Der Gemeinderat billigte den Bebauungsplanentwurf für die Eyachauen – dieser beinhaltet auch den Abriss des Küchenanbaus ans "Schlössle". Foto: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Schlössle: Gemeinderat beschließt de facto Abriss des Küchentraktes – Aus für Gastronomie-Projekt damit fast sicher

Von Thomas Kost

Haigerloch. Ade junge Gastronomie im historischen Gasthaus "Schlössle. Am Dienstag verabschiedete sich der Gemeinderat Haigerloch mit deutlicher Mehrheit von einem Konzept, das er noch im Juli 2014 geradezu begeistert befürwortet hatte.

Die Pläne eines in Haigerloch ansässigen Paares lassen sich allem Anschein nach nicht umsetzen. Zumindest nicht in der Art und Weise, wie sie vor gut 14 Monaten Gemeinderat und Öffentlichkeit präsentiert wurden. Damals war von einer Gastronomie mit 200 Quadratmeter großem Biergarten, mobiler Auftrittsbühne im Freien und im Winter eventuell einer Eisbahn die Rede. Allerdings auch von Erwerbs- und Investitionskosten in das denkmalgeschützte Gebäude im Rahmen von bis zu 2,5 Millionen Euro.

Trotz des Risikos begeisterte sich der Gemeinderat damals für das mutige Projekt. Es sei genau das, was man gesucht habe, freuten sich Vertreter aller drei Fraktionen über das Gastronomie-Konzept. Doch nun hat ein letzter Dominostein die Sache aller Wahrscheinlichkeit nach endgültig ins Kippen gebracht, Der Gemeinderat war nämlich am Dienstag darin gefragt, über den Bebauungsplanentwurf "Eyachaue" zu beschließen.

Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen: Denn in dem Bebauungsplan ist der Abriss des nicht denkmalgeschützen Küchentraktes vorgesehen, der auf der Eyachseite an die Gaststätte angebaut ist. Genau diesen Küchentrakt wollte das Investorenpaar aber in seinen ursprünglichen Plänen erhalten und weiter nutzen.

Ein Belassen des Anbaus, so argumentierte die Stadtverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage, hätte jedoch zur Folge, dass der Hochwasserschutz durch die Höhenlage des eyachseitig geplanten Radweges nicht gewährleistet werden könne. Deshalb sei ein Objektschutz zu Lasten des Eigentümers in Forum von Hochwasserschutzmauern erforderlich. Diese, so argumentiert die Stadtverwaltung, würden nicht nur zusätzliche Kosten von rund 100 000 Euro verursachen, sondern wäre auch optisch nachteilig.

Zudem läge das gesamte Areal der Brauereigaststätte im Überschwemmungsgebiet, so dass sämtliche bauliche Veränderungen ohnehin der wasserrechtlichen Genehmigung bedürften.

Nachdem die Verhandlungen über den Gebäudekauf beziehungsweise -verkauf bisher zu keinem Abschluss gekommen sind, empfahl Bürgermeister Heinrich Götz dem Gemeinderat dem Bebauungsplanentwurf samt Abriss des Küchentraktes zuzustimmen, damit man den Plan öffentlich auslegen kann.

Angesichts des bis nur noch bis April 2017 laufenden Förderprogramms für dieses Sanierungsgebiet könne man nicht länger mit einer Entscheidung zuwarten. Er selbst hätte das Projekt Gastronomie zwar für toll gefunden, aber es scheine eben nicht umsetzbar.

Karl-Heinz Schneider, Sprecher der CDU-Fraktion konnte sich mit dem Beschlussvorschlag zunächst nicht anfreunden. "Wir sollten diese Tür offen lassen, wenn vielleicht doch noch ein Gastronom kommt", meinte er. Seine Fraktionskollegin Kristin Koschani-Bongers war mit der Reihenfolge der verlangten Entscheidungen (erst Abrissdebatte/dann nichtöffentliche Diskussion über eine Nutzung) "nicht glücklich".

Aber es gab eben auch andere Stimmen aus der CDU. Angesichts der Situation müsse man wohl umdenken, meinten Hannelore Schick und Werner Pieper. Auch Walter Stocker hat nach eigenen Worten "immer mehr Zweifel" am Gastronomie-Projekt, weil sich die Sache nun schon so lange hinziehe. Oberste Priorität muss nach seiner Einschätzung die Wahrung der Gebäudesubstanz haben, denn die würde mit jedem Monat schlechter.

Markus Gauss von den Freien Wählern ergänzte, dass sich auch der Wirtschaftsausschuss der Stadt mit dem Thema befasst und sich angesichts des maroden Zustandes der Küche für den Abriss entscheiden habe.

Die anschließende Abstimmung sprach eine klare Sprache. 17 Gemeinderäte waren für Bebauungsplan und Abriss, sieben enthielten sich. Nur der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Hans Wiest stimmte mit Nein und hielt damit am ursprünglichen Gastronomie-Konzept fest.