Das malerische Gutachtal als Kulisse für ein ernstes Thema: "Im Wartesaal der Träume" erzählt die Geschichte von Flüchtlingen, die sich auf den Weg nach Deutschland machen, wo sie weiter auf die Anerkennung, den Sprachkurs und die Arbeitserlaubnis warten müssen. Foto: Stangenberg

Ensemble des Projekts "Baal novo" beeindruckt Zuschauer beim Freilichtmuseum in Gutach

Sie warten auf die Flucht, die Ankunft und den Alltag: Mit dem Stück "Wartesaal der Träume" haben ausländische und deutsche Amateur-Schauspieler beim Vogtsbauernhof ihr Publikum berührt.

Gutach. Es ist ein Sommerabend beim Freilichtmuseum Vogtsbauernhof. Auf einer kleine Bühne stehen lediglich einige Stühle. Links und rechts ist die Bühne umrahmt von einfachen Containern. Im Hintergrund liegt die malerische Landschaft des Gutachtals, kurz nach Sonnenuntergang.

Vogtsbauernhof und Gutachtal bieten malerische Kulisse

Plötzlich schallt ein markerschütternder Schrei durch die Schwarzwald-Idylle. Eine Frau liegt schluchzend auf dem Boden, nachdem ihr Sohn ihr erzählt hat, dass er nach Deutschland gehen möchte. Denn in seinem Heimatland Syrien herrscht Krieg. Er träumt vom friedlichen Leben in der Bundesrepublik, begibt sich mit jungen Menschen auf ein Flüchtlingsboot, dass ihn nach Europa bringt. Gemeinsam warten sie auf die Ankunft an der griechischen Küste, die Fahrt über den Balkan nach Österreich, die Reise nach Deutschland. Dort angekommen hört das Warten nicht auf.

Mit "Im Wartesaal der Träume" erzählt ein Schauspielensemble aus Amateuren, zu denen Flüchtlinge, Migranten und Deutsche gehören, realen Erlebnisse und Erfahrungen als Geflüchtete – von der Entscheidung bis zur Ankunft in Deutschland, wo das Warten kein Ende nimmt: Sie warten auf die Anhörung, auf den Bescheid, auf die Duldung, auf die Anerkennung, auf eine Arbeitserlaubnis, auf eine Wohnung, einen Sprachkurs, oder im schlimmsten Fall auf die Abschiebung.

Handlung beruht auf den realen Erlebnissen der Schauspieler

Die Amateurschauspieler des integrativen Theaterprojekts des "Baal-novo Theaters Eurodistrict" mit Sitz in Offenburg und Strasbourg glänzen bei dem Theaterstück mit flüssigem Deutsch, aber vor allen Dingen mit Authentizität. Während des Stücks stoppt die Handlung mehrmals.

Einer der Mitwirkenden steht auf und erzählt dem Publikum seine eigene Geschichte, während das Publikum auf einer Leinwand die persönlichen Bilder und Videos der Schauspieler sehen. Die Migranten und Flüchtlinge berichten von ihrem Leben, Beruf und ihrer Familie in der Heimat – und ihren Träumen, Erwartungen und auch Enttäuschungen nach ihrer Ankunft in Deutschland.

Das Publikum lacht, denn nicht jede Szene ist melancholisch, sondern einige sind auch lustig. Dann schweigen die Zuhörer plötzlich, wenn die Grenze zwischen Schauspiel und Realität verwischt.

Zuletzt applaudieren und jubeln sie – denn das Schauspielensemble scheint letztlich jeden Besucher auf seine eigene Art und Weise berührt zu haben.

INFO

Transkulturelles Bürgertheater

Neben seinem professionellen Spielbetrieb baut Baal-novo als transkulturelles Bürgertheater das Theater der Migranten auf. Regelmäßig werden Projekte mit Flüchtlingen, Migranten und Deutschen erarbeitet. Ziel ist mittelfristig der Aufbau einer eigenen Sparte, die lebensnah, kraftvoll und authentisch, künstlerisch anspruchsvoll, die gesellschaftliche Wirklichkeit eines Einwanderers. Weitere Informationen gibt es im Internet www.baalnovo.com.