Bio-Bauer Sven Maier aus Haigerloch hat Angst um seinen Hof. Die Wildschäden auf seinen Äckern gehen jährlich in die Tausende und gefährden seine Existenz. Foto: Beiter

Wildschweine richten hohe Schäden an. Haigerlocher Landwirt fühlt sich bedroht und von Jägern und der Stadt alleine gelassen.

Haigerloch - Demeter-Landwirt Sven Maier vom Hofgut Hospach in Haigerloch ist verzweifelt: Die Wildschäden in seinen Äckern im "Pechfeld" haben in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Von der Stadt Haigerloch fühlt er sich in seiner Existenznot nicht ernst genommen und im Stich gelassen.

Das Pechfeld scheint am Ende der Welt zu liegen und ein Ort zu sein, wo sich sprichwörtlich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Doch die Idylle trügt, sagt Bio-Landwirt Sven Maier, der mit seiner Familie den am vorderen Rand des Pechfelds gelegenen oberen Hospachhof bewirtschaftet. Denn die Maiers leben gefährlich.

Wildschweine und auch Wildschäden an den Feldern habe es auf dem Pechfeld schon immer gegeben, erzählt der junge Mann. Doch in den vergangenen Jahren hätten die von Rehen und Wildschweinen angerichteten Schäden auf seinen Feldern "rapide zugenommen", seien die Wildschweine eine echte Bedrohung für seinen Hof und auch für seine Familie geworden, sagt er. "Ohne Hunde und ohne Vergrämungsmittel können wir gar nicht mehr zu unseren Tieren auf die Weide", verdeutlicht der Landwirt die Gefahr.

Angst auch um die beiden Kinder

Bereits öfters hätten die Maiers beim Ausstecken der Weiden Schwarzkittel aufgescheucht. "Das ist dann nicht mehr lustig", meint er. Auch kämen die Tiere immer näher an den Hof und mittlerweile bis ans Stallgebäude heran. Seine Mutter traue sich kaum noch auf den direkt an den Hof grenzenden Kartoffelacker, weil auch dort Spuren der gefährlichen Tiere gefunden worden seien. Angst hat der junge Vater auch um seine beiden Kinder, die kaum noch ohne Aufsicht auf dem Hof sein könnten.

Seit 50 Jahren ist der Hospach-Hof in Familienbesitz. Sven Maier ist seit sechs Jahren der Chef und hat den Hof auf biologisch-dynamische Bewirtschaftung umgestellt. Und wie es aussieht, mögen die Schweine die gesunden und aktiven Böden, die Maier auf seinem Land damit geschaffen hat. Denn in dieser Zeit hätten vor allem die Schäden durch Schwarzwild massiv und kontinuierlich zugenommen, erklärt Maier.

20 Hektar messen seine Äcker im Pechfeld. Auf gut zwei Hektar hätten die Wildschweine die Äcker komplett umgegraben, rechnet er vor. Dort hat der Biolandwirt praktisch einen Totalausfall: "Nicht einmal das Stroh kann ich noch nehmen." Und mit der Verunkrautung, die auf den verwüsteten Flächen folge, habe er mit seinen sanften Bekämpfungsmethoden lange zu tun, bis diese wieder in gutem Zustand seien. So könne man an den Inseln mit Ackerdisteln in den Feldern auch gut die Schäden der vergangenen Jahre erkennen, erklärt er. Doch diese Zerstörung ist nicht das einzige, was die Schwarzkittel anrichten. 2013 hätten sie einen neu eingesäten Acker mit Saubohnen komplett wieder ausgegraben – "zwei Mal innerhalb kürzester Zeit", so Maier. 1600 Euro allein für das Saatgut hatte er damals bezahlt. Und auch die zertrampelten Laufwege der Sauen summierten sich und bescheren dem Bauern auf mehreren Hektar alljährlich schmerzhafte Ertragseinbußen.

Er selbst habe alles Mögliche unternommen, um sich vor den Schwarzkitteln zu schützen. Teures Vergrämungsmittel hat er ausgebracht, Solarlichter und auch Vogelscheuchen gegen die Schweine aufgestellt. Nichts habe so richtig geholfen, sondern nur viel Geld gekostet.

Nach Maiers Meinung müsste das große Waldstück im Dreieck zwischen Stetten, Owingen, Ostdorf und Erlaheim rings um das Pechfeld besser bejagt oder die Felder mit einem Elektrozaun geschützt werden. "Das hilft", ist er überzeugt.

Genauso wie eine gerechte Schadensregulierung sei dieser Schutz seines Eigentums und der seiner Nachbarn eigentlich Sache des Jagdpächters – und der Jagdgenossenschaft als Verpächter, und damit auch der Stadt Haigerloch, meint Maier. Doch mit seinen Forderungen stoße er dort seit Jahren auf fast taube Ohren. "Meine benahe wöchentlichen Meldungen werden meist einfach ignoriert", erklärt Maier. Vom einberufenen Schadensschätzer fühlt er sich nicht ernst genommen. Langsam habe er die Verzögerungstaktik satt, sagt er. Sein Ordner mit den aufgelisteten Wildschäden ist prall gefüllt, seine Schäden gehen alljährlich in die Tausende. "Auf Dauer kann ich das nicht durchstehen. Da steht mittlerweile die Existenz des Hofes und meiner Familie auf dem Spiel", lautet deswegen seine Sorge. Und mittlerweile habe er auch einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Denn "irgendwann ist halt mal genug".