Für das gute Aussehen des Schauspieler Charles Hindley sorgten Friseurmeisterin Nicole Faisst-Koch (links), für das perfekte Make-up Kosmetikerin Sylvia Weitmann.Foto: Top Hair Foto: Schwarzwälder-Bote

Fernsehsender dreht in Haigerloch Dokumentation zum 70. Jahrestag der Atombomben-Abwürfe über Japan

Haigerloch. (bf) Auf seiner Tour durch die halbe Welt hat der einzig öffentlich-rechtliche japanische Fernsehsender NHK (Nippon Hoso Kyokai) auch im Atomkeller-Museum in Haigerloch Station gemacht. Aus Anlass des 70. Jahrestags der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki dreht der Sender eine historische Dokumentation.

Drehbuchautor und Regisseur dieser Produktion ist Friedemann Hottenbacher, der schon zahlreiche Dokumentationen fürs japanische Fernsehen gedreht hat. Drehorte sind dabei Norwegen, mit seinen damaligen Produktionsstätten für "schweres Wasser", Berlin mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut, aber auch in der Schweiz, in Russland und in den, USA wird gedreht werden. In England besuchen die japanischen Fernsehleute Farmhall, das Haus in dem die Deutschen Atomwissenschaftler bei Kriegsende interniert wurden. Hier arbeitet das japanische Team mit der BBC zusammen.

Zu sehen ist aber wohl am meisten in Haigerloch, denn nur hier steht noch eine Nachbildung des damaligen Reaktors. Mit ihm kann in solchen historischen Dokumentationen veranschaulicht werden, unter welchen Bedingungen die damalige Forschung stattgefunden hat.

Weiterer Schwerpunkt bei den Dreharbeiten ist die Alsos Mission. Das war die amerikanische Aufklärungseinheit, die in Deutschland bei Kriegsende alle Wissenschaftler, die mit Kernforschung zu tun hatten, gefangen nahm. Die Bilder im Haigerlocher Atomkellermuseum, die zeigen, wie die Amerikaner zusammen mit den Engländern die Uranwürfel in der Nähe des Schlosses ausgraben, sind für eine historische Dokumentation besonders wertvoll. Speziell wird im Film aber auch auf das Leben und Wirken des Kernphysikers und Nobelpreisträgers Werner Heisenberg eingegangen. Zu dessen Darstellung hat das Fernsehteam den britischen Schauspieler Charles Hindley engagiert, der den weltbekannten Physiker verkörpert. Gespannt, aber auch skeptisch stand er beim Dreh vor den Uranwürfeln im Atomkeller-Museum. Auch im Außenbereich des Museums entstanden Aufnahmen.

Eigentlich sollte noch die Orgel in der Schlosskirche mit in die Doku eingebaut werden. Dort hat Heisenberg bekanntermaßen während seiner Haigerlocher Zeit immer wieder gespielt. Da die Schlosskirche gerade aber innen und außen eingerüstet ist, haben die Japaner den Drehort kurzerhand in die Anna-Kirche verlagert. Anstelle von Heisenberg spielte dort der Haigerlocher Organist Hans Konstanzer die Orgel.

Dass die Filmleute auf die Annakirche ausweichen mussten, hatte auch einen erfreulichen Effekt auf das gegenüberliegende Friseur-Studio "Top Hair": Regisseur Hottenbacher wurde auf es aufmerksam und benutzte es kurzerhand für die "Maske". Für das gute Aussehen des Schauspieler Charles Hindley sorgten Friseurmeisterin Nicole Faisst-Koch, für perfektes Make-up Sylvia Weitmann vom Owinger Kosmetikstudio Weitmann.

Wegen des Abwurfs der ersten amerikanischen Atombombe vor 70 Jahren auf Hiroshima soll in der Dokumentation auch der "Wettlauf" zwischen den Deutschen und den Amerikanern beim Bombenbau thematisiert werden. Dazu werden Interviews mit bedeutenden Historikern weltweit geführt.

Die aufwändige Produktion wird in Japan im Mai gesendet. Vermutlich wird sie auch an andere Fernsehanstalten verkauft. Ob und wann sie allerdings in Deutschland zu sehen sein wird, ist offen.