nun etwas Neues überlegen müssen: Der Abwasserzweckverband Unteres Eyachtal beschloss in seiner Versammlung am Dienstag in Bad Imnau künftig keinen Klärschlamm mehr als Düngemittel abzugeben, sondern ihn verbrennen zu lassen.

Immer wieder war in der Vergangenheit über das Thema kontrovers diskutiert worden, denn so umstritten der Einsatz von Klärschlamm als Dünger auf den Felder auch ist – grundsätzlich verboten hat ihn der Gesetzgeber bislang noch nicht.

Und Klärschlamm hat auch gewisse Vorteile: Er trägt nämlich zur Humusbildung bei, dieser geht durch die intensive Bewirtschaftung von Feldern und Böden nämlich schleichend verloren. Außerdem ist Klärschlamm nach wie vor ein bei Landwirten ein beliebtes Düngemittel, da der Abwasserverband für dessen Abnahme sogar etwas zahlt. "Die Nachfrage ist größer als das Angebot", bestätigte auch Klärmeister Gerd Hölle den Mitgliedern des Zweckverbandes. Rund 1000 Kubikmeter entstehen übrigens im Durchschnitt pro Jahr auf der Mühringer Kläranlage. Laut Hölle kamen die Abnehmer dafür bisher aus dem Gebiet Empfingen und Wiesenstetten.

Im vergangenen Jahr war allerdings eine neue Situation eingetreten, 2016 wurde erst gar kein Klärschlamm aus Mühringen an Landwirte abgegeben. Der Grund dafür: Der Schlamm war nach den Kriterien der Düngeverordnung zwei Mal "beprobt" worden und in beiden Proben lagen die Thallium-Werte über den erlaubten Grenzwerten. Deshalb musste der Schlamm entwässert, getrocknet und im Zementwerk Schelklingen thermisch verwertet (verbrannt) werden.

Woher kam aber das Thallium? Dieses graue, dem Blei ähnliche und sehr giftige Metall ist zwar in der Natur kein seltenes Element, es kommt aber in der Natur selten in höheren Konzentrationen vor.

"Wenn uns jemand einen Tipp geben könnte, wären wir sehr dankbar", so Kläranlagenchef Gerd Hölle. Trotz intensiver Recherche könne man sich nicht erklären, woher das Thallium komme. Theoretisch aus einem Industriebetrieb. Aber es gibt im Einzugsgebiet der Mühringer Kläranlage weder ein Zementwerk, noch einen Schrott-Betrieb oder Schwer-Industrie, die als Verursacher in Frage kämen.

Wegen des Thalliums schon einmal zur thermischen Verwertung von Klärschlamm "gezwungen", stellte der Verbandsvorsitzende, Haigerlochs Bürgermeister Heinrich Götz, die Frage, ob man langfristig nicht dabei bleiben solle.

Er selbst hatte dazu zwar keine eindeutige Meinung, andere wie der Geschäftsführer der Imnauer Mineralquellen, Jochen Ketterer plädierten indes ohne Wenn und Aber für den Ausstieg. Das im Eyachtal vorkommende Mineralwasser sei ein Gut, dass man schützen müsse, so Ketterer. Von daher war für ihn eine weitere Klärschlammausbringung auf Feldern ein absolutes "No Go". Empfingens Bürgermeister Albert Schindler wies darauf hin, dass man beim Beschluss eines Ausstiegs jedoch mit Folgekosten rechnen müsse.

An seiner Feststellung war etwas dran, denn der Versammlung lagen ein Angebot der Sulzer Firma Oswald vor. Sie würde mit einer mobilen Zentrifuge vor Ort den Schlamm entwässern, danach auf dem Birkhof bei Sulz trocknen und dann zur thermischen Verwertung ins Holcim-Zementwerk nach Dotternhausen bei Balingen bringen. Gerechnet auf eine Jahresmenge von 1500 Kubikmeter Nassschlamm entstünden dem Verband dadurch Kosten von knapp 43000 Euro. Trotz dieser Ausgabe entschied sich die Verbandsversammlung aber einstimmig für den Ausstieg.