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Schlössle-Exit: Gemeinderat beerdigt jegliche Sanierungsgedanken

Architekten, Ingenieure, Planer, alteingessene Haigerlocher, junge Neubürger mit Lust auf ihr Städtle und nicht zuletzt die Stadträte aus Haigerloch. Sie alle können die Hoffnungen auf eine Wiederbelebung des historischen Gasthauses Schwanen seit Dienstagabend begraben.

Haigerloch. Denn mit Blick auf die schwierige Finanzlage der Stadt und angesichts von Sanierungskosten in der Größenordnung von drei Millionen Euro plus X beschloss der Gemeinderat mit klarer Mehrheit den Ausstieg aus dem Projekt.

Der Schlössle-Exit also. Und das, obwohl Stadtkämmerer Timo Müller während der Debatte über die Zukunft der leer stehenden historischen Gastwirtschaft an der Hechinger Straße darauf hinwies, dass die Chancen auf eine Aufstockung von Fördermitteln für die Wiederbelebung des Schlössle sehr gut stünden. Das Regierungspräsidium Tübingen habe das aktuelle Konzept (Öffentliche und private Mischnutzung) für stimmig erachtet und sei bereit, die Sanierung zu unterstützen, so Müller.

Ohne Fördermittel könne man die Sanierung aber nicht stemmen. Der Kämmerer geht von rund 1,5 Millionen aus dem Landessanierungsprogramm aus. Dazu kämen vermutlich aus dem Ausgleichsstock 400 000 Euro hinzu. Selbst unter diesen Gesichtspunkten blieben immer noch 1,1 Millionen Euro übrig, welche die Stadt aus eigener Kraft finanzieren muss.

Wichtig, so Müller, sei es aber, endlich eine klare Aussage zum Schlössle zu machen, das erwarte das Regierungspräsidium. Denn das Förderprogramm für Haigerloch laufe aus und wenn man eine Aufstockung der Mittel wolle, müsse man sie zügig beantragen. Klar sei dann allerdings auch, so der Stadtkämmerer weiter, dass das Projekt dann im Haushalt 2017 auftauche und dafür etwas anderes gestrichen oder verschoben werden müsse.

Eine Aussage, bei der einige Gemeinderäte am Tisch zuckten. Worauf soll man denn 2017 verzichten oder welches Projekt zurückstellen?, fragte Walter Stocker (CDU) rhetorisch in die Runde. Die ebenfalls als wichtig eingestufte Sanierung des Freibades? Die Ausweisung eines Baugebietes in Trillfingen? Die Sanierung der Harter Turnhalle? Den Umbau der Grundschule in Bad Imnau? Den Kauf eines Feuerwehrautos für Weildorf? Niemand schrie bei solchen Fragen freiwillig hier.

Wer für die Schlössle-Sanierung plädierte, war der von der Stadtverwaltung eingeladene Bernd Jäger von der Firma JaKo – Baudenkmalpflege aus Rot an der Rot. Seine Überzeugung: "Es bringt einige Probleme mit sich, aber man kann aus dem Schlössle ein Leuchtturmprojekt mit landesweiter Ausstrahlung machen."

Er ist deshalb aufs Schlössle aufmerksam geworden, weil seine Firma an der Sanierung des Römerturms beteiligt war. Außerdem hat JaKo sich zur Aufgabe gemacht, "hoffnungslose Fälle" zu sanieren und sie sogar zu vermarkten.

Jäger bot dem Gemeinderat an, zu Kosten von rund 55000 Euro binnen der nächsten fünf Monate das Gebäude zu untersuchen ((3D-Laseraufmaß), ein Konzept zu entwickeln und eine baugesuchsreife Vorentwurfsplanung zu machen. Damit könnte man Mitte 2017 einen Bauantrag stellen und die Schlössle-Sanierung zwischen 2017 und 2019 umsetzen.

Losgelöst von allen bisherigen Überlegungen hat er sich erste Gedanken zum Schlössle gemacht. Klar ist für ihn, dass die öffentliche Hand die Initiative übernehmen muss. Jäger: "Um einen privaten Investor zu finden, ist das Gebäude zu groß, es ist für eine öffentliche Nutzung prädestiniert."

Eine Gastronomie ausschließlich auf einem Geschoss hielt er betriebswirtschaftlich für eine "Totgeburt". Man werde dafür keinen Betreiber finden, weder privatwirtschaftlich noch genossenschaftlich. Was für ihn ebenso ausscheidet, sind Wohnungen im ersten Stock. Dafür seien die Räume zu groß und zu hoch. Die Unterbringung einer Stadtbibliothek könnte er sich dagegen gut vorstellen. Und, um das Thema Gastronomie nicht ganz aufzugeben, könne man diese Bücherei mit einem Café "im kleinen Rahmen" kombinieren, so Jäger.

Doch im Endeffekt fielen seine Gedanken auf keinen fruchtbaren Boden. Letztlich habe man keine zündende Idee, was man mit dem Schlössle machen solle. Und noch einen Ausstellungs- und Museumsort brauche die Stadt nicht, so der nüchterne Tenor der Mehrheit. Damit war das Verdikt gesprochen.