SchwaBo lesen und Kaffee trinken am Eiche-Tisch: Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter, und Geschäftsführerin Margit Langer nehmen Platz am Esstisch des umgebauten des Hermann-Schilli-Haus. Das umgebaute Haus des Museumsgründers gibt Einblicke in die Wohnkultur in den 80er-Jahren. Foto: Störr

Herrmann-Schilli-Haus wird am Sonntag auf dem Gelände des Freilichtmuseums eröffnet

Das Hermann-Schilli-Haus wird am morgigen Sonntag ab 11 Uhr eröffnet. Damit wird nach zweijähriger Planungszeit und anschließender achtmonatiger Bauzeit das Haus des Museumsgründers in den Rundgang integriert und Schillis Nachlass bewahrt.

Gutach. Beim Pressegespräch am gestrigen Freitag wurde schnell deutlich, welch ein enormer Aufwand hinter der Öffnung des Hauses steht. Wo bisher Depot- und Archivräume untergebracht waren, werden künftig Seminare und Veranstaltungen stattfinden. Außerdem wird die Dauerausstellung zur Wohnkultur in den 1980er-Jahren präsentiert, mit der besonders die 40- bis 60-jährigen Museumsbesucher emotional angesprochen werden sollen.

Geschäftsführerin Margit Langer sprach von einer "ganz grundlegenden Bereicherung der Museumslandschaft" und blickte auf die Anfänge 2012 zurück. Schon damals sei das Anliegen gewesen, das Hermann-Schilli-Haus in das Gesamtkonzept des Freilichtmuseums einzubinden und vom Erdgeschoss bis zum Dach für die Öffentlichkeit zu erschließen.

Der Umbau des Gebäudes kostet 420 000 Euro

In einem ersten Bauabschnitt wurden jetzt das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss aus- und umgebaut, die Kosten von circa 420 000 Euro wurden mit etwa 130 000 Euro aus Leader-Geldern gefördert. "Die Kosten entstanden in erster Linie für die Barrierefreiheit des Hauses, den Brandschutz und die wetterunabhängige Nutzung", erklärte Langer. In Richtung Julia Kiefer von der Leader-Geschäftsstelle bedankte sie sich besonders: "Ohne der Förderung hätten wir das Projekt nicht stemmen können." In einem zweiten Bauabschnitt soll ab dem Jahr 2019 das Dach mit einem etwa 200 Quadratmeter großen Ausstellungsraum ausgebaut werden. Architektin Sabine Schmid erklärte die bautechnischen Daten und Vorgaben.

"Die Besucher werden das Gebäude erst einmal bemerken müssen", blickte Thomas Hafen als wissenschaftlicher Leiter des Museums voraus. Früher habe an der Stelle der "Simmernbauernhof" gestanden, nach dessen Original-Plänen das Hermann-Schilli-Haus aufgebaut worden sei. "Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Bauernhaus, obwohl es nie so gedacht war", erklärte Hafen. "Das Gebäude wird erst jetzt durch die Nutzung sichtbar." Es werde für das Museum zurückgewonnen, die Devise laute: "Schützen durch Nützen". Durch die inhaltliche Anknüpfung an die Gegenwart sei es für Museumsbetreiber wie Besucher gleichermaßen ein Gewinn. Für die Dauerausstellung sei ein zeitgemäßes Familienmodell der Moderne mit Vater, Mutter und zwei Kindern gewählt worden, das sich deutlich von den ehemaligen Großfamilien unterschied.

Beim Rundgang betonte Hafen dann: "Es ist keine Wohnung, in der jemand wohnt – sondern eine Ausstellung. Und trotzdem werden die Besucher das Gefühl haben, dass sie jemanden kennen, der so wohnt." Erklärende Texte würden den Besucher nicht plakativ anspringen, sondern seien in Schubladen und auf Gegenständen aufgebracht. An der "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" erklärte Hafen die Schwierigkeit des datumgenauen Einrichtens einer Wohnung, denn es würde in Familien immer auch Erbstücke und Einflüsse aus früheren Jahren geben.

Im Jugendzimmer der 80er-Jahre liegen Platten und hängen Poster

Beim Telefonschränkchen im Hausgang verwies Hafen auf ein Telefonbuch von 1980, das noch gesucht werde. "Bisher konnten wir nur die 32-16-8 der Rosi aus dem Jahr 1980 feststellen", erklärte er lachend. Das typische Jugendzimmer zeigt sich typisch unaufgeräumt und mit Postern verziert. Musikplatten stapeln sich dort auf dem Boden.

Das Wohnzimmer wird von einer grünen Couchgarnitur samt eichener Rustikalmöbel dominiert, in der Schrankwand steht eine Reihe von fiktiven Familienbildern. Dass darauf die Museumsmitarbeiter in jungen Jahren zu sehen sind, lässt sich bei genauer Betrachtung erahnen.

In der Küche dudelt ein Radio, für dort wird ein Kühlschrank aus dem Jahr 1980 gesucht. Auch ein typischer Wandkalender von 1980 und eine Küchenuhr aus der Zeit würden noch fehlen. Im Esszimmer liegt derweil der SchwaBo auf dem Frühstückstisch. Wie austauschbar und relativ gleichförmig Wohnungseinrichtungen wurden, zeigt der Blick ins Schlafzimmer und der Hinweis auf den damaligen Versandhandel.

INFO

Programm

Die Eröffnung des Hermann-Schilli-Hauses ist morgen, Sonntag, ab 11 Uhr. Dort gibt es ab 14 Uhr ein großes Quiz und zwischen 11 bis 16 Uhr das Zeichnen des eigenen Traumhauses.