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Von den Haigerlocher Crashtagen profitieren Versicherungsfachleute und die Feuerwehr

Knirsch! Quietsch! Schepper! Knall! Bumm! Puff! Keine Frage, es war eine wahre Materialschlacht, die sich da an drei Tagen beim Stettener Sportheim abspielte. Aber eine mit äußert ernsthaftem Hintergrund.

Haigerloch. Zum zweiten Mal hat Gemeinderat Matthias Deppert aus Stetten, im Berufsleben seit 16 Jahren als Kfz-Sachverständiger der W&W-Versicherungs-AG unterwegs, für sein Unternehmen in Haigerloch Crashtage organisiert.

Diese fanden auf dem Verkehrsübungsplatz in Stetten statt und etwa 100 Versicherungsfachleute aus ganz Deutschland nahmen daran teil. Vom Kfz-Sachverständigen über den Sachbearbeiter bis hin zum Schadensregulierer, kurzum alle, die mit Kfz-Schäden zu tun haben.

Der Aufwand war immens. Deppert hatte von seinem Arbeitgeber extra ein Budget zur Verfügung gestellt bekommen, mit dem er die Veranstaltung organisieren und vorbereiten konnte. Gut ein halbes Jahr an Zeit hat er dafür aufgewandt.

Größter Brocken: der Erwerb von möglichst intakten Autos. 33 solcher Fahrzeuge hat Matthias Deppert überall wo es sich ergab zusammengekauft. Dazu kamen diverse Utensilien: Zum Beispiel eine Leitplanke oder auch ein selbst gebastelter Fuchs.

Um einen Frontalaufprall simulieren zu können, hat der 44-Jährige sogar einen alten blauen Opel Corsa so präpariert, dass dieser nach dem Start selbstständig auf 50 Stundenkilometer beschleunigen und ohne Fahrer gegen stehende Autos crashen konnte.

Das Fahrrad oder der Einkaufswagen, die gegen die Fahrzeugseite schrammen. Der Stein, der mutwillig in die Frontscheibe geworfen wird. Der Zündschlüssel, der hässliche Kratzer im Lack hinterlässt. Das Wildtier das zum falschen Zeitpunkt die Fahrbahn kreuzt. Das Auto, in das eingebrochen wurde. Der Motorraum, der plötzlich brennt, der Hagel, der auf’s Auto prasselt. Kaum ein Szenario wurde bei dieser Schulung ausgelassen. An fünf verschiedenen Stationen stellten Deppert und seine Helfer 53 mögliche Schadensbilder nach.

Der Hintergrund dieser Fortbildung: viele Mitarbeiter von Versicherungen haben nur am Schreibtisch mit einem Schaden zu tun. Wenn sie diesen aber einmal in der Praxis sehen, bekommen sie ein viel besseres Verständnis für den jeweils abzuwickelnden Versicherungsfall. "Das hilft dabei, dass ein Schadensfall auch in der richtigen Abteilung landet und somit schneller bearbeitet werden kann", so Deppert.

Zwei Tage lang wurden die Versicherungsleute in Theorie und vor allem Praxis geschult. Und gerade Letzteres kam sehr gut an, weil alle auch aktiv mitmachen durften: Wann darf man schließlich einmal ungestraft einen Reifen aufschlitzen, einen Ziegel auf ein Auto werfen oder mit dem Vorschlaghammer ein Schiebedach zertrümmern?

Doch nicht nur die Versicherungsleute profitierten von den Crashtagen. Auch die Haigerlocher Feuerwehr konnte sich richtig austoben. Sie nutzte die Gelegenheit, um zwei Mal abends und einmal einen ganzen Tag lang die unterschiedlichsten Einsätze bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen oder mit brennenden Fahrzeugen zu üben. Bei diesem üppigen Fahrzeugreservoir ließen sich ganze Massenkarambolagen nachstellen. Auch die Jugendfeuerwehr und das DRK waren mit von der Partie.

Und letztlich hatte auch die Haigerlocher Gastronomie etwas von der Veranstaltung. Laut Matthias Deppert waren 70 Zimmer für die Versicherungsexperten gebucht.