Protest der Owinger vor der Grundschule in Gruol. Am Ende gab Harald Schempp vom Schulamt (Bild unten, rechts daneben Ortsvorsteher Karl-Heinz Binder) Entwarnung. Die neuen Erstklässler bleiben in Owingen. Foto: Kost

Protestbewegung darf sich als Sieger fühlen. Kehrtwende bei Elternversammlung in Gruol.

Haigerloch-Owingen/-Gruol - So schnell hat wohl selten ein Widerstand Erfolg habt. Noch bevor die mit Protestplakaten, Bannern und Trillerpfeifen ausgerüsteten Owinger am Montag vor der Grundschule Gruol richtig loslegen konnten, kam die für sie erlösende Nachricht: Die neuen Erstklässler dürfen in Owingen bleiben.

Die Nachricht von der Einschulung der acht Kinder (sechs aus Owingen, zwei aus Stetten) zum Schuljahr 2017/18 an der Grundschule in Gruol und nicht wie geplant an der Außenstelle in Owingen, hatte vergangene Woche in Owingen eingeschlagen wie eine Bombe.

All jene, welchen die Grundschule am Herzen liegt, waren mächtig sauer. Sie erinnerten sich an das, was ihnen im März 2016 gesagt und versprochen wurde, als es darum ging, die bis dahin selbstständige Grundschule in eine Außenstelle der Grundschule Gruol zu verwandeln. Aufgrund der jetzt entstandenen Situation fühlten sie sich getäuscht, ja geradezu hintergangen, das war am Montag in verschiedenen Gesprächen deutlich herauszuhören.

Und mehr noch: Mit der Nachricht von der Verlegung der ersten Klasse machte sich in den jüngsten Tagen in Owingen die Angst vorm schleichenden Aus der Grundschule breit. Dies, obwohl Gernot Schultheiß, Leiter des Staatlichen Schulamtes Albstadt, bei der erwähnten Versammlung im Owinger Kindergarten vor einem Jahr bedeutet hatte, er sehe den Schulstandort Owingen die nächsten fünf bis sechs Jahre nicht in Gefahr. Dieser Satz klang noch in manchen Ohren nach.

Soweit die Gefühlslage als die Owinger Eltern am Montag wie angekündigt nahezu geschlossen um 19.30 Uhr auf dem Schulhof in Gruol zur Protestkundgebung einmarschierten. Genau zu dieser Zeitpunkt hatte Schulleiterin Susanne Schirmer nämlich ein Gespräch mit ausschließlich den Eltern der neuen Erstklässlern anberaumt. Sie wollte ihnen – so wie unsere Zeitung am Samstag berichtet hatte – dabei erklären, warum es "vernünftige Gründe" gebe, dass die Kinder im Schuljahr 17/18 in Gruol zur Schule gehen sollen.

Wegen der Brisanz des Themas war bei diesem Gespräch auch Harald Schempp dabei. Er war bis vor kurzem Leiter der Haigerlocher Witthauschule und ist jetzt beim Staatlichen Schulamt für die Grundschulen zuständig, Schempp ist mit der lokalen Situation also gut vertraut.

Doch bevor sich der Protest richtig Bahn brechen konnte, war alles vorbei. Thomas Saumweber, als betroffenes Elternteil beim Eltern-Gespräch im Lehrerzimmer dabei, tauchte nämlich überraschend auf dem Schulhof auf und vermeldete, dass alles beim Alten bleiben soll.

Jubel brach aus. Der Vortrag eines vom Owinger Ortschaftsrat verfassten Forderungspapieres durch Ortsvorsteher Karl-Heinz Binder und das Verlesen einer Stellungnahme des Owinger Schulfördervereins durch dessen Vorsitzenden Mathias Schütz waren damit überflüssig.

Um die vom Saumweber angedeutete 180-Grad-Wende aber auch tatsächlich glauben zu können, wollte die Runde dies zur Bestätigung aber erst noch aus dem Munde von Schulleiterin Susanne Schirmer oder Harald Schempp hören. Also wartete man geduldig, bis sich die beiden vor der Protestmenge blicken ließen. Das dauerte eine wenig.

Es war jedoch nur Harald Schempp der sich den Protestlern stellte – möglicherweise war das so abgesprochen, um Schulleiterin Schirmer in der leicht erhitzten Atmosphäre vor Verbal-Attacken zu schützen. Schempp stand cool und sachlich Rede und Antwort und bekam so die Situation schnell in den Griff, bat aber auch um Verständnis für seine Kollegin. Zur Sicherung der Qualität und Stabiliät habe es eben verschiedene Szenarien gegeben – und eines davon war die Verlegung der Owinger Erstklässler nach Gruol.

Doch dies sei vom Tisch, das Schulamt sehe die Sache als erledigt an und es gebe keinen Anlass, diesen Worten zu misstrauen, sagte Schempp. Er bestätigte die Einschulung der acht neuen Erstklässler in Owingen. Sie sollen laut ihm mit der Klasse zwei eine jahrgangsübergreifende Klasse bilden. Auch nachdem Lehrerin Gudrun Bär in den Ruhestand geht, soll es dort zwei Vollzeit-Lehrerstellen geben.

Der Einstieg in den Ausstieg sei nie ein Thema gewesen, beschwichtige Schempp zudem alle Befürchtungen um eine Auflösung der Grundschule Owingen. Nächstes Jahr sei die Situation auch deutlich entspannter (prognostiziert sind 19 Erstklässler). Sein Schlusswort: "Sie können gelassen in die Ferien gehen und ruhig schlafen."

Unter den Eltern machte sich Erleichterung breit. "Ich bin happy, das es jetzt so ist", sagte Katja Beuter und sprach ein "Riesen-Dankeschön" an alle Unterstützer aus.