Gut Ding braucht Zeit: Im Kühlschrank lagert Hellstern wochenlang das Bier in Magnum-Flaschen oder einem kleinen Fässchen, damit es die nötige Reife bekommt. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Dieter Hellstern aus Weildorf braut bei sich zu Hause Biersorten aus aller Welt

Von Thomas Kost

Haigerloch-Weildorf. Es gibt Leute, die machen ihr Hobby zum Beruf. Beim 47-jährigen Dieter Hellstern aus Weildorf ist es genau umgekehrt. Er tüftelt seit jüngster Zeit zu Hause mit Hilfe eines kleinen Braukessels an Biersorten aus der ganzen Welt.

Nicht Pils, Export oder Hefeweizen entstehen in seinem alten Bauernhaus, sondern im Schwäbischen eher wenig bekannte Biere wie Alt, Weizenbock, Amber und Brown Ale oder Porter-Bier. Und wenn der frühere Fußballspieler mit leuchtenden Augen von seinem Hobby erzählt, von Kalthopfung in den Flaschen nach englischer Tradition spricht und an nach Zitrus-Früchten duftendem Hopfen aus den USA schnuppern lässt, merkt man schnell: hier ist einer mit Hingabe am Werk.

Hellstern ist sozusagen ein alter "Zöhrlauter". 1983 hat er in der Schlossbrauerei das Handwerk des Bierbraueres und Mälzers gelernt und seine Ausbildung mit Belobigung abgeschlossen. Er verließ die Schlossbrauerei, bevor diese in wirtschaftliche Schieflage geriet und leider verschwand.

2006 kam er an die Baisinger Brauerei und ist dort im Gär- und Lagerkeller für die Herstellung von Weizenbier tätig. Dies mit großem Erfolg. Denn die Baisinger Biermanufaktur holte beim "European Beer Award" mit ihrem Kristall- und Hefeweizen schon vier Mal Gold.

Dass er auch zu Hause Bier brauen könnte, auf diesen Gedanken ist Hellstern gekommen, als er mit seiner Firma bei der "Nacht der Sieger" in Nürnberg war. Dort wurden in 52 Kategorien Biere aus über 40 Ländern vorgestellt, die Hellstern verkosten durfte.

Ungeahnte Geschmackserlebnisse taten sich dort für ihn auf. "Das probierst du mal selber", sagte er zu sich und kaufte sich einen 20 Liter fassenden Braumeister-Sudkessel und besorgt sich über berufliche Kontakte oder übers Internet Spezial-Malze oder -Hopfen, von denen es über 100 verschiedene Sorten gibt. Die Inspiration für seine Bier-Kreationen nimmt sich Dieter Hellstern aus dem Buch "Brauwelt", in dem über 117 Rezepte aus aller Welt stehen.

Freilich will er nicht im großen Stil ins "Heimbrauen" einsteigen. Es soll ein kleines Hobby nebenbei bleiben, das der Weildorfer vor allem in der kalten Jahreszeit ausübt. Drei Mal braut er zwischen November und März, insgesamt nicht mehr als 60 Liter. Der Zeitaufwand dafür ist nicht unerheblich Ein Brauvorgang dauert etwa sechs Stunden. Und nachher müssen alle Geräte auch wieder sauber gemacht werden.

Wenn das Bier richtig gut werden soll, dann braucht es vom Mälzen bis zur geschmacksveredelnden Nachgärung vor allem eines – Zeit. Hellstern: "Zeit ist der fünfte Rohstoff. Durch eine lange Gärung bei tiefen Temperaturen und einer kalten Reifung entstehen bessere, bekömmlichere Aromen." Fünf bis sechs Wochen gewährt der Brauer seinem Bier an Reifezeit.

Von Hellsterns Bier profitieren vor allem Verwandte und Bekannte – und natürlich er selbst auch; zum Beispiel an Weihnachten: Wenn andere sich beim Fest einen edlen Wein oder ein Glas Champagner gönnen, dann genießt er sein Selbstgebrautes: "Du kannst dann zu dir sagen, das habe ich von vorne bis hinten selbst gemacht, ein tolles Gefühl", sagt er nicht ohne Stolz.