Mit dem Lidl, dem Netto, Edeka-Hartl und dem Penny-Markt gibt es bereits vier Einkaufsmärkte in Haigerloch. Soll man einen Aldi samt Drogeriemarkt noch dazunehmen? Eine schwierige Frage für den Gemeinderat und die Stadtverwaltung. Fotos: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Gemeinderat vorgestellte Studie sieht die Ansiedlung eines weiteren Discounters in Haigerloch eher skeptisch

Von Thomas Kost

Haigerloch. Vier große Einkaufsmärkte gibt es schon in Haigerloch. Würde die Stadt auch noch einen fünften plus Drogeriemarkt vertragen? Teile des Gemeinderates sagen ja, die Experten warnen vor diesem Szenario.

Offenbar hat Aldi bei der Stadt vorgefühlt, ob man in Owingen, direkt an der Bundesstraße einen Lebensmitteldiscounter mit etwa 800 Quadratmeter Verkaufsfläche bauen dürfte. Im Gespräch war offenbar auch, dort als Ergänzungsangebot einen Drogeriemarkt zu bauen.

Klingt nicht uninteressant und könnte die Einkaufssituation in der Gesamtstadt noch mal ein Stück verbessern. Doch das Urteil der Fachleute klingt eher ernüchternd. Peter Markert und Julia Bubbel von der Immakomm Akademie Gmbh aus Aalen bewerten die Situation nicht ganz so optimistisch. Markerts simpel formuliertes Fazit: "Wenn sie heute einen Markt dort ansiedeln, riskieren sie, dass ein vielleicht sogar zwei bestehende hops gehen. Sie müssen sich dann die Frage stellen ob sich das gelohnt hat."

Weil es schon von Anfang an Pläne gab, den Lidl bei Stetten von der Fläche her auf 1100 Quadratmeter zu erweitern und nach Angaben der Stadt auch Edeka mit dem Gedanken spielt, seinen Markt im Madertal auf 1600 Quadratmeter Fläche zu vergrößern, hat die Stadt Haigerloch die Immakomm im Juli damit beauftragt, eine Analyse der Nahversorgungssituation in Haigerloch zu machen und daraus Handlungsempfehlungen für die Zukunft abzuleiten.

Wie steht Haigerloch heute da, welche Erweiterungen oder Ansiedlungen sind sinnvoll und im Rahmen raumplanerischer Vorgaben überhaupt umsetzbar? Was würde Haigerloch eher schaden? Das waren die Fragen mit denen sich Markert und Babbel beschäftigen. Ihre Antworten finden sich in einer über 100-seitigen Studie, die sie am Dienstag dem Gemeinderat vorstellten.

Haigerloch, so erläuterte Julia Babbel, habe mit seinen vier Einkaufsmärkten Lidl, Netto, Penny und Edeka zunächst einmal eine ganz akzeptable Nahversorgung und Kaufkraftbindung. 70 Prozent der potenziellen Kunden würden laut ihr auch in Haigerloch einkaufen gehen.

Wird es die bestehenden Märkte aber auch noch in ein paar Jahren geben? Grundsätzlich, so die Schlussfolgerung der beiden Experten, seien alle Nahversorgungs-Märkte in Haigerloch zukunftsfähig. Um aber die Existenz zu sichern, müsse der eine Markt vielleicht ein bisschen mehr tun und der andere vielleicht ein bisschen weniger.

Und welchen Einfluss würde es haben, wenn zu der jetzigen Konstellation noch zusätzliche Angebote – sprich Aldi oder Ähnliches – dazu kämen? Oder wenn die jetzigen Märkte expandieren und gleichzeitig neue entstünden? Hier fällt die Bewertung von Immakomm unterschiedlich aus. Eine gleichzeitige Erweiterung von Lidl und Edeka – auch gleichzeitig – halten sie für verträglich, Und auch wenn dazu im Gewerbegebiet Madertal noch ein Drogeriemarkt gebaut würde, wäre das für Babbel und Markert noch in Ordnung.

Nicht verträglich für die Situation ist nach ihrer Ansicht eine Aldi-Ansiedlung in Owingen oder gar eine Kombination Aldi/Drogerie-Markt dort. Markert fürchtet dabei vor allem negative Einflüsse auf die sogenannten "Soft Discounter" wie Penny oder Netto, also zwei Märkte in der Kernstadt. Und schon gar nicht funktionieren würde es aus ihrer Sicht, wenn alle gleichzeitig expandieren beziehungsweise sich neu dazusiedeln. Dafür sei das Kauftkraftpotential doch zu gering. Und in diese Richtung gingen schließlich auch ihre Empfehlungen an den Gemeinderat.

Abgesehen davon gibt es über die Regionalplanung seit kurzem schärfe Vorgaben, die Ladeneröffnungen ohne tatsächliche räumliche Anbindung an Orte und Städte einen Riegel vorschieben. Markert geht davon aus, dass eine Kombination Aldi/Drogeriemarkt bei Owingen nicht genehmigt würde, weil der Standort keine integrierte Lage sei.

Und er widersprach Gemeinderäten, die eine Aldi-Ansiedlung bei Owingen als erwägenswert betrachteten und Gegenbeispiele aus anderen Kommunen von erst jüngst eröffneten Einkaufsmärkten aufzählten, die aus ihrer Sicht gut funktionieren. Dazu Markert: "In der Vergangenheit wurden viele Märkte angesiedelt, die heute raumplanerisch nicht mehr genehmigt würden." Über die Reaktionen berichten wir noch.