Auch ein Horn ist ein tolles Soloinstrument: Jürgen Gaus trat bei der "Romanze für Tenorhorn" den Beweis an. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Frühjahrskonzert zeigen Weildorfer Musiker eine reife Leistung und originelle Ideen

Von Thomas Kost

Haigerloch-Weildorf. Typisch Musikverein Weildorf. In seinen Frühjahrskonzerten spielt er nicht bloß Musik. Nein, die Blaskapelle erzählt seinem Publikum an solchen Abenden immer richtige Geschichten.

Das war auch beim Konzert am vergangenen Sonntag in der Haigerlocher Witthauhalle so. Dirigent Oliver Martini – für ihn war es das zehnte Frühlingskonzert mit dem MV Weildorf (siehe unten) – selbst kommentierte die neun gespielten Titel an diesem Abend und ließ die Musiker vor dem jeweiligen Musikstück immer wieder kurze Passagen anstimmen, damit dem Publikum gleich klar war, worum es geht. Ein guter Einfall war auch, auf eine Leinwand Bilder zu projizieren, die zur Musik passten.

Gleich zu Beginn des dreistündigen Konzertes mussten die Musiker über eine ganz hohe musikalische Hürde springen. Sie spielten "Das Große Tor von Kiew". Es ist das letzte in einer Reihe von zehn Bildern des Malers Viktor Hartmann, die Modest Mussorgsky zu einer Komposition inspiriert hatten. Dass das in einem gewaltigen Fortissimo endende Stück schwer zu spielen ist, hatte Martini vorher einleuchtend erklärt: "Es geht furchtbar an’d Luft. Man muss ständig schnaufen und immer spielen."

Etwas leichter ging’s weiter: Mit der "Ungarischen Rhapsodie" spielte der MV Weildorf ein heiteres Stück, das die Liebes- und Lebenslust der Ungarn charakterisierte.

Das "Blue Hole ist eine unterseeische Doline in der Karibik und gleichzeitig Tor in eine fantastische Unterwasserwelt. Die Faszination, die dieses Naturphänomen auf Taucher ausübt, arbeiten vor allem die Hörner und das hohe Blech mit ihrem fanfarenartigen Charakter heraus.

Mit neun Minuten das längste Stück war die konzertante Fantasie "Of Castles and Legends" von Thomas Doss. Eine dramatische Sinfonie, die vom Schicksal der Kugelsburg bei Volkmarsen erzählt. Sie wird von Raubrittern bevölkert, die eine schöne Jungfrau gefangen halten. Um der Schändung durch betrunkene Ritter zu entgegen, stürzt sich die Jungfrau schließlich aus dem Fenster in den Freitod. Seither erscheint sie immer wieder als weiße Frau.

Dieses Werk endete klanggewaltig und mit raschelndem Papier. Ein einfacher und doch wirkungsvoller Effekt – besser hätten die Musiker das knisternde Feuer der lichterloh brennenden Burg nicht darstellen können.

Mit dem Konzertmarsch "Domi Adventus" ging’s nach der Pause in den zweiten Konzertteil und jetzt brach vor allem die Zeit der Solisten an. Zunächst bei einem Medley mit Welthits von Frank Sinatra, in dem sich Inge Pfeiffer und Sabine Wannenmacher (Tenor- und Altsaxofon), Horst Strobel (Posaune) und Matthias Hipp, Isabell Riede und Christian Pfeffer (Hörner) hervortaten.

Dann ruhten alle Augenpaare auf Jürgen Gaus und seinem Tenorhorn. Er zeigte dennoch keine Nervosität und interpretierte die "Romanze für Tenorhorn" von Pavel Stanek mit Leichtigkeit und Gefühl, trotz schwierig und schnell zu spielender Akkorde.

Alexandra Strobel und Alexander Schäfer durften schließlich bei der selten gespielten Polka "Greif nicht nach den Sternen" ihr Gesangstalent beweisen und ganz am Schluss ging’s noch mal richtig ab: Der von einem echten Zug-Schaffner angekündigte "Schwaben-Express" kam mächtig in Fahrt.

Den Abend eröffnet hatte die Jugendkapelle Bittelbronn/Gruol/Weildorf/Stetten unter der Leitung von Ramona König mit dem heiteren "Verona", dem "Silver Creek Valley" aus der kanadischen Pionierzeit, "Children of Europe" und dem Schlager "Hello Marylou", den man vor allem von Sänger Ricky Nelson kennt.