Erstmals seit sieben Jahren gab es am Fasnetsmontag in Trillfingen wieder ein Männersäen, bei dem ledige Mädchen gefangen und vor eine Egge gespannt wurden. Foto: Carola Lenski

In Trillfingen wird am Rosenmontag die alte Tradition gefeiert. Ledige Frauen werden von Männern gefangen.

Haigerloch-Trillfingen - Neben dem Bräuteln in Haigerloch war es am Fasnetsmontag das zweite große Fasnetspektakel im Raum Haigerloch: Das Trillfinger Männersäen.

Der ganze Flecken war schon früh auf den Beinen. An Ausschlafen ist am Tag des traditionellen Männersäens auch nicht zu denken, denn bereits um 6 Uhr in der Früh wird das Dorfvolk von jungen Männern, bekleidet mit blauen Fuhrmannskitteln und schwarzen Hosen, in Stiefeln und Zipfelmützen, geweckt. Dann ziehen die Burschen los, um ledige Mädchen in ihren Verstecken ausfindig machen, sie zu fangen und in einem extra im Schulhof aufgebauten Gefängnis zu arretieren.

Ohne Gezeter und Gegenwehr ging die Mädchenjagd natürlich nicht ab. Auf dem Schulhof, wo buntes Treiben herrschte und die Bauernkapelle musizierte, versuchten Väter und verheiratete Männer mit aller Vehemenz immer wieder, die streng bewachten Mädels aus der Haft zu befreien. Dies gelang ihnen ab und zu, war aber nicht von Dauer. Die Mädchen wurden wieder eingefangen, mussten sich geschlagen geben und ihr Schicksal akzeptieren.

Dieses bestand schließlich darin, am frühen Nachmittag vor eine Holzegge gespannt zu werden, sie durchs Dorf zu ziehen um den vom Sämann ausgeworfenen Samen einzueggen, damit Männer wachsen.

Bastian Lang war zum Männersäen als Sämann auserkoren worden. Das ist so Tradition: denn den Sämann muss immer derjenige spielen der zuletzt vor dem Männersäen geheiratet hat. Der 30-jährige, ist frisch verheiratet.

Ihn zu fangen, war gestern indes das Ziel der bereits verheirateten Frauen. Und sie schafften es. Im Feuerwehrhaus in Gewahrsam genommen, glückte ihm aber die Flucht. Pech für die Frauen.

Nach langem Hin und her, war es kurz nach der Mittagszeit schließlich soweit. Die Mädchen wurden aus dem Arrest geholt und an ein Seil vor die Egge gespannt. Der lange Zug der Mädchen zog unter dem Peitschenknallen ihrer unverheirateten Bewacher durch den Ort, voran schritt die Bauernkapelle, gefolgt vom Sämann. Ihm folgte traditionell die älteste unverheiratete Frau im Ort. Sie muss ein Strohbüschel tragen. Einer anderen hatte man das "Rolla-G’schell" umgehängt.

Den finalen Wettlauf des Sämanns mit zwei von der Egge freigebundenen Mädchen gewann Sämann Bastian Lang. Kathrin Hartmann und Jana Schmid, die schnellsten Mädchen des langen Fuhrwerkzuges, hatten keine Chance, ihn einzuholen, denn Lang erreichte das Ziel, einen Biertisch in der Dorfmitte, weit vor seinen Verfolgerinnen. Zu seinem Glück: Hätten die beiden Läuferinnen ihn vorher erwischt, so hätte er allen Mädchen, die beim Männersäen mitgemacht haben, die Zeche bezahlen müssen.

Insgesamt beteiligten sich an dieser alten Trillfinger Fasnetstradition, die ihre Wurzeln im 18. Jahrhundert haben soll, etwa 60 junge Männer und schätzungsweise 40 ledige Mädchen. Beim Umzug standen viele Zuschauer in der Ortsmitte, auch der Radiosender SWR  war extra nach Trillfingen gekommen, um eine Fasnachtsreportage über diesen alten Brauch zu senden.