’Eine Auszeichnung für beide Seiten: Zunftmeister Hartwig Eger hängte Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Landschaftstreffen in Haigerloch den Zunftorden um. Archivfoto: Lenski Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Resümee nach großem Narrentreffen in Haigerloch fällt offen und ehrlich aus

Keine Frage, das Narrentreffen in Haigerloch Anfang Februar mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Ehrengast war ein Meilenstein in der Geschichte der Narrenzunft. Aber hat sich der Aufwand angesichts des Ertrags auch gelohnt?

Haigerloch. Darüber wurde in der Hauptversammlung der Zunft am Freitag ausgiebig debattiert. Denn eines wurde spätestens mit dem Bericht von Vereinskassierer Marco Bürkle deutlich: Nach dem Treffen zum 111-jährigen Bestehen der Narrenzunft Haigerloch und dem Kassensturz danach blieb unterm Strich zwar ein Plus hängen, gemessen am hohen organisatorischen und personellen Aufwand aber eher eines von der überschaubaren Sorte.

Aus Sicht von Zunftmeister Hartwig Eger gab es gleich mehrere Gründe für den aus wirtschaftlicher Sicht nicht ganz so durchschlagenden Erfolg des Narrenfestes.

Das lag in erster Linie daran, dass die Besucherzahlen bei den einzelnen Veranstaltungen an dem dreitägigen Narrentreffen hinter den Erwartungen zurückblieben.

Sowohl bei den beiden Brauchtumsabenden als auch bei den Brauchtumsvorführungen vor dem alten Feuerwehrhaus und dem Kindernachmittag in der Witthauhalle und erst recht beim großen aber leider verregneten Umzug mit 4000 Hästrägern am Sonntag fehlten die "zivilen" Teilnehmer.

Zunftmeister Eger zu dieser Situation: "Uns fehlt leider immer noch die zündende Idee, wie man Bürger der Haigerlocher Gesamtstadt und aus der Umgebung zur Fasnet animieren kann."

Aber es gab auch noch andere Gründe als nur mangelndes Publikumsinteresse. Um zum Beispiel geforderte verkehrsrechtliche Sicherheitsauflagen zu erfüllen, sind der Narrenzunft Kosten im fast fünfstelligen Bereich entstanden. Etwas, worüber auch Kassenprüfer Manfred Fischer den Kopf schüttelte.

Auch René Schatz, Landschaftsvertreter der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), hörte sich die Berichte von Zunftmeister und Kassierer aufmerksam an und fand klare Worte dazu. Den Fall Haigerloch empfand er als Paradebeispiel für eine behördliche Gängelung von Vereinen, die man sich so nicht bieten lassen dürfe. Schatz: "Ein Beispiel dafür, wie es eigentlich nicht sein kann."

René Schatz setzt auf einen Arbeitskreis auf Ministeriums ebene, der Lösungen für solche Dilemmata finde. Dies funktioniere aber nur, wenn nicht nur die 70 000-Mitglieder starke VSAN aufstehe und an die Regierung herantrete, sondern auch andere Verbände.

Doch der Landschaftsvertreter aus Obernheim hatte auch tröstliche Worte parat. Er bedankte sich im Namen der eingeladenen Narrenzünfte dafür, dass man in Haigerloch zu Gast sein durfte. Dem Gastgeber attestierte Schatz, eine Mammutaufgabe mit Bravour gestemmt zu haben.

Das sah auch Zunftmeister Hartwig Eger so. Auch wenn seine persönlichen Erwartungen manchmal vielleicht zu hoch gewesen seien, meinte Eger, habe man dieses Ereignis unterm Strich gut gemeistert, Er bedankte sich deshalb für die breite Unterstützung durch den Narrenrat und die Zunftmitglieder.

Das Landschaftstreffen, so der Zunftmeister weiter, habe Haigerloch weit über die Stadtgrenzen hinaus gewürdigt – auch wenn das von der Stadtverwaltung teilnahmslos hingenommen worden sei. Bekanntlicherweise hatte Bürgermeister Heinrich Götz aus privaten Gründen nicht am Narrentreffen teilgenommen. Über die üblichen Regularien der Hauptversammlung berichten wir noch.