Waldwirtschaft: Förster haben sowohl marktwirtschaftliche als auch ökologische Ziele im Blick

In welche Richtung soll sich die Haigerlocher Waldwirtschaft entwickeln. Soll der Stadtwald mehr Profit abwerfen? Soll er ein möglichst unberührtes Ökosystem bilden? Soll er eine hohe Freizeitnutzung ermöglichen? Fragen, mit denen sich der Gemeinderat bei seinem Waldrundgang beschäftigte.

Haigerloch. Am besten, darin waren sich die Gemeinderäte, Jäger und Jagdpächter einig, soll der Wald alle diese Funktionen gleichzeitig erfüllen. Zumindest deutete darauf eine ziemlich ausgewogene Punkteverteilung hin, die Mitglieder des Gremiums nach ihrer Tour durch den Walddistrikt "Eisenbühl" bei Bittelbronn vornehmen durften.

Oberforstrat Hermann Schmidt, Leiter des Forstamtes in Hechingen, und die beiden Revierförster Michael Bauer und Hubert Münch hatten die Gruppe nämlich am Ende der gut zweistündigen Tour zu einer Stelltafel geführt, an der eine Karte mit sieben für den Stadtwald Haigerloch formulierten Zielen hing. Jeder Teilnehmer am Waldrundgang bekam sodann zehn rote Klebepunkte in die Hand gedrückt, die er zu den einzelnen Zielen "pinnen" konnte. Maximal durfte man pro Ziel drei Sympathiepunkte verteilen.

Das war nicht bloß ein Gag der Förster am Ende einer äußerst informativen Abends, sondern hatte einen durchaus ernsthaften Hintergrund: 2019 kommt das neue Forsteinrichtungswerk. Es gilt dann bis ins Jahr 2028 und bildet den Rahmen dafür, in welche Richtung das Forstamt in den nächsten zehn Jahren die Haigerlocher Waldwirtschaft entwickeln wird. Im Forsteinrichtungswerk wird zum Beispiel die Größenordnung der Hiebsätze im Wald festgelegt.

Nicht zuletzt deshalb zeigten drei Förster den Teilnehmern beim Rundgang im "Eisenbühl", an mehreren Stellen auf, wie aus ihrer Sicht eine Waldwirtschaft aussehen sollte, die sich gleichermaßen an ökonomischen als auch an ökologischen Grundsätzen orientiert. Sie räumten dabei vor allem mit immer dem wieder zu hörenden Vorurteil auf, Förster seien nur auf den maximalen Profit aus und würden dabei auch nicht auf vor dem Abholzen von starkem Altholz zurückschrecken.

Aber so wertvoll wie man landläufig meint, sind starke Holzbestände gar nicht. Es gibt einen Punkt, an dem sich ihr Wert sogar mindert. Viel gefragter in der Holzindustrie, so ging aus den Erklärungen von Hermann Schmidt hervor, sind dünne Bäume, am besten in "Zielstärken" von 50 bis 60 Zentimeter Durchmesser.

Der Grund dafür ist simpel: Ein dünner Baum lässt sich mit weniger technischem Aufwand zu Bretter sägen als ein dicker. Das senkt in den Sägewerken die Produktionskosten. Die Schlussfolgerung daraus: Wer nur auf Zuwachs im Wald setzt, der produziert letztlich nur totes Holz.

Freilich gibt es auch für dicke Altholzstämme Abnehmer. Beispielsweise Unternehmen die damit Blockhäuser bauen, doch das sind höchstens Nischen-Segmente, die der Forst bedient.

Hermann Schmidt und Michael Bauer versuchten dem Gemeinderäte also deutlich zum machen, wie sie im Stadtwald versuchen, beiden Interessen Rechnung zu tragen: den marktwirtschaftlichen ebenso wie den ökologischen. Letztlich wolle man einen gesunden Wald, der wertvolles Holz liefere, dessen Struktur aber auch für einen stabilen und gesunden Naturkreislauf sorge, so Schmidt

Forstwirtschaftliche Entscheidungen werden also keineswegs mit dem "Göttlichen Försterblick" getroffen , wie er es ausdrückte, sondern auf der Basis rationaler Überlegungen.