Am Dienstag wurde am Landgericht Hechingen der Prozess gegen einen 48-Jährigen Mann fortgesetzt, der seine Stieftocher mehrfach sexuell missbraucht haben soll. Foto: Archiv

48-Jähriger wegen schwerem sexuellen Missbrauch angeklagt. Verhandlung am 19. Januar fortgesetzt.

Haigerloch/Hechingen - Jahrelang soll ein 48-Jähriger aus dem Raum Haigerloch seine Stieftochter sexuell missbraucht haben. Gestern wurde vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Hechingen die Anklage verlesen.

Demnach soll der Beschuldigte, der mit der Mutter der inzwischen 19-jährigen Geschädigten seit 2009 verheiratet ist, seine 1997 geborene Stieftochter zwischen 2009 und Ende 2015 insgesamt 37 Mal schwer sexuell missbraucht haben – und zwar auch durch vollzogene Geschlechtsakte.

In den ersten fünf Fällen war das Mädchen offenbar noch keine 14 Jahre alt, weshalb schwerer sexueller Missbrauch eines Kindes vorliegen würde; 19 Fälle geschahen angeblich, bevor das Mädchen 16 Jahre alt war, 13 Fälle vor deren 18. Geburtstag, dies wäre schwerer Missbrauch einer Schutzbefohlenen. Der Missbrauch soll in der Wohnung beziehungsweise in Räumen der Firma der Familie stattgefunden habe, außerdem auch im Urlaub in Italien und auf Teneriffa.

Verteidigerin Jasmin Wanka-Bachmeyer beantragte nach Verlesung der Anklageschrift, das Verfahren in den ersten fünf Fällen, bei denen es um den Missbrauch eines Kindes geht, einzustellen, da sich ihrer Meinung nach die Fälle weder räumlich noch zeitlich konkretisieren ließen. Staatsanwalt Markus Engel lehnte dies jedoch mit der Begründung ab, der Angeklagte, den er als "sexuellen Serientäter" bezeichnete, könne durchaus erkennen, worum es bei den Fällen gehe und sich entsprechend verteidigen. Der Angeklagte stammt nach eigenen Angaben aus Maulbronn und hat nach dem Hauptschulabschluss eine Lehre als Kfz-Mechaniker begonnen und abgebrochen. Er bildete sich danach zum Fenster- und Rollladenbauer aus und war in dieser Branche bis 2008 selbstständig. Mit seiner jetzigen Ehefrau gründete er 2008 eine Firma, aus der er inzwischen ausgestiegen ist. 2010 meldete er Privatinsolvenz wegen Schulden aus dem Rollladengeschäft an.

Er sei finanziell von seiner Frau abhängig gewesen, habe kein eigenes Konto besessen, erklärte der Angeklagte. Bis 2015 sei diese Konstellation gut gegangen, dann habe es wachsende Spannungen wegen des Geldes gegeben. Im Dezember 2015, so der 48-Jährige weiter, sei der Streit eskaliert. In diesem Zusammenhang seien dann auch die Missbrauchsvorwürfe aufgekommen. Der Beschuldigte gab vor Gericht weiter an, vor seiner Inhaftierung am 18. Juli 2016 in Pforzheim gelebt und sich mit Gelegenheitsjobs "über Wasser" gehalten zu haben. Bei den Angaben des Beschuldigten zu den Vorwürfen wurde die Öffentlichkeit dann ausgeschlossen.

Die Verhandlung wird am 19. Januar mit der Vernehmung von Zeugen fortgesetzt. Auch eine Sachverständige wird noch zu Wort kommen. Das Gericht lehnte einen Antrag der Verteidigung ab, den Angeklagten gegen eine Kaution von 30. 000 Euro und weitere Auflagen aus der Untersuchungshaft zu entlassen.