Die Skizze zeigt die Abstände möglicher Windkrafträder auf der Hohwacht zu Ortschaften und Gemeinden in der unmittelbaren Umgebung. Foto: Kost/Karte: RVNA

Vorkommen gefährdeter Vogelarten und Blick auf Zollerburg: Geplante Anlage im Waldgebiet Hohwacht bewegt Gemüter.

Haigerloch - Muss man sich vor Infraschall fürchten? Wie realistisch sind die Windgeschwindigkeiten? Was ist mit dem Blick auf den Zoller? Wie viel Wald wird abgeholzt? Weit spannte sich das Spektrum der Fragen in der Diskussion mit dem Regionalverband Neckar-Alb (RVNA) über Windkraft im Waldgebiet Hohwacht.

Ein Haupt-Kritikpunkt bei der Suche nach Vorranggebieten für Windkraft setzte bei den Windgeschwindigkeiten an. Der Regionalverband Neckar-Alb stützt sich hier auf Daten aus dem Windkraftatlas des baden-württembergischen Umweltministeriums.

Dessen Werte, so kritisierte Walter Müller aus Vaihingen an der Enz, Mitglied des Landesverbandes baden-württembergischer Bürgerinitiativen gegen Windkraftanlagen in Natur- und Kulturlandschaften, seien jedoch ein reines Rechenmodell und würden von den tatsächlichen Gegebenheiten zum bis zu 30 Prozent nach unten abweichen.

Peter Seiffert, Leitender Planer des RVNA, bestätigte, dass auf der Hohwacht bislang keine Windgeschwindigkeiten gemessen und die für den Standort angegebene Windhöffigkeit (5,75 bis 6,25 Meter pro Sekunde) aus dem Windatlas übernommen wurden. Dessen Werte hielt er aber nicht für völlig unrealistisch.

Wenn sich zeige, dass bestimmte Voraussetzung nicht erfüllt werden, so ergänzte seine Kollegin Lena Dölker, dann entstehe in einem Plan-Gebiet auch nichts. Wobei auch sie davon überzeugt ist, dass der Windatlas die richtige Richtung aufzeigt.

Aufgeworfen wurden auch die Frage nach gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Infraschall, welche die RVNA-Planer nach gegenwärtigen Kenntnisstand nicht als gegeben sehen, zumal die Windkrafträder mindestens einen Kilometer von der nächsten Wohnbebauung entfernt sind – nicht wie vom Gesetzgeber gefordert nur 700 Meter.

Harts Ortsvorsteher Thomas Bieger fragte nach, wie viel Waldfläche für die Windräder abgeholzt werden muss. Aufgrund von Erfahrungswerten geht man von 0,5 bis 0,7 Hektar pro Rad aus, wobei der ökologische Ausgleich dafür möglichst in unmittelbarer Nähe geschaffen werden soll.

Haigerlochs Ex-Bürgermeister Roland Trojan warf dem Regionalverband vor, dass er dem Publikum in der Witthauhalle die Fotomontagen mit Windrädern vorenthalte, welche im Umweltbericht des RVNA zu finden sind. Trojan: "Diese Schaubilder zeigen sehr gut, was man den Bürgern vor die Nase setzt."

In der Tag geht der RVNA von Masten aus, die bis zum Rotornabe gemessen rund 140 Meter hoch sind. Rechnet man die Rotorenblätter hinzu, kann ein solches. Gebilde gut 200 Meter hoch sein.

Weitere Diskussionspunkte waren das Vorkommen gefährdeter Vogelarten wie dem Rot- oder Schwarzmilan, die Erdbebengefahr, die vom Hohenzollerngraben ausgeht, die wahrscheinlich beeinträchtigte Sicht auf die Zollerburg oder die Kosten für den Bau einer Zufahrt, nach denen Reinhold Dieringer aus Rangendingen fragte. Wegebau, so RVNA-Direktor Dirk Seidemann, sei aber nicht Thema des Regionalverbandes, sondern die Aufgabe eines Investors, der auf der Hohwacht Windräder bauen möchte.

So ging ein Abend zu Ende, an dem angeregt aber sachlich diskutiert wurde. Viele der Veranstaltungsbesucher unterhielten sich danach noch angeregt untereinander oder vertieften ihr Wissen an einem der vier vom RVNA aufgebauten Informationsstände. Als man beim Hinausgehen aus der Witthauhalle an einer Pinwand noch Punkte verteilen konnte, wie gut und informativ man die Veranstaltung gefunden hatte, klebten die meisten Punkte in der Kategorie "Gut".

Nur zwei Herren aus Grosselfingen traten nicht völlig zufriedengestellt den Heimweg an. Sie hatten insgeheim gehofft, dass bei der Informationsveranstaltung schon der Name eines Investors fällt. Dieser Wunsch erfüllte sich jedoch nicht.