Thomas Sinz aus Owingen arbeitet für den Deutschen Fußballbund in der Talentförderung. Als Stützpunktkoordinator für die Region WFV Süd arbeitet er mit 55 Honorartrainern zusammen. Alle haben ein gemeinsames Ziel: Nachwuchstalente für den deutschen Fußball entdecken. Foto: DFB

Thomas Sinz aus Owingen ist einer von vier DFB-Stützpunktkoordinatoren im Ländle. Erste Stufe der Talentförderung.

Haigerloch - Andre Schürrle, Samy Khedira, Mesut Özil: deutsche Spieler, die am Dienstag mit ihren Fußballkünsten die Welt verzückt und WM-Gastgeber Brasilien in ein Tal der Tränen gestürzt haben. Alle drei sind Talente aus der Nachwuchsförderung des Deutschen Fußballbundes (DFB). Dass solche jungen Spieler entdeckt und gefördert werden, dazu trägt auch Thomas Sinz aus Owingen bei.

"Kein Talent geht uns mehr verloren." Das hatten sich der DFB und weitere Fußball-Experten nach der desaströsen Rumpel-Europameisterschaft 2000 auf die Fahnen geschrieben und ab 2002 ein Talentförderprogramm entwickelt, das Kindern mit Fußballbegabung und Freude am Kicken eine Plattform bietet, auf der sie ihre Fähigkeiten entwickeln können. 366 Stützpunkte sind so quer durch die Bundesrepublik entstanden und bilden ein engmaschiges Netz zum Sichten junger Spielerinnen und Spieler. Solche gibt es auch in Baden-Württemberg, allein im Bereich des Württembergischen Fußballverbandes (WFV) 22.

Baden-Württemberg ist hinsichtlich der DFB-Nachwuchsförderung in vier Bereiche aufgeteilt: Nord- und Südwürttemberg, Nord- und Südbaden. Jede dieser vier Regionen wird von einem so genannten DFB-Stützpunktkoordinator betreut. Einer davon ist Thomas Sinz.

Der mittlerweile 43-Jährige hat nach dem Abitur in Hechingen an der Universität Tübingen Sportwissenschaften studiert und sein Studium als Sportpädagoge abgeschlossen. Der Owinger war aber nicht nur in der Theorie immer ganz nah dran am Fußball: Er hat in seinem Heimatverein SV Owingen und beim SV Gruol gekickt sowie beim VfR Herrenberg, bei der TSG Balingen, beim SV Böblingen in der Oberliga und – seine letzte Station – beim TSV Ofterdingen.

2002 beendete Sinz seine aktive Laufbahn und begann ein Engagement beim DFB in Frankfurt, Abteilung Talentförderung. Was die neue Nachwuchsarbeit des DFB betrifft, ist Thomas Sinz also ein Mann der ersten Stunde, und zwar zunächst als Trainer am Stützpunkt Herrenberg/Ergenzingen. Parallel dazu machte er eine Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln, die er 2005 als Diplom-Fußballlehrer abschloss.

Inzwischen ist Sinz DFB-Stützpunktkoordinator für den Fußballbereich WFV-Süd und für elf Stützpunkte verantwortlich. Er arbeitet mit 55 Honorartrainern – fünf pro Stützpunkt – und mehr als 600 Talenten aus etwa 500 Vereinen zusammen. Seine Aufgabe bringt es mit sich, dass er viel unterwegs ist: nicht nur zu Turnieren, sondern auch zu den regionalen WFV- oder DFB-Sichtungstagen, zum Beispiel beim Tag des Talents. Entdeckt er oder einer der anderen Trainer dabei einen talentierten Spieler, wird über die Jugendleiter der jeweiligen Vereine Kontakt aufgenommen und der Jugendliche zum Training im nächstgelegenen Stützpunkt eingeladen.

Die fußballerische Ausbildung am Stützpunkt oder im Heimatverein ist aber nur die erste Stufe der Talentförderung. Von dort aus können Jungkicker mit Potenzial und Willen in Nachwuchsleistungszentren aufrücken, zum Beispiel in das des VfB.

Einige vielversprechende männliche und weibliche Fußballtalente hat Thomas Sinz schon gesehen und mit ihnen zusammengearbeitet – beispielsweise mit Ömer Toprak, Daniel Caligiuri oder Mario Gomez, der am Stützpunkt Ristissen entdeckt wurde, aber auch mit den heutigen A-Nationalspielerinnen Kim Kulig oder Melanie Leupolz.

Natürlich schafft nicht jedes Talent den Sprung ganz nach oben. Dennoch ist sich Thomas Sinz sicher, dass in der Datenbank auf seinem Laptop ein paar Juwelen gespeichert sind, die in ein paar Jahren von sich reden machen – sozusagen die nächste Generation, die Deutschland weitere Fußball-Sommermärchen beschert. Alles in allem habe er eine Aufgabe, "die spannend ist und ständig neue Herausforderungen mit sich bringt", bilanziert Sinz.