Dort wo heute die Harter Pfarrkirche steht, stand dereinst eine kleine Kapelle. Die Kirchengeschichte gibt gewisse Aufschlüsse darüber, dass der Ort Hart vermutlich älter ist, als man bisher dachte. Foto: Fechter Foto: Schwarzwälder-Bote

Notiz im Sigmaringer Staatsarchiv verbindet Kaplanei mit dem Jahr 1080 / Am Platz der Kirche stand eine Kapelle

Haigerloch-Hart. Älter als gedacht: Die Gemeinde Hart, die demnächst Kirchenpatrozinium feiert, ist doch schon 1000 Jahre alt.

Nach Hodlers "Geschichte des Oberamtes Haigerloch" soll Hart erstmals 1098 als Harde erwähnt worden sein. Dieses Datum wollten die Harter im Jahr 1998 zum Anlass nehmen, ihr 900-jähriges Jubiläum zu feiern. Doch bei der genaueren Überprüfung dieses Ersterwähnungsdatum kam man zu dem Urteil, dass das Datum wegen fehlender urkundlicher Nachweise nicht gehalten werden kann. Also verzichtete man wegen dieser Unsicherheit auf das Jubiläum.

Ein jetzt gefundenes Schriftstück, in dem die Kaplanei Hart mit dem Jahr 1080 verbunden wird, lässt die Geschichte des kleinen Haigerlocher Teilorts in neuem Lichte erscheinen. Im Staatsarchiv in Sigmaringen gibt es nämlich eine urkundliche Notiz, in der über die Kaplanei Hart und deren Trennung von der Mutterkirche in Rangendingen die Rede ist. Dort heißt es: "Die Kaplanei Hart, ursprünglich eine Kapelle unter dem Pfarrsprengel Rangendingen, in welcher Verbindung sie schon 1080 in einer päpstlichen Indulgenz (Duldung) vorkommt." Diese Jahreszahl lässt aufhorchen: Danach wären Hart und seine Kirchengemeinde sogar älter als von Hodler angenommen.

Mit der Hauptgrund für diese urkundliche Notiz ist, dass mit Unterstützung von Erzherzogin Mechthild von Österreich, der damaligen Landesmutter, und des Pfarrers von Rangendingen Hart 1469 zu einer "beneficio curato" erhoben wurde. Der Rangendinger Pfarrer sollte aber der Chef bleiben. Hart hatte 1469 also eine kleine Kapelle, aber die Pfarrkirche war in Rangendingen. Dorthin mussten die Harter Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst gehen. Erst im Jahre 1784 wurde Hart durch den damaligen Weihbischof von Konstanz zur selbstständigen Pfarrei erhoben.

Als man im Jahre 1804 die alte Kapelle in Hart abriss, um eine neue Kirche zu bauen, fand man bei den Reliquien im Altar das Weihedokument des Bischofs Georg Sigismund. Man konnte ihm entnehmen, dass der Bischof am 1. Juli im Jahre des Herrn 1619 den Altar dem heiligen Märtyrer Vitus und dem Apostel Jakobus geweiht und die Reliquien von drei heiligen Märtyrern im Altar eingeschlossen hat.

Beim Bau der neuen Kirche ließ man die Südmauer, also diejenige zum Dorfplatz hin, stehen. Die Nordmauer wurde etwa fünf Meter weit hinausgerückt. So kam es, dass der alte Turm nicht mehr in der Mitte der Kirche steht. Der Bau der Kirche zog sich fast zehn Jahre hin, aber am 10. Oktober 1813 fand die feierliche Einweihung statt.

Das Kirchenpatrozinium war in Hart zu allen Zeiten ein besonderer Festtag für die ganze Gemeinde. Der eigentliche Todestag des Kirchenpatrons, des Heiligen Johannes des Täufers ist der 29. August.

Verbunden mit dem Patrozinium ist ein uralter Brauch. Nach dem Hauptgottesdienst versammelt sich die ganze Gemeinde vor der Kirche, wo die "Loable" (große Wecken) geweiht und verteilt werden. Dieses Brauchtum geht auf eine alte Sage zurück. Danach soll sich ein Freifräulein vom nahen Schloss in Hirrlingen in das "Lindach" bei Rangendingen verirrt haben. Sie hat den Weg nach Hause nicht mehr gefunden. Dabei soll das Freifräulein einem Harter Bauern mit einem Ochsengespann, welches den Pflug zog, begegnet sein. Der Bauer habe ihr dann den rechten Weg gewiesen. Als Dank habe das Freifräulein der Gemeinde eine Stiftung gemacht, die alle Kinder und Bürger der Gemeinde belohnen sollte.

Der "Loablesfeitig" ist bis zum heutigen Tag erhalten geblieben und wird von der Stadt Haigerloch fortgeführt. Er ist nur einer der außergewöhnlichen Mosaiksteine in der langen Geschichte der Harter Kirchengemeinde.