Pfarrer Stanislaus Fechter, der "Stanes Hairle" beschrieb in seinen Memoiren einen Rundgang durch das Dorf Hart, wie es Mitte des 19. Jahrhunderts, noch existierte. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsgeschichte: Egidius Fechter spürt in seiner Geschichtswerkstatt der Herkunft Harter Nachnamen nach

Einen Blick ins Leben der Ortschaft Hart in früheren Jahrhunderten warf Egidius Fechter bei einem Vortrag im Rahmen der Geschichtswerkstatt in der ehemaligen Verwaltungsschule in Hart. Er offenbarte dabei interessante Details über die Herkunft heute geläufiger Harter Nachnamen.

Haigerloch-Hart. (ef) Im Staatsarchiv in Sigmaringen gibt es die Leibeigenenliste der einzelnen Gemeinden im ehemaligen Oberamt Haigerloch. Anhand dieser Liste aus dem Jahre 1549 lassen sich die meisten Familiennamen, die es heute in Hart gibt, herleiten. Es finden sich dort Bieger, Kessler, Klingler oder auch Mettler und Beuter.

Der heute am häufigsten in Hart vorkommende Name Fechter taucht auf dieser Liste jedoch nicht auf. Allerdings findet er sich auf der Leibeigenenliste in Bittelbronn, dort sogar mit dem Hinweis, dass die Fechter aus Esslingen kamen. Christophorus Fechter hat dann 1633 in Hart die Tochter von Fridolin Mettler geheiratet und so die Harter Fechter-Linie begründet.

Anhand der Einträge in den alten Kirchenbüchern konnte Egidius Fechter die jeweiligen Stammeltern der Harter Familien ausmachen. Diese sind Johann Beiter und Anna Gfrörer, sie heirateten im Jahr 1637. Dann Caspar Bieger und Maria Klingler, deren Hochzeit war im Jahre 1646. Stammvater Christophorus Fechter heiratete Katharina Mettler im Jahre 1633, und Jakob Kessler heiratete 1652 Marga Haid. Michael Klingler, der in Hart weit zurückreichende Wurzeln hat, heiratete 1653 Margaretha Lipp aus Ahldorf, also eine Auswärtige.

Doch weder die Nachnamen Leonharth (der Namen variiert in seiner Schreibweise) noch der heute weit verbreitete Name Mesam tauchen in den alten Leibeigenenlisten auf. Johannes Lenhart kam wahrscheinlich als junger Maurer von Tirol und konnte sein Geld zum Beispiel beim Kirchenbau verdienen, während die Mesam als Hirten nach Hart kamen.

Aus den Gerichtsakten im Staatsarchiv in Sigmaringen geht hervor, dass sowohl der Mauer Johannes Lenhart als auch der Hirte Georg Mesam sich durch "illegale fleischliche Vereinigung" – so die offizielle Schreibweise – mit den jungen Frauen (Anna Kessler beziehungsweise Veronika Leonharth) ihr Bleiberecht erworben hatten.

Zu großem Wohlstand sind beide aber durch die nachfolgenden Heiraten (1715 und 1730) wohl nicht gekommen, da sie nur den kleinen Besitz der jeweiligen Frauen erbten. Heute gibt es den Namen Lernhart in Hart. Martin Stehle, der wohl von Trillfingen kam, heiratete 1733 Magdalena Fechter und begründete so die Stehle-Linie in Hart.

In den Kirchenbüchern sind teilweise auch die jeweiligen Berufe der Männer festgehalten. Die großen Bauern in Hart waren die Fechter und die Bieger. Bei den Kessler, Klingler und Beuter waren schon im 18. Jahrhundert mehr Tagelöhner oder Handwerker angegeben. Die Mesam kamen wie bereits angedeutet als Hirten nach Hartund standen im Dienst der jeweiligen Bauern.

Anhand der Mesam-Linie zeigte der Referent die Entwicklung und Verzweigung der Familie vom 18. Jahrhundert an. Aus der einen Mesam-Linie stammten verschiedene Lehrer, zum Beispiel Johann Baptist Mesam oder Vinzenz Mesam. Dessen Sohn wiederum brachte es zum Gymnasialprofessor in Brüm in der Eifel. Mit Egidi Mesam gab es sogar einen Arzt in der Mesamfamilie, der in die Schweiz auswanderte und in Genf starb. Viele Mesams waren auch holzverarbeitende Handwerker wie Schreiner, Wagner oder Küfer.

Als akademische Ausbildungen blieb meist nur der Pfarrer oder später auch der Lehrer. Pfarrer Stanislaus Fechter, als "Baura-Hairle Stanes" durch viele Anekdoten in Hohenzollern bekannt geworden, schilderte in seinen Memoiren einen Dorfrundgang durch Hart Mitte des 19. Jahrhunderts.

An einigen Beispielen aus diesem Rundgang aber auch anhand der ersten Feuerversicherungsliste und einer Karte aus dem Jahr 1848 zeigte Egidius Fechter, wer in welchen Häusern wohnte und wie sich die Familien im 19. Jahrhundert entwickelten.

Durch die Verbindung der einzelnen Familien mit den jeweiligen Wohnhäusern konnte Egidius Fechter die Entwicklung des Dorfes schön verdeutlichen, eine ausführliche Beschreibung der Harter Familiengeschichten wird es im Harter Heimatbuch geben, an dem er derzeit arbeitet.