Viel Diskussionsbedarf: Moderatorin Ute Kinn sortierte in der Schuldebatte im Bürgerhaus Gedanken und Argumente. Foto: Kost

Zukunft der Haigerlocher Schulstandorte weiter unklar. Ausschuss gibt keine Empfehlungen.

Haigerloch - Das wird kein leichtes Unterfangen für den Gemeinderat. Wenn er demnächst Entscheidungen über die Zukunft der Haigerlocher Schulstandorte treffen muss, dann wird er das ohne klares Signal aus dem erweiterten Schulausschuss tun müssen.

Denn der Schulausschuss mochte sich am Dienstag bei seiner dritten öffentlichen Sitzung im Bürgerhaus auf keinerlei eindeutige Handlungsempfehlung festlegen. Weder auf eine Verlegung der Grundschule von Haigerloch in die alte Werkrealschule nach Stetten, noch auf eine teilweise Verlegung von Real/Werkrealschule oder Gymnasium nach Stetten oder etwas ganz anderes.

Insofern muss der Gemeinderat nun das versuchen, was sich die Direktorin des Gymnasiums, Karin Kriesell im Verlauf des Abends eigentlich vom Ausschuss gewünscht hatte: Nicht die einzelnen Schulen gegeneinander ausspielen, sondern darüber sprechen, was optimal für die Haigerlocher Schullandschaft ist und deren Zukunft sichert. Allein schon dieser Spagat wird schwierig genug.

Abend liefert zwar kein handfestes Ergebnis aber doch ein paar Fakten

Immerhin filterte Moderatorin Ute Kinn aus der Debatte ein paar Fakten heraus, über die man diskutieren konnte. Raumbedarf gibt es und zwar hauptsächlich an der Realschule aber auch am Gymnasium. Die Witthauschule mit ihrer Außenstelle in Trillfingen (insgesamt 218 Schüler) kommt hingegen, mit ihren Ressourcen ganz gut zurecht. Schulleiterin Iris Schlegel: "Wir haben, was wir brauchen."

Am Gymnasium dagegen fehlt es nach Darstellung von Karin Kriesell nicht an Klassenzimmern, sondern eher an Fachräumen. Ab dem Schuljahr 2017/18 wird das Fach Informatik neu hinzukommen, dafür benötigt die Schule einen PC-Raum. Zudem fehlen laut der Schuldirektorin ein Technikraum für das neue Fach Biologie, Naturwissenschaft und Technik (BNT) und ein so genannter Präventionsraum, in dem vertrauliche Gespräche geführt werden können, wenn es um das Thema Mobbing geht.

Der Raumbedarf an der Eyachtalschule (Realschule/Werkrealschule) ist je nach Szenario deutlich größer. Laut Rektor Bernd Heiner gibt es zwei mögliche Perspektiven:

Szenario1: Bleibt die Realschule dreizügig und die Werkrealschule läuft weiter und wird nicht eingestellt – das könnte passieren, wenn die Anmeldezahlen in Klasse fünf fortlaufend unter 16 Kindern bleiben – dann herrscht bis ins Schuljahr 2022/23 hochgerechnet ein Bedarf von sieben Klassenzimmern.

Szenario 2: Die Werkrealschule bleibt dreizügig, die Werkrealschule läuft aber aus: dann gibt es zwar noch bis ins Schuljahr 2019/20 einen Engpass (fünf bis sechs fehlende Klassenzimmer), danach entspannt sich die Situation aber und ab dem Schuljahr 2020/21 würden lediglich zwei bis drei zusätzliche Klassenzimmern gebraucht.

Wobei Bernd Heiner ergänzte, dass auch das Lehrerzimmer viel zu klein sei und "keine artgerechte Haltung erlaube". Außerdem haben alle drei Schulen im Haigerlocher Schulzentrum ein gemeinsames Problem: Die Schulmensa ist zu klein und müsste eigentlich erweitert werden.

Aber egal, wie man auf die Situation reagiert – alles wird Geld kosten, wie Bürgermeister Heinrich Götz klar stellte. Würde man die Witthauschule nach Stetten verlagern, wäre dort nach seiner Schätzung eine Investition von rund 1,5 Millionen Euro fällig – hauptsächlich für einen Mensabau.

Allerdings, so der Bürgermeister weiter, seien bei Investitionen in Stetten mit Zuschüssen in Höhe von 40 Prozent der Baukosten zu rechnen, während es für den Bau eines neuen Gebäudes im Schulzentrum keine Zuschüsse geben würde. Bei einem Neubau zur Linderung der Raumnot – also dem "Elferbau" – werde man jedoch unter 3,5 Millionen Euro nicht wegkommen, schätzte der Bürgermeister.

Maximilian Groß vom Staatlichen Schulamt Albstadt bestätigte diese Sichtweise. Das Land stelle dann Fördermittel zur Verfügung, wenn "grundrissverändernde bauliche Maßnahmen erfolgen".

Selbst wenn man sich zu einem Neubau entschließe, warf jedoch Gruols Ortsvorsteher Otto Schneider ein, habe man für die nächsten drei, vier Jahre nichts gewonnen, weil die Realisierung der Baumaßnahme eben Zeit brauche.

Wie wäre es also übergangsweise mit Containern? Das wäre eine schnell umsetzbare Lösung, meinte Schulamtsvertreter Maximilian Groß . Er brachte als Alternative aber auch das in Bälde leere Missionshaus der Weißen Väter ins Spiel.

Doch auch solche Ideen verhafteten am Ende im Ansatz. So blieb Moderatorin Ute Kinn nach dreistündiger Debatte nichts anderes übrig, anstatt um einen Beschluss jedes Ausschussmitglied um ein kurzes persönliches Statement zu bitten. Vor allem Schulleiter und Eltern plädierten dafür, den Schulstandort Haigerloch mit drei Schularten auf einem Campus zu erhalten.

Das Schlusswort sprach der Bürgermeister. "Wenn wir gute Bildung wollen, müssen wir Geld in die Hand nehmen", meinte Götz und hoffte darauf, dass der Gemeinderat eine Lösung findet, die alle überzeugt.