Als Fledermaus aus der Schwesterstadt Sigmaringen darf man selbstverständlich auf der Bräutelstange um den Marktplatzbrunnen reiten. Foto: Kost/Lenski/Fechter

Manch wilder Reiter geht im Nepomukbrunnen kalt baden. Zahlreiche Zuschauer verfolgen Spektakel in Haigerloch. Mit Video.

Haigerloch - Was für ein Spektakel. Drei Stunden lang ging es gestern beim historischen Bräuteln auf dem Marktplatz rund. Nasse Klamotten inklusive.

Nur alle Schaltjahre findet das Bräuteln statt und bereits am Auseliga hatten die Bräutelgesellschaft der Narrenzunft rund 380 Bräutlinge dazu geladen. Gebräutelt werden immer diejenigen, die seit dem vier Jahre zuvor stattgefundenen Bräuteln nach Haigerloch gezogen sind, geheiratet oder ein Haus gebaut haben. Bräuteln, das heißt drei Mal auf dem Stange der Bräutelbuben um den Marktplatzbrunnen herum reiten.

Neben den etwa 130 Bräutlingen, die tatsächlich erschienen waren, ritt auch allerhand Prominenz auf der drei Meter langen Bräutelstange um den Brunnen herum. Zum ersten Mal der neue Tübinger Regierungspräsident Jörg Schmidt, aber auch Landrat Günther-Martin Pauli und der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß.

Roland Wehrle, Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) und René Schatz aus Obernheim, Vertreter der VSAN-Fasnetslandschaft Neckar-Alb zeigten sich beim Anblick des turbulenten Geschehens hocherfreut, wie lebendig die urwüchsige Haigerlocher Fasnetstradition heute noch ist und gratulierten der Haigerlocher Narrenzunft mit ihrem Zunftmeister Hartwig Eger dazu. Dieser kommentierte übrigens das Geschehen vom Festwagen herab, auf dem sich auch andere prominente Gäste aufhielten.

Je länger das dreistündige Bräuteln dauerte, desto rauer ging’s zu. Immer mehr Scheinangriffe auf Bräutelstange, Kasse oder Bräutelgesellschaft wurden gestartet. Alle davon wehrten die rund 30 Bräutelbuben erfolgreich ab und die Angreifer mussten ihre Attacken bitter bezahlen – nämlich mit einem Bad im doch recht frischen Wasser des Nepomukbrunnens, den die Haigerlocher Feuerwehr in aller Hergottsfrüh gefüllt hatte.

Den Vogel schossen wieder einmal frühere Bräutelbuben ab. Sie waren als Fledermäuse verkleidet auf den Marktplatz gekommen, am Ende aber chancenlos. Aus Fledermäusen wurde so schnell tropfnasse Wasserratten.

Zum Bräuteln waren auch die Haigerlocher Schwesterzunft Vetter Guser aus Sigmaringen mit ihren Fledermäusen, Schlossnarro und eben auch ihren Bräutlingsgesellen erschienen, ebenso die Narrenzunft AHA aus Weil der Stadt mit Hexen, Schlehengeistern und Steckentäler sowie ihrer adretten Tanzgarde und den Kuchen verteilenden Spicklingsweibern. Dazu gesellte sich der Narrenbund Schellen-Peter aus Neuhausen auf den Fildern.

Diese Gastzünfte, nahmen nachmittags auch am Bräutelumzug teil. So bekam die Stadtkapelle, die sonst immer allein für Fasnetssound sorgen muss, allerhand Unterstützung, zum Beispiel vom Spielmannszug aus Sigmaringen und anderen Musikgruppen. Aus Haigerloch komplettierten lila Kühe und Panzerknacker den bunten Narrenzug, den die Bräutelbuben mit ihren Mädchen von der Oberstadt hinab auf den Marktplatz führten. Wegen des ungemütlichen Wetters zogen sich die Narren gleich ins Zelt der Narrenzunft in der Pfluggasse zurück, wo es noch hoch her ging.