Aug in Aug mit Graf Christoph, dem Erbauer der Schlosskirche: So was ist nur am Tag des offenen Denkmals möglich. Foto: Schwarzwälder-Bote

Tag des offenen Denkmals: In der Schlosskirche durften mutige Besucher auf Baugerüsten bis unters Dach steigen

Von Birgit Fechter

Haigerloch. In den Himmel reichte die Treppe entlang des Gerüsts in der Haigerlocher Schlosskirche nicht ganz, aber wer sie hochkletterte und direkt unter den Deckenfresken der Kirche stand, konnte sich zumindest dem Himmel ein Stück näher fühlen. Alle, die am Tag des offenen Denkmals diese Gelegenheit nutzten, waren beeindruckt.

Diesen Ausflug in luftige und sonst unzugängliche Höhen unter das Dach der Schlosskirche, hatte der Förderverein zum Erhalt der katholischen Kirchen in Haigerloch gemeinsam mit Architekt Bruno Siegelin möglich gemacht. Und damit wurden man dem Leitthema "Farbe", das für den Tags des Offenen Denkmals ausgegeben worden war, mehr als gerecht. Denn die Deckenfresken haben aus der Nähe betrachtete eine Leuchtkraft, die von unten kaum zu erahnen ist.

Und die mehr als 50 "Gerüstkletterer", darunter auch der neue Haigerlocher Stadtpfarrer Michael Storost, bekamen zumindest eine Ahnung davon, was die Künstler zur Zeit der Barockisierung geleistet haben. Die hatten kein sicheres Gerüst aus Metallstangen, um ihre Kunstwerke auszuführen.

Architekt Siegelin gab einen Überblick über den baugeschichtlichen Hintergrund der Schlosskirche, die um 1600 unter Graf Christoph von Hohenzollern zunächst als Renaissancekirche erbaut und 150 Jahre später unter Fürst Josef Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen barockisiert worden war – ohne Rücksicht auf die Statik, was sich heute an den Rissen im Gewölbe zeigt. Während in der Renaissance Architektur und Ausstattung der Kirche streng getrennt worden sei, hätten die Barockbaumeister die Einheit der Künste angestrebt. In diesem Zusammenhang freute sich der Architekt besonders darüber, dass der Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde musikalische Akzente setzte, denn dies vermittle in besonderer Weise den Eindruck von einem Gesamtkunstwerk. Der Architekt erläuterte auch die jetzigen Sanierungsarbeiten und die damit verbundenen Schwierigkeiten. So sei es, eine große Herausforderung, gewesen, sowohl innen als auch außen das Gerüst aufzustellen, das nun ein Bauwerk im Bauwerk ist. 110 Tonnen Gerüstteile wurden laut Siegelin verbaut.

Vor Ort unter dem Dach erläuterten Stadtführerin Claudia Sailer und Egidius Fechter die auf den Deckenfresken dargestellte Geschichte des Heiligen Christophorus, die der Barockisierer Fürst Josef zu Ehren des Erbauers Graf Christoph anbringen ließ. Sehr schön war unter der Kuppel auch zu sehen, wie die Architektur durch die Gemälde noch erhöht wird.

Die Besucher konnten sich hautnah überzeugen, dass zum Erhalt der Kirche noch große Anstrengungen nötig sind, und dass noch viel Geld gebraucht wird. Für die Sanierung der Schlosskirche wurden ursprünglich rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt.