Architekt Hermann Sauter hatte die Sanierung des Pfarrhauses Anfang der Jahrtausendwende federführend begleitet. Er appellierte an den Städtischen Ausschuss von einem Verkauf des Gebäudes abzusehen. Fotos: Kost/Montage: Hürster Foto: Schwarzwälder-Bote

Altes Pfarrhaus: Aussschuss folgt den Appellen und will das Gebäude im städtischen Besitz halten

Diejenigen, denen das alte katholische Pfarrhaus an der Schlosssteige etwas bedeutet, dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein. Der Städtische Ausschuss beschloss von einem Verkauf des Gebäudes abzusehen und dies als Empfehlung an den Gemeinderat weiter zu geben.

Haigerloch. Von den vier Ausschussmitgliedern, die am Donnerstag bei der ins Feuerwehrhaus verlegten Sitzung diskutierten, waren drei dafür, das Pfarrhaus zu behalten.

Kristin Koschani-Bongers bezeichnete das Pfarrhaus als wesentlichen Teil der Haigerlocher Stadtgeschichte und erinnerte daran, dass dort nicht nur die Bilder der Maler-Brüder Schüz untergebracht sind, sondern auch die aus dem 15. Jahrhundert stammende Haigerlocher Madonna aus der ehemaligen Siechenkapelle im Karlstal ihren Platz gefunden hat. Damit das Museum in Zukunft kein Schattendasein mehr fristet, riet sie zu mehr Marketing und einem veränderten Museumskonzept. Koschani-Bongers: "Das Potenzial wäre da."

Auch Michael A.C. Ashcroft war der Auffassung, dass mit einem Verkauf des Gebäudes etwa "Geschichtsträchtiges" zerschlagen würde. Simon Fecht gab zu bedenken, dass mit einem Verkauf des Pfarrhauses möglicherweise ein weiterer Grund wegfallen werde, weswegen Leute nach Haigerloch kommen.

Hans Fischer sah eine Trennung vom Pfarrhaus dagegen nicht als Drama an. Bei einem Verkauf, so argumentierte er, würde es ja nicht verschwinden, sondern bliebe als städtebaulicher Bestandteil erhalten. Wegen der Auflagen des Denkmalschutzes, meinte er weiter, gebe es auch keine Möglichkeiten, das Gebäude groß zu verändern.

Unter den im Publikum vertretenen Fürsprechern des Gebäudes erhob Architekt Hermann Sauter das Wort und appellierte an den Ausschuss, gegen einen Verkauf zu stimmen. Er hatte die kurz nach der Jahrtausendwende mit Fördermitteln des Landes vollzogene Pfarrhaus-Sanierung aus persönlicher Verbundenheit quasi ehrenamtlich als Bauleiter begleitet.

Außer der Schüz-Ausstellung, so Sauter, gebe es noch einen anderen Grund, das Pfarrhaus im Besitz der Stadt zu belassen. Der 1973 von der Stadt Haigerloch zum Ehrenbürger ernannte Stadtpfarrer Marquard Gulde habe dort 45 Jahre gelebt und gearbeitet. Er habe das Pfarrhaus zu einem Ort der Ökumene gemacht und für sein vielseitiges kulturelles Wirken in Haigerloch das Bundesverdienstkreuz bekommen.

An Monsignore Gulde erinnert übrigens ein Gedenkzimmer im Pfarrhaus, außerdem hängt ein Bild des Benediktinerpaters Desiderius Lenz dort. Lenz, ebenfalls Ehrenbürger der Stadt, war Begründer der Beuroner Kunstschule.

Wie die Idee zum Verkauf des Gebäudes zu Stande kam, erklärte Bürgermeister Heinrich Götz. Die Überlegung komme aus der Haushalts-Strukturkommission (Dieses Gremium macht sich Gedanken darüber, auf welchen Gebieten die Stadt Einsparungen erzielen kann). Zudem sei es die Bitte des Gemeinderates gewesen, einen etwaigen Verkauf im Städtischen Ausschuss zum Tagesordnungspunkt zu machen.

Dass das als Schüz-Museum genutzte Pfarrhaus leider kein allzu großer Publikumsmagnet ist, versuchte Götz anhand der Besucherstatistik darzulegen. Als noch Einzelkarten für das Museum angeboten wurden, besuchten es seinen Angaben zufolge zwischen 2010 und 2012 im Schnitt jährlich etwa 200 Personen. Seit es 2013 nur noch eine Kombi-Karte für alle Museen gibt, lässt sich eine Besucherzahl ausschließlich fürs Pfarrhaus nicht mehr feststellen, sie dürfte vermutlich aber nicht viel anders ausfallen.

Auch über jährliche Kosten für das Museum gab Götz Auskunft. Der Gebäudeunterhalt liegt laut ihm bei etwa 9500 Euro, dazu kämen 8000 Euro jährlich für die Instandsetzungsrücklage.