Foto: Wolff

Eine kleine Erlebnistour durch den Gutacher "Park mit allen Sinnen". Die Lust, sich ein bisschen zu quälen.

Gutach - Autsch! Mist! Ist das stachlig! Und vor allem: Warum finde ich das eigentlich so lustig? Ich laufe mit nackten Füßen über spitzige Tannenzapfen und grinse mir einen. Dabei fühlt sich das eigentlich gar nicht so witzig an, denn die Tannenzapfen sind spitz und kantig. Jetzt fressen sie sich zwar nicht gerade in mein Fleisch, aber sie stechen doch mit voller Begeisterung zu.

Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich das freiwillig mache. Und je länger ich über den Untergrund aus zapfenförmigen Stichwaffen laufe, desto eher wird mir noch etwas klar: Wenn mich Peter Reichle, Geschäftsführer des "Parks mit allen Sinnen", dazu einlädt, über Kohlen oder Glasscherben zu gehen – verdammt, ich würde es machen.

Die Frage, die ich mir stelle, stelle ich auch dem Mann, der neben mir läuft: "Warum mache ich das eigentlich?" Reichles Antwort fällt recht lapidar aus: "Weil es da ist." Warum besteigen Menschen den Mount Everest? Aus dem gleichen Grund: Weil er da ist. Klar, der Vergleich hinkt ein bisschen, immerhin ist meine Erfahrung ein Witz gegen so eine Bergsteigertour.

Und dennoch: Was da ist, probiere ich auch aus. Bin ich nicht vor einer Viertelstunde noch durch tiefe Schlammpfützen gelaufen? Hat sich der Dreck, in den ich meine Füße steckte, nicht sogar gut angefühlt? Hat er. Ja, wirklich!

Alleine stehe ich mit dieser Meinung übrigens nicht da. Reichle erzählt mir, dass das Schlammbad für die Füße mit am beliebtesten bei seinen Gästen sei.

Als ich auch die restlichen Untergründe ausprobiert habe – Rindenmulch zum Beispiel, Kies, Steine, Ton – versuche ich, meine anderen Sinne zu befriedigen. Immerhin wird das ja angeboten. Und was da ist... Ich streichle also über das Fell eines Fuchses, lasse mir die Ohren von Wölfen vollheulen und rieche mich durch einen Blumentunnel. Während ich mich durch den Park der Sinne bewege, fühle ich mich der Natur tatsächlich schön nahe – völlig egal, dass das Geheul von der CD kommt und der Fuchs nur ausgestopft ist.

Der Pfad ist zwei Kilometer lang. Manchen ist das zu viel, sagt Reichle. 95 Prozent seiner Gäste hätten aber viel Spaß in seinem Park. Nun habe ich das zwar nicht nachgeprüft, und nachgezählt habe ich es auch nicht, aber ich gehöre zur letzteren Gruppe.

Reichle erzählt mir, dass es bald eine Musikterrasse geben soll, von der aus Besucher den Ausblick ins Tal genießen können. Glaube ich ihm gerne. Und doch denke ich schon darüber nach, auf welchem Untergrund ich meine Füße sonst noch ein bisschen quälen könnte.