Welch schöne Beiträge die spanischen Arbeits- und Lebenskräfte nach Hornberg bringen, zeigen Vanessa Sanchez, Yolanda Sanchez und Carolina Castro mit einer Flamenco-Einlage. Foto: Dorn

Integration: Neues Projekt der AEF

"Neue Heimat Schwarzwald" heißt das Projekt der Hornberger Filiale der Academia Espanola de Formacion (AEF). Das Bundesamt für Migration (Bamf) fördert die Weiterbildung.

Hornberg. Die Hornberger AEF hat im vergangenen Sommer vom Bamf den Zuschlag für das Weiterbildungsprojekt erhalten. Der Stolz darüber war Alfredo Sanchez noch jetzt im Dezember anzumerken, als er vor über 80 Zuhörern das Projekt "Neue Heimat Schwarzwald" feierlich eröffnete.

Aus Bonn war die komplette Führungsriege der AEF angereist, darunter Vorstand Vicente Riesgo, Schriftführer José Haro Ibanez und Artur Kalnins, der Leiter des Projekts. Über die Laufzeit von drei Jahren sollen mit den Zuwanderern, ehrenamtlichen Helfern und der einheimischen Bevölkerung "Perspektiven entwickelt werden, damit der Schwarzwald zur neuen Heimat für alle wird", so heißt es in der Projektbeschreibung.

AEF-Präsident Riesgo stellte die Reizworte "Zuwanderung", "Integration", "Ländlicher Raum", kurz in den Fokus. In Bezug auf den Schwarzwald sei es laut Riesgo zur gelungenen Synthese der drei Begriffe gekommen. Eine Gesellschaft, in die Menschen nicht zuwandern können, ist nicht zukunftsfähig. Der Schwarzwald als ländlicher Raum mit Abwanderungstendenzen benötige neue Arbeitskräfte und Lebenskräfte. Zuwanderer seien, so Riesgo, dabei in der Pflicht, sich zu integrieren. Gleichzeitig haben sie aber auch das Recht, sich mit ihren Traditionen, Sprache und Kultur einzubringen. Respekt und Teilhabe müsse laut dem AEF-Präsidenten von beiden Seiten gelebt werden.

Die in Hornberg lebenden Flüchtlinge nutzten die Chance, sich vor dem Publikum bei ihren Lehrern vom AEF zu bedanken und Fragen zu stellen. Die deutschen Worte "Berlin" und "Transfer" ragten dabei aus dem arabischen Sprachstrom heraus: In "Berlin" werde nämlich entschieden, dass für geflüchtete Familien ein "Transfer" von Hornberg zu in andere Orte ansteht. Zumindest den Helfern im Arbeitskreis Asyl war schon vor der Übersetzung durch Dolmetscherin Touria Fischer klar, welche Existenzängste hier beschrieben wurden. Und dies ungeachtet dessen, dass in Hornberg wohnortnah Sprach- und Integrationskurse auf allen Niveaustufen angeboten werden und die Familien sich über Kindergarten und Sportvereine gerade begonnen hätten zu integrieren.

Worum geht es beim Projekt "Neue Heimat Schwarzwald"? Die Weiterbildung richtet sich sowohl an Zugewanderte als auch an Ehrenamtliche. Die ersten drei Bausteine sind bereits terminiert. Im Februar, April und Juni 2017 wird es in Workshops darum gehen, interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln, den Ehrenamtlichen wichtige Fachinformationen an die Hand zu geben und die Zugewanderten über die reinen Sprachkurse hinaus mit den besonderen Gepflogenheiten im Schwarzwald vertraut zu machen. "Mülltrennung" und "Nachtruhe" seien für das Verhältnis zur Nachbarschaft in den ersten Monaten wichtig. Spätestens beim "Frühjahrsputz" sei es mit dem reinen Vokabelpauken nicht getan. Wer als Zuwanderer diesen verstehen will, der muss Bescheid wissen über die sogenannten Wirkkomponenten "dunkler und kalter Winter", "Jahreszeitenwechsel" und "kollektiver Putzwahn".

Projektleiter Artur Kalnins führte in dieser Kategorie noch zahlreiche weitere amüsante Beispiele an. Und wo Worte vielleicht nicht vorhanden sind, können auch Bilder helfen, die Hornberger Künstlerin Marielouise Ertlé mit den Flüchtlingen gemalt hatte. Die Ergebnisse konnten die Besucher konnten an dem Abend bewundern. Eine große Rolle spielt natürlich auch der Sport. José Ibanez erinnerte sich, wie er 1964 nach Deutschland kam. Der Sportverein DJK 1923 Adler Bochum-Riemke sei die Bühne gewesen, auf der er ungeachtet aller Sprachbarrieren seine Talente einbringen konnte.

Vielleicht werden auch in Hornberg solche Erfolgsgeschichten geschrieben werden und im Jahre 2050 wird sich ein dann gut integrierter Syrer positiv an seine Fußballzeit beim VfR 1908 Hornberg erinnern.

Damit dies gelingen kann sind alle aufgerufen, sich in dem Projekt der Spanischen Weiterbildungsakademie zu engagieren, denn der "Stundenplan" bis 2019 kann und wird sich an den Bedürfnissen vor Ort orientieren.